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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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sofort zu Oksa.
    »Oksa! Wach auf, bitte!«, flehte sie und schüttelte ihre Freundin.
    Pavel stieß Orthon zur Seite, der ihm den Weg versperren wollte.
    »Habt ihr immer noch nicht begriffen, was FÜR UNS ALLE auf dem Spiel steht, wenn ihr Oksa in Gefahr bringt?«, schrie er, während er sich über sie beugte.
    »Ich kann dir versichern, dass sich deine Tochter selbst in diese Situation gebracht hat«, gab Orthon feindselig zurück. »Wer weiß, ob sie überhaupt noch leben würde, wenn ich nicht gekommen wäre.«
    Da platzte Tugdual der Kragen.
    »Soll das ein Witz sein? Wenn Sie nicht mit Ihren miesen Chi­roptern angekommen wären, dann wäre Oksa ganz sicher nicht in diesem Zustand!«
    »Du hast sie Chiroptern ausgesetzt?«, fragte Ocious seinen Sohn streng.
    Orthon hielt dem erbosten Blick seines Vaters mit trotzigem Schweigen stand. Die Wendung, die das Verhältnis der beiden Männer zueinander zu nehmen drohte, verhieß nichts Gutes. Allen Anwesenden – auch Ocious – war klar, dass Orthon nur seine Macht demonstrieren wollte, indem er Oksa benutzte und sich als Herr über Leben und Tod aufspielte. So wollte er seinem Vater zeigen, wer hier in Wirklichkeit das Sagen hatte.
    »Du spielst mit dem Feuer, ich warne dich«, sagte Ocious nur.
    Dann wandte er sich ab und trat zu Oksa, deren Zustand ihn nicht minder mit Besorgnis zu erfüllen schien als die eben gewonnene Erkenntnis.
    »Regelt eure persönlichen Fehden ein andermal«, stieß Pavel zähneknirschend hervor. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Oksa muss euer scheußliches Elixier bekommen, damit das Gegenmittel endlich seine volle Wirkung entfaltet.«
    »So ist es«, bestätigte Ocious.
    »Sie haben vielleicht Nerven!«, brüllte Tugdual.
    Pavel und Zoé hatten ihn noch nie so erlebt, außer sich vor Wut und Sorge. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannten, zeigte er offen seine Gefühle.
    »Wo ist es?«, schrie er. »WO IST DAS VERDAMMTE ELIXIER?«
    »Es gibt schon seit Langem keinen einzigen Tropfen des Mauerwandel-Elixiers mehr in ganz Edefia«, gab Ocious eiskalt zur Antwort.
    »WAS?!«, schrien Pavel, Tugdual und Zoé wie aus einem Mund.
    »Das Große Chaos ist nun mal fast sechzig Jahre her«, fuhr Ocious fort. »Und in der ganzen Zeit haben wir nichts unversucht gelassen, um nach Da-Draußen zu gelangen.«
    »Aber ihr wusstet doch, dass euer verfluchtes Elixier euch dabei nicht helfen kann!«, rief Pavel erregt.
    »Wage ja nicht, ein Urteil über uns zu fällen!«, herrschte ihn Ocious an. »Du warst noch nie in einer Situation, wie wir sie hier ertragen mussten.«
    »Du mieser Zauberlehrling. Mehr bist du nämlich nicht!«, zischte Pavel.
    »Von mir aus. Aber ich bin trotzdem der Einzige, der heute noch das Elixier herstellen kann, daher würde ich dir raten, deinen Ton zu mäßigen und mich mit etwas mehr Respekt zu behandeln …«
    »Habt ihr wenigstens die Ingredienzen dafür?«, unterbrach ihn Pavel, ohne sich von ihm einschüchtern zu lassen.
    Ocious sah ihn beinahe amüsiert an.
    »Das Lumineszentia ist kein Problem, und das Blut unserer Jungen Huldvollen scheint ja auch noch in Hülle und Fülle zu fließen, trotz ihres beklagenswerten Zustands. Die letzte Goranov-Pflanze in Edefia ist schon vor gut zehn Jahren eingegangen, aber wie mir zu Ohren kam, habt ihr ein paar Zöglinge davon durchbringen können. Was nun den Durchscheinenden angeht …«
    Der Oberste der Mauerwandler brach ab und strich sich mit der Hand übers Kinn. Seine Miene hatte sich verdüstert.
    »In diesen schwierigen Jahren ging die Lichtintensität in Edefia, die die Durchscheinenden für ihr Überleben im Grellen Land brauchen, immer mehr zurück. Daher sind sie so gut wie ausgestorben …«
    Pavel stöhnte.
    »Aber was glaubt ihr denn, mit wem ihr es zu tun habt? Mit jemand vollkommen Verantwortungslosem?«, fuhr Ocious fort.
    Pavel versuchte gar nicht mehr, seine Verzweiflung noch zu verbergen. »Jetzt komm endlich zum Punkt!«, brüllte er.
    »Der letzte Durchscheinende Edefias lebt in einer Höhle, die von mir speziell für ihn ausgestattet wurde«, verkündete Ocious triumphierend.
    Zutiefst erleichtert schloss Pavel die Augen.
    »Also wird alles gut«, murmelte Zoé mit tränennassem Gesicht.
    »Ja«, bestätigte Ocious, »allerdings hat die Sache noch einen kleinen Haken …«
    Zoé schauderte. Tugdual wollte zu dem Sofa gehen, auf dem Oksa lag, doch Zoé streckte die Hand aus und murmelte, kaum hörbar: »Geh nicht weiter.«
    Tugdual blieb wie angewurzelt

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