Ohne jedes Tabu
es durchaus, eine vernünftige Unterhaltung zu führen.
„Warum, um alles in der Welt, hast du Phoebe gesagt, dass du dich von ihr fotografieren lassen würdest?” fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
Lucian schaute sie etwas beschämt an. „Na ja, habe ich eigentlich gar nicht. Ich war nur … ich war …”
„Ach, vergiss es.” Sie seufzte. „Es geht mich sowieso nichts an.”
Sie hatte ihm auf der Hochzeitsfeier gesagt, dass sie ihm keine Fragen stellen würde, wenn er es auch nicht täte. Und was machte sie jetzt, wo sie endlich allein mit ihm war? Sie verhielt sich wie eine eifersüchtige Närrin und fragte ihn aus.
Wenn er sich von Phoebe ablichten lassen wollte, sollte er das doch tun.
Wenn Phoebe nicht so eine gute Freundin von ihr wäre, wür de sie ihr jedes ihrer tollen roten Haare einzeln ausreißen.
Plötzlich war Raina so müde, dass sie auf die Bettkante sank.
„Es war ein langer Tag, Lucian. Ich habe keine Kraft mehr, um mit dir zu streiten.”
„Gut.”
Er setzte sich neben sie, und ihr Herz schlug schneller. Sie war vielleicht müde, aber sie war nicht tot. Da war es wieder, dieses prickelnde Gefühl, das sie immer überkam, wenn er so nah war. Wenn sie seinen vertrauten Duft wahrnahm und hautnah seine männliche Ausstrahlung spürte.
Doch sie bemerkte, dass auch er ein wenig müde aussah und Ringe unter den Augen hatte. Hatte er sie in den letzten Tagen vermisst? Oder war er immer noch wütend auf sie? Doch natürlich würde sie ihn nicht danach fragen.
„Herzlichen Glückwunsch zu deiner gelungenen
Modenschau”, sagte er. „Mir haben deine Sachen gefallen.
Deine Kollektion, meine ich.”
Angesichts der Frauen, die die Dessous vorgeführt hatten, bezweifelte Raina, dass er der Kollektion seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Trotzdem freute sie sich über das Kompliment, und diesmal würde sie sich hüten, ihn ihre Eifersucht merken zu lassen, die sie schon viel zu häufig gezeigt hatte, wenn andere Frauen ihm zu Füßen lagen.
„Danke.” Sie dachte an all die Bestellungen, die sie aufgenommen hatte, mehr, als sie sich je erträumt hätte. Warum fühlte sie sich dann nicht so großartig, wie sie sollte? „Es war ein guter Tag.”
„Ich hoffe, ich habe nichts vermasselt, indem ich dich so kurz vor der Schau überrascht habe”, meinte Lucian.
Sie lachte leise und rollte ihren verspannten Nacken. „Meine Models waren so angeregt, nachdem sie dich hinter der Bühne gesehen hatten, dass sie es gar nicht abwarten konnten, auf den Laufsteg zu kommen, um dir zu imponieren. Ich glaube, ich habe das Wort ,heiß’ mindestens ein Dutzend Mal heute Abend gehört, und es bezog sich sowohl auf meine Kollektion als auch auf meinen Mann.”
Er schaute weg, konnte aber nicht verbergen, dass seine Wangen sich röteten. Es amüsierte und beglückte sie, dass sie ihn in Verlegenheit gebracht hatte.
Sie saßen so dicht nebeneinander, dass sie sich mit Schultern und Schenkel fast berührten. Aber eben nur fast, und sie waren beide angespannt darauf bedacht, dass es auch so blieb.
Er trägt seinen Ehering, stellte Raina plötzlich fest und merkte, dass sic h ihr Puls beschleunigte. Da sie noch nicht bereit gewesen war, die Fragen ihrer Mitarbeiter zu beantworten, hatte sie ihren abgenommen. Sie wusste nicht, ob Lucian es bemerkt hatte oder ob es ihm etwas ausmachte, aber sie wusste, dass sie beide sich auf dünnem Eis bewegten, was ihre Beziehung betraf.
„Ich wollte Emma am Nachmittag besuchen. Teresa hat mich nicht hereingelassen.”
„Ich habe ihr von dir erzählt, dass wir geheiratet haben. Aber sie ist sehr vorsichtig bei Menschen, die sie nicht kennt.”
„Ich habe ihr meinen Führerschein gezeigt, meinen Blutspendeausweis und mein Flugticket”, erklärte er leicht amüsiert.
„Sie meinte, Emma würde schlafen und ich solle zu dir gehen.
Dann hat sie mir die Tür vor der Nase zugeschlagen.”
„Sie ist wunderbar zu Emma.” Teresa war für sie fast wie eine Mutter, und sie war wie eine Großmutter zu Emma. „Sei ihr nicht böse.”
„Ihr böse sein?” Lucian schaute sie überrascht an. „Ich dachte daran, ihr eine Gehaltserhöhung zu geben. Es ist sehr beruhigend zu wissen, dass es jemanden gibt, der so gut auf Emma aufpasst, wenn du nicht da bist.”
Raina lachte über seine unerwartete Bemerkung. Dann starrte sie auf ihre Hände.
„Lucian”, fragte sie leise, „warum bist du hier?”
„Um Emma zu sehen.”
Das tat weh. Es war
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