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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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wie möglich aufspüren. Ich brauche wohl kaum zu betonen, dass Ihnen dafür unbegrenzte Mittel zur Verfügung stehen. Es geht um nichts Geringeres als die Sicherheit unserer Nation und die der gesamten Welt.«

Bündnis des Schweigens
    D ie amerikanische Regierung gab sich die größte Mühe, nichts über Orthons unerwünschten Besuch nach außen dringen zu lassen. Man ging davon aus, die Hauptzielscheibe dieser ominösen Attacke zu sein, und setzte unter strengster Geheimhaltung eine umfangreiche Ermittlungsmaschinerie in Gang. Keiner verschwendete einen Gedanken daran, dass andere Regierungschefs ebenfalls in den Genuss eines solchen Besuchs gekommen sein könnten.
    Im Kreml, im Élysée-Palast, in der Downing Street und in der Kantei standen die Sicherheitsdienste den Eindringlingen mit den seltsamen Fähigkeiten genauso machtlos gegenüber wie im Weißen Haus. Zu ihrer Verteidigung sei gesagt, dass Orthon und seine Söhne zur nächsthöheren Stufe übergegangen waren und ihre magischen Mittel nun fast offen einsetzten. Bei der Operation in Washington war manches dem Zufall überlassen geblieben, und das hatte dem Treubrüchigen nicht behagt. »Bei den Von-Draußen weiß man nie genau, woran man ist«, hatte er zu Gregor und Tugdual gesagt, als sie sich über den detaillierten Plan des Kremls gebeugt hatten.
    Kein Sicherheitsdienst der Welt konnte Männer aufhalten, die durch Wände gingen, die ihre Gegner, ohne sie zu berühren, meterweit durch die Luft schleuderten und die mit lähmenden oder versteinernden Substanzen um sich spuckten, deren Zusammensetzung sich nicht analysieren ließ. Nicht einmal Düsenjäger konnten ihnen etwas anhaben: Ihre Raketen, egal, ob deutscher, russischer, chinesischer oder arabischer Herkunft, rasten mit demselben bedrohlichen Pfeifen auf das fliegende Trio zu … und lösten sich plötzlich in Luft auf, ohne je ihr Ziel zu erreichen.
    Der Reihe nach bekamen die Großen dieser Welt eine Stippvisite der übernatürlichen Art. Doch alle wahrten das Schweigen über die für sie so peinlichen Vorfälle. Sie konnten schließlich nicht in aller Öffentlichkeit zugeben, dass sie von Männern, die durch Wände gehen konnten und schneller flogen als Düsenjäger, eingesperrt, geknebelt und gefesselt worden waren.
    Und das brachte Orthon zur Weißglut.

    Auf der
Salamander
versammelten sich an diesem Tag die engsten Vertrauten des Treubrüchigen, um Gregor zuzuhören. Er sollte über das Ergebnis des letzten Spezialauftrags berichten, mit dem er betraut worden war. Bereits nach wenigen Sätzen explodierte Orthon:
    »Was? Keiner hat unsere Besuche erwähnt?«
    »Jedenfalls nicht offiziell …«
    »Dabei sollten sie doch alle in Panik ausbrechen!«, rief Orthon außer sich. »Sie sollten sich doch alle miteinander beraten und gegen mich verbünden, als wäre ich eine so große Gefahr wie der Dritte Weltkrieg. Haben die denn nicht kapiert, wer ich bin? Und wozu ich in der Lage bin? Was für ein Pack verantwortungsloser Idioten!«
    Keiner wagte es, ihm ins Gesicht zu sehen. Tugduals Augenlider zuckten nervös. Er sah durchs Fenster auf das aufgewühlte, graue Meer hinaus und wartete darauf, dass Gregor weitersprach.
    Dank seiner Fähigkeiten war der ältere Sohn des Treubrüchigen für einen Dolmetscher eingesprungen, den urplötzlich ein Anfall geistiger Verwirrung überkommen hatte – dafür, dass es so gezielt Schaden anrichten konnte, kam das Verwirrsalis eigentlich viel zu selten zum Einsatz! Und so hatte Gregor sich bei der letzten Versammlung der Vereinten Nationen einschleichen können. Seine Aufgabe bestand darin, herauszufinden, welche Wirkung die »Stippvisiten übernatürlicher Art« auf die diversen Staatschefs gehabt hatten. Das Polyslingua leistete ihm hervorragende Dienste, um allerlei Gespräche zu belauschen, sei es bei den offiziellen Veranstaltungen oder in der Bar des berühmten Gebäudes oder gar in den Fahrstühlen und auf den Toiletten. Vor allem die ganz leise geführten Unterhaltungen erwiesen sich als interessant.
    Als er merkte, wie zornig sein Vater war, fuhr Gregor rasch fort: »Nichts ist offen angesprochen worden. Doch ich habe ein paar Gespräche aufgeschnappt, die zeigen, dass zumindest gewisse Gerüchte kursieren.«
    Gregor verstummte, weil er die Spannung steigern wollte, doch das gefiel Orthon ganz und gar nicht. Er schlug mit der Faust auf den Tisch, und seine Augen wurden pechschwarz.
    »Sprich weiter!«, befahl er knapp.
    Sein Sohn versuchte, das Zittern

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