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Ohne jedes Tabu

Ohne jedes Tabu

Titel: Ohne jedes Tabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara McCauley
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sie viel zu Hause gewesen wäre, seit sie und Emma wieder in New York waren. Sie hatte fast jede Minute ihrer Zeit damit verbracht, ihre Modenschau auf die Beine zu stellen. Mit Ausnahme von heute hatte sie Emma und ihr Kindermädchen jeden Tag mit in ihr Studio genommen, so dass niemand zu Hause gewesen war. Aber sie hatte einen Anrufbeantworter. Er hätte eine Nachricht hinterlassen können.
    Oder sie hätte ihn anrufen können.
    Sie hatte den Telefonhörer während der letzten sechs Tage mindestens ein Mal täglich in die Hand genommen, mit der Absicht, Lucian anzurufen - nur um ihn sofort wieder aufzulegen.
    Warum fiel es ihr so schwer zu sagen, dass es ihr Leid tat?
    Raina blies sich eine Locke aus den Augen und schnitt noch einen losen Faden vom Saum des Nachthemdes. Sie hatte sich zwar schon auf der Hochzeitsfeier entschuldigt, doch sie wusste, dass sie es noch einmal tun musste. Zugegeben, sie hatte ein wenig überreagiert auf diese gut aussehende Blondine. Aber als sie gesehen hatte, wie dieses Flittchen Lucian frech auf den Mund geküsst hatte und wie eine Klette an ihm gehangen hatte, na ja, was hätte sie denn da empfinden sollen? Am liebsten hätte sie der Frau die Augen ausgekratzt.
    Diesen Wunsch verspürte sie leider immer noch.
    Nach der Hochzeitsfeier, als schließlich alle gegangen waren, hatte Lucian sicher erwartet, sie würde ihn in ihr Schlafzimmer einladen. Aber das hatte sie nicht getan. Sie war nach dem langen Tag ziemlich abgespannt gewesen. Wenn sie im selben Zimmer geschlafen hätten, hätte sie es nicht mehr geschafft, ihn abzuwehren, und sie hätten sich geliebt. Mehr noch, so verletzlich wie sie sich an dem Tag gefühlt hatte, hätte sie wahrscheinlich völlig die Kontrolle über sich verloren und ihm gestanden, dass sie ihn liebte. Dass sie nicht gehen wolle. Dass sie eine wirkliche Ehe mit ihm wolle.
    Also hatte er auf der Couch geschlafen, und sie hatte allein in dem riesigen Doppelbett gelegen und hatte ihren Tränen freien Lauf gelassen.
    „Raina, wolltest du die schwarzen Pumps mit den zehn Zentimeter hohen Absätzen zu dem schwarzen Spitzen-BH oder zu dem roten Satin-BH?”
    Raina schaute auf, als sie die Stimme ihrer Assistentin hörte, und blinzelte. „Wie bitte?”
    Annelise schob ihre große Brille hoch, bevor sie zwei verschiedene BHs hochhielt. „Wolltest du die schwarzen Pumps mit den zehn Zentimeter …” Mitten im Satz brach sie ab.
    „Die schwarzen Pumps für den Satin-BH. Die Sandaletten zum Spitzen-BH.”
    Annelise reagierte überhaupt nicht, und Eaina bemerkte nun, dass nicht nur ihre Assistentin schwieg. Im ganzen Raum herrschte auf einmal eine völlig ungewohnte Stille.
    Stirnrunzelnd sah Raina auf und stellte fest, dass sämtliche Models zur Tür blickten.
    Sie drehte sich um.
    Oh nein!
    Tief durchatmen …
    Lucian stand an der Tür. Er sah ein wenig nervös aus, aber so unglaublich gut in seinem dunkelgrünen Hemd, der schwarzen Jeans und den Stiefeln, dass wohl jede Frau im Raum einfach hingerissen von ihm war.
    Raina jedenfalls war es.
    „Lucian”, stieß sie aus und stand so schnell auf, dass ihr schwindelig wurde und sie sich festhalten musste, um nicht umzukippen.
    „Hallo, du Schöner”, rief eins der Models. „Kannst du mal herkommen und mir den Reißverschluss zumachen?”
    Lucian reagierte nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf Raina gerichtet. „Es tut mir Leid. Ich weiß, dass es ein schlechter Zeitpunkt ist. Ich wollte mich zu den Zuschauern setzen, doch als ich der Hostess sagte, wer ich bin, hat sie mich hierher geschickt.”
    „Wer bist du, Darling?” fragte Aurel und schlich sich wie eine Raubkatze auf der Pirsch heran.
    Einige der anderen Models waren ebenfalls näher gekommen und umkreisten Lucian wie ein Rudel weiblicher Wölfe.
    „Weißt du das nicht, Schätzchen?” sagte jemand und imitierte den texanischen Akzent. „Er ist mein Held.”
    Die Bemerkung veranlasste die anderen Models, Alternativvorschläge zu machen, wer der gut aussehende Fremde sein könne, bis Raina schließlich ziemlich laut erklärte: „Er ist mein Mann.”
    Sofort herrschte Schweigen.
    Nun, immerhin starren jetzt alle mich an, dachte Raina, und nicht mehr Lucian. Da sie versäumt hatte zu erwähnen, dass sie geheiratet hatte, während sie in Bloomfield gewesen war, konnte sie sich vorstellen, was für ein Schock sie den anderen gerade bereitet hatte. Es hätte lustig sein können, wenn es nicht so traurig gewesen wäre.
    „Lucian, was machst du

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