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Ohne jedes Tabu

Ohne jedes Tabu

Titel: Ohne jedes Tabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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verlängern. Wenn sie zur Schule kommt, werden wir über Ferien und Feiertage reden. Jetzt muss ich aber zurück.” Sie stand auf und zog ihre Schuhe an.
    „Ich bin schon viel zu lange weg, und Emma ist inzwischen bestimmt aufgewacht.”
    Diese Frau ist so verflixt stur, dachte Lucian, als er ihr aus dem Wohnwagen folgte. Ihre steife Körperhaltung verriet ihm, dass sich weitere Diskussionen erübrigten. Was wahrscheinlich das Beste war, denn sonst hätte er doch noch angefangen zu brüllen.
    Die Fahrt zurück zu Gabe und Melanie verlief in angespanntem Schweigen.
    Als Lucian vor Gabes Haus parkte, stieg Raina sofort aus. Sie war bereits auf der Veranda, bevor er den Motor ausgeschaltet und sie eingeholt hatte. Verflixt, sie hatten nicht einmal über Unterhaltszahlungen oder Krankenversicherung gesprochen. Er würde das nicht einfach übergehen, nur weil sie nicht darüber reden wollte.
    Er packte sie am Arm, als sie die Haustür öffnen wollte. „Pass auf, Raina, du und ich, wir müs sen …”
    Sie erstarrten beide, als sie Abby mit besorgtem Blick und mit Emma auf dem Arm vor sich stehen sahen.
    „Was ist los?” fragten sie gleichzeitig.
    „Melanie”, erklärte Abby gepresst. „Gabe ist gerade mit ihr ins Krankenhaus gefahren. Sie hat plötzlich Blutungen bekommen.”
    Raina hatte Krankenhäuser schon immer gehasst, den Geruch nach antiseptischen Mitteln, das kalte Licht in den Fluren und Zimmern. Sie war erst achtzehn gewesen, als ihre Mutter in einem Krankenhaus in Los Angeles ihrem Krebsleiden erlag, nachdem sie die letzten zwei Wochen bei ihr gewacht hatte. Sie hatte versucht, ihren Vater aufzuspüren, doch der war weggezo gen, und sie hatte keine Ahnung gehabt, wohin. Sie wusste es immer noch nicht.
    Nachdem sie ihre Mutter beerdigt hatte, war sie mit einem Stipendium aufs College gegangen, hatte als Fotomodell gearbeitet und die Vergangenheit hinter sich gelassen - mit Ausnahme von Melanie. Bis Emma geboren wurde, war Melanie, ihre langjährige Freundin, ihre einzige Familie gewesen. Und jetzt lag Melanie im Krankenhaus.
    Innerlich vor Angst zitternd, saß Raina im Wartezimmer und hatte die Augen geschlossen. Plötzlich legte ihr jemand fürsorglich den Arm um die Schultern.
    „Raina”, hörte sie Lucian sagen, „es geht ihr gut. Es geht ihnen beiden gut.”
    Noch immer benommen schaute sie auf, drehte sich zu ihm und umklammerte die Aufschläge seiner Jeansjacke. „Wirklich?
    Jetzt erzähl schon!”
    „Melanie ist noch ein wenig schwach von dem Kaiserschnitt, aber es ist alles gut gegangen. Und so, wie meine neue Nichte schreit, würde ich sagen, ihr geht es bestens.”
    „Dem Himmel sei Dank.” Tränen der Erleichterung liefen ihr über die Wangen. „Ein Mädchen, sie hat ein kleines Mädchen.
    Bist du sicher, dass sie wohlauf sind?”
    „Alle Tests waren perfekt.” Lucian lächelte sie an. „Wenn du dir um jemanden Sorgen machen möchtest, dann um Gabe. Er sieht ziemlich mitgenommen aus.”
    Raina lachte. „Was ist passiert?”
    „Gabe ist noch immer etwas durcheinander, aber soweit ich das verstanden habe, hätte es durchaus schlimm enden können.
    Doch weil er sie so schnell ins Krankenhaus gebracht hat, konnten sie einen Kaiserschnitt machen, bevor es kritisch wurde.”
    „Ich hatte solche Angst.” Erneut zitternd, presste sie ihr Gesicht gegen seine Brust. „Schreckliche Angst.”
    „Es ist alles gut, Liebling”, murmelte er und zog sie an sich.
    „Komm jetzt mit, und sieh dir meine neue Nichte an. Sie ist winzig und sehr süß. Kayla soll sie heißen.”
    „Kayla.” Raina lächelte. Sie wusste, dass Melanie und Gabe sich auf diesen Namen geeinigt hatten, wenn es ein Mädchen werden würde. „Wir müssen Abby und Sydney anrufen. Sie werden auch schon ganz unruhig sein.”
    „Callan kümmert sich darum.” Lucian strich ihr eine Locke aus dem Gesicht. „Hör auf, dir Sorgen zu machen.”
    Sydney hatte Kevin aus der Schule abgeholt und ihn nach Hause gebracht, während Abby bei Emma geblieben war. Cara und lan waren auf dem Weg von Philadelphia hierher ins Krankenhaus. Auch Reese und Callan waren vor ein paar Minuten gekommen und gleich losgezogen, um sich um Gabe zu kümmern.
    Es erstaunte Raina, wie schnell alle für Melanie da gewesen waren. Zweifellos gab es keinen Sinclair, der nicht alles für seine Familie tun würde. Und Emma wäre ein Teil dieser Familie, erkannte Raina voller Freude. Egal, was geschehen würde, jeder Sinclair wäre für Lucians Tochter da. Emma

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