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Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Titel: Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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auswählt, die Heilige mit den Kerzen im Haar. In diesem Stück gibt es einen bigotten Chorleiter, der das Mädchen nach dem klassischen schwedischen Schönheitsideal aussucht. Er wählt ein hübsches, blondes Mädchen, das aber eine tyrannische Zicke ist. Mia hatte ein Mädchen gespielt, das nicht ausgewählt wird, weil es schwarz ist, obwohl es ein reines Herz hat. Während der Feier sollte das zickige Mädchen den Umzug anführen, dabei stolpern, und ihre Haare sollten Feuer fangen, weil sie so viel Haarspray benutzt hat. Mias Figur sollte die Flammen löschen. Für mich klang das Stück ziemlich seltsam. Noch skurriler fand ich, dass es nach der falschen Prozession eine echte gab, die Mia als Santa Lucia angeführt hat. Sie sagte, die ganze Geschichte sei eine einzige Qual gewesen. Nach dieser peinlichen Aufführung hatte sie sich geschworen, nie wieder vor Publikum aufzutreten.
    Mitten in der Unterhaltung reagierte Mia heftig auf jemanden, den sie hinter mir entdeckte. Ich drehte mich um und sah, wie Håkan in das Essenszelt marschierte. Mia lief hinterher. Ich folgte ihr und fand im Zelt einen ziemlichen Aufruhr vor. Håkan hatte einen jungen Mann beim Kragen gepackt, einen attraktiven Jungen Anfang zwanzig mit langen blonden Haaren und einem Ohrring. Er war groß und sportlich, aber körperlich hatte er keine Chance. Håkan drückte ihn gegen die Zeltwand und warf ihm wütend vor, er würde mit seiner Tochter herummachen. Mia lief zu ihnen, hielt Håkan am Arm fest und sagte, sie würde den jungen Mann nicht mal kennen. Håkan glaubte ihr nicht, er wartete auf eine Antwort von dem Jungen, der einen Blick auf Mia warf und lachte. Er meinte, wenn sie das Mädchen sein sollte, wäre Håkan verrückt, er würde nicht auf schwarze Mädchen stehen. Genau gesagt benutzte der junge Mann eine scheußliche rassistische Beleidigung, die ich nicht wiederholen werde. Jeder im Zelt verachtete ihn dafür, nur einer nicht. Håkan beruhigte sich sofort, als ihm klar wurde, dass der junge Mann ein Rassist war. Die Information, die Håkan von seinen Spionen bekommen hatte, war falsch. Er entspannte sich wieder. Wie ich schon gesagt habe, für ihn ging es nur um den Besitz. Statt den jungen Mann für seine widerliche Bemerkung zusammenzustauchen, entschuldige Håkan sich bei ihm, weil er ihn zu Unrecht beschuldigt hatte.
    Mia war tief getroffen. Sie ließ ihren Müllbeutel fallen und lief aus dem Zelt. Ich ging zu Håkan und riet ihm, er solle ihr nachgehen. Håkan starrte mich nur hasserfüllt an. Seine Augen waren rot. Er hatte getrunken, aber er war nicht betrunken oder hatte die Kontrolle verloren. Er meinte, ich sollte mich um meinen eigenen Kram kümmern. Als er in der Menge an mir vorbeiging, die Arme an den Seiten, ballte er eine Hand zur Faust und drückte sie fest gegen meine Möse, er presste seine Knöchel durch mein Baumwollkleid, dass ich nach Luft schnappte, und ging dann weiter, als wäre das nur ein Zufall gewesen. Hätte ich geschrien, hätte er es abgestritten. Er hätte mich als Lügnerin bezeichnet. Oder gesagt, das Zelt sei so voll, dass er mich nur aus Versehen berührt hatte. Ich spürte seine Hand noch, als ich wieder im Bierzelt war, als wäre ich aus Teig und der Abdruck würde nie wieder weggehen.

I CH FRAGTE MICH, OB MEINE MUM dieses Wort – Möse – gebraucht hatte, damit ich ihren Schock ansatzweise nachvollziehen konnte, damit ich ahnte, welchen bleibenden Eindruck seine Faust hinterlassen hatte. Wenn das ihr Ziel war, hatte sie es erreicht, weil ich das Wort noch nie von ihr gehört hatte. Hatte sie damit noch mehr beabsichtigt? Vielleicht fand sie, ich würde zu gelassen wirken. Nach der Herzlichkeit und Nähe, die wir gerade geteilt hatten, wollte sie mich vielleicht warnen, dass sie mich nicht vor der Wahrheit schützen würde, und mich daran erinnern, dass es um Gewalt und Finsternis ging und sie alles schonungslos offenlegen würde.
    Sie zog eine zweite Einladung aus ihrem Tagebuch, die deutlich teurer aussah, und legte beide nebeneinander auf den Tisch, damit ich sie vergleichen konnte.
    Das ist die Einladung zu dem feineren zweiten Midsommarfest. Den Qualitätsunterschied siehst du selbst. Auf dieser steht mein Name von Hand in schwarzer Schnörkelschrift. Sie haben meinen zweiten Vornamen Elin dazugeschrieben, aber nicht Chris’ zweiten Vornamen, was komisch ist. Woher kannten sie ihn, und warum haben sie es nicht bei beiden gleich gemacht? Ich habe meinen zweiten Vornamen nie jemandem

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