Ohne jedes Tabu
einfach nur da und haben uns angeschaut. Das Nächste, was ich noch weiß, war … dass wir …”, ihre Wangen röteten sich, „… im Bett gelandet sind.”
„Wenn es etwas gibt, was mich nicht überrascht”, sagte er und beugte sich näher zu ihr, „dann ist es das.”
Der heisere Klang seiner Stimme und seine Knie, die ihre Oberschenkel berührten, machten es ihr schwer, noch einen klaren Gedanken zu fassen. Zweifellos war die körperliche Anziehungskraft zwischen ihnen enorm groß. Was genau der Grund gewesen war, warum sie sich damals von ihm fern gehalten hatte bis es sie überwältigt hatte. Warum sie auch jetzt Distanz zu ihm wahren sollte.
„Raina.” Er hielt ihren Blick fest. „Was auch immer ich in meinem Leben schon angestellt habe, ich war noch nie unachtsam, wenn es um Sex ging. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir eine ganze Nacht zusammen verbracht haben, ohne dass wir verhütet haben.”
Ihre Wangen färbten sich flammend rot. Sie hatte gewusst, dass diese Fragen auftauchen würden und dass sie sie beantworten musste, aber das machte es nicht einfacher. „Natür lich haben wir das.” Raina faltete die Hände im Schoß und senkte den Blick. „Aber wir haben wohl, na ja, es war mehr als …” Sie schluckte. „Es war eine lange Nacht, Lucian. Ich vermute, dass wir bei einem Mal nicht ganz so vorsichtig waren wie bei den anderen Malen.”
„Ich verstehe.”
Sie brachte es nicht über sich, ihn anzuschauen, wollte den ärgerlichen Ausdruck nicht sehen, den sie in seinen Augen vermutete. Doch unabhängig davon, was jetzt geschehen würde, niemals würde sie jene Nacht bereuen oder bedauern, dass damals Emma gezeugt worden war. „Während der nächsten Wochen habe ich meine Erschöpfung einfach dem Umzug und der vielen Arbeit zugeschrieben”, fuhr sie fort. „Nach dem dritten Monat ahnte ich, dass etwas nicht in Ordnung war. Ein Schwangerschaftstest bestätigte meinen Verdacht.”
„Und dann hast du mich angerufen?”
Sie nickte. „Ich gebe zu, dass ich Angst hatte, doch ich fand, dass du es wissen solltest.”
„Bis ich mich dann nicht mehr an dich erinnerte”, fügte er seufzend hinzu.
„Ja.”
Eine ganze Weile schwieg Lucian, bevor er aufstand, zur Spüle ging und Raina dann wieder anschaute. Sein Gesichtsausdruck war ernst, seine Lippen waren zu einer dünnen Linie verzogen.
„Mir scheint”, sagte er gepresst, „es gibt nur eine einzige Lösung für unser Problem. Wir müssen heiraten.”
Rainas Gesichtsausdruck wechselte von Verwirrung zu Schock. Das hatte Lucian erwartet. Himmel, niemand konnte geschockter sein als er.
„Was hast du gesagt?”
„Wir können morgen früh das Aufgebot bestellen, sofort danach die nötigen Papiere besorgen und dann, sobald wie möglich, zum Standesamt gehen.”
Sie starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Offenbar hat der Unfall nach der Hochzeit deinen Kopf doch mehr in Mitleidenschaft gezogen, als du geglaubt hast.”
Er hatte Widerstand erwartet, aber ganz sicher nicht Sarkasmus. „Pass auf, ich verstehe ja, dass dich das unvorbereitet trifft.
Ich gebe zu, dass ich mich auch erst an die Idee gewöhnen musste, aber wenn du darüber nachdenkst, dann wirst du erkennen, dass es das einzig Vernünftige ist.”
„Wenn ich darüber nachdenke?”
„Genau.”
„Das einzig Vernünftige?”
Warum, zum Teufel, musste sie alles wiederholen? „Ja.”
Sie vergrub das Gesicht in den Händen. Als ihre Schultern anfingen zu beben, kam er zu ihr. Himmel, er hatte sie doch nicht zum Weinen bringen wollen.
„Raina, es ist das Beste, wir müssen doch an Emma denken und …” Er hielt abrupt inne. „Lachst du etwa?”
Raina hob den Kopf und wedelte mit der Hand, um Lucian zu bedeuten, dass sie noch einen Moment Zeit brauche, bevor sie erneut von einem Lachanfall ergriffen wurde.
Wütend verschränkte Lucian die Arme vor der Brust und wartete. „Und? Bist du jetzt fertig?”
Mit Mühe fasste sie sich wieder und stand dann auf, während sie sich die Tränen aus den Augen wischte. „Du denkst, dass es vernünftig sei, dich zu heiraten? Das ist ja wohl das Lächerlichste, was ich je gehört habe.”
„Ach ja?” Er machte einen Schritt auf sie zu. „Und was wäre daran so lächerlich?”
„Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, Lucian Sinclair. Vernunftehen sind aus der Mode gekommen.”
„Verdammt, Emma ist meine Tochter, und ich versuche, das Richtige zu tun.”
„Das können wir auch, ohne zu
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