Okarina: Roman (German Edition)
zu würdigen.«
Nicht nur, weil Polen in jener Phase noch ganz im Zeichen seiner Dreimal-Ja-Wahl stand, betone ich: Nein, ich dachte nicht, als ich neben Norma in der Sonne saß, und auch später nicht, als ich mich mit Ronald Slickmann auf der Rückfahrt von einer Mission befand, welcher zur Militärmission nicht viel fehlte, die schöne Persönlichkeit sei im Zuge einer gegen mich gerichteten Operation nach Warschau eingeflogen worden und habe Auftrag gehabt, mich, zu welchem Ende auch immer, im Fluge zu erobern.
Das allerdings hat sie getan, und eine Rolle in einer Operation der Mission scheine ich gespielt zu haben, doch sah ich nicht, welche. Ich sehe mich nur erbarmenswürdig dünn und beneidenswert braun auf dem Treppchen zur Missionsbaracke sitzen, sehe die im Ganzen wunderschöne Norma und ihrewunderschönen Knie neben mir, sehe ein Haus weiter, wo auf Zeit der Konsul untergebracht ist, einen der Marinesoldaten, die das Missionsareal bewachen, im Gespräch mit einem Kerl, den ich an seinen blanken schwarzen Schuhen und seinen zu kurzen schwarzen Hosen als Amerikaner erkenne, sehe den Zivilisten, vor dem der Fleez von den Marines eine, was etwas heißen will, amerikanische Art Hab-Acht-Haltung angenommen hat, der Dame Norma mit seinem kurzen Arm in seinem kurzärmeligen Hemd winken, als wolle er ihr bedeuten, er komme gleich, ein, zwei Fragen noch an den Boy von den Marines, dann sei er bei ihr. Und ich sehe meinen rechten Zeigefinger etwas Unglaubliches tun.
Nein, ich habe diese Norma weder mit dem großen noch dem kleinsten Finger an einem ihrer wunderschönen Knie oder wunderschönen Oberschenkel oder gar am Saum ihres verwunderlich hoch hinauf gezogenen und wunderbar naturnahen Kleides berührt. Aber ich habe, weil ich in einer Lage, die aus meiner Gefangenschaft und der Gegenwart eines erkennbar hochgestellten US-Amerikaners und eines erkennbar bewaffneten US-Marines bestand, nicht gut dem Gebrüll in mir nachgeben und die Frau an der heißen Holzwand umfangen konnte, wie einige meiner Sinne mir nahelegen wollten, in der Deckung der unteren Treppenstufen einen Kontakt meiner Fingerspitze mit einem ihrer wunderschönen Füße hergestellt. Es war allerleiseste Papillarbegegnung, die selbst vor einem an Gröbstes gewöhnten und entsprechend strengen Militärgericht als Nichtberührung hätte durchkommen müssen.
Vorausgesetzt, es säße keiner vom Signalcorps dem Vorsitzenden zur Seite und erzählte ihm, wie mikrofein die Bahnen sind, auf denen menschgemachte Zeichen vom Sender zum Empfänger reisen – drangvoll gleichzeitig und in ihrer unabsehbaren Menge den geschuppten Kiemenatmern ähnlich, die sich aus einem fangschweren Schleppnetz auf das Deck vom Supertrawler ergießen.
Nun, eine Schüssel voll naßkaltem Fisch war es nicht, was mir ein befremdend wohliges Gruseln machte. Selbst Normas besonnte Glieder können es in all ihrer schönen Körperlichkeitkaum gewesen sein. Da die sachte Landung der Kuppe meines Fingers auf dem Rücken ihres Fußes mehr daktyler als taktiler Natur war und zum meßbaren Abdruck schon deshalb kaum langte, weil es als äußerst verkürzter und fast nur gedachter Ausdruck meines, das allerdings sei eingeräumt, maßlosen Verlangens gelten mußte.
Der Kerl mit den zu kurzen Hosen an seinen kurzen Beinen und dem langen Marineskerl neben sich winkte Norma, als sei sie seine; sie winkte zurück, als sei sie seine, löste sich von der juliheißen Barackenwand, in deren Planken ihre heftige Gegenwart für immer eingebrannt sein dürfte, schob den Kleidersaum um ein Weniges den schönen Knien näher, unterbrach, welch trennfunkenschlagender Hieb durch einen Kraftstromknoten, die Verbindung zwischen dem schmalen Grat ihres Spanns und jenem Microdot meiner Fingerkuppe, in dem ich eben noch vollversammelt war, und sprach zu mir, dieweil sie einen schönen Fuß vor den anderen setzte, um sich wiegenden Schrittes in Richtung Mister Kurzhos zu begeben: »My, aren’t you a funny one!«
»Ich weiß längst«, sagte ich zu Ronald, der den Kadett schönefeldzu durch Waßmannsdorf navigierte, »weder skinny noch funny , weder spack noch ulkig sind lupenreine Komplimente, aber das wäre mir damals, als Norma auf dem von mir ausgesäten Rasen der US-Militärmission in Warschau hinüber zu ihrem Mr. Shorty schritt, so gleich gewesen, wie es mir gleich war, als ich in Frau Moellers Life von den Dreharbeiten zu Niagara und den verwunderlich schönen Knien dieser Marilyn Monroe las.
Bei
Weitere Kostenlose Bücher