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Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Oksa Pollock. Die Unverhoffte

Titel: Oksa Pollock. Die Unverhoffte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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entgegen, die ihr das Geschöpf hinhielt.
    »Reparatursaft! Genau das Richtige, wenn man kaputt ist!«, grölte der Getorix, der in seiner gewohnt übermütigen Art auf dem Boden herumtollte.
    Und Oksa war wirklich erschöpft. Die jüngsten Ereignisse hatten ihr die letzte Kraft geraubt und seit Freitagabend ergab sie sich widerstandslos einer dumpfen Mattigkeit. Den ganzen Samstag verbrachte sie in ihrem Schlafanzug, wanderte ziellos im Haus umher oder lümmelte in einem Sessel und starrte abwesend ins Leere, unfähig, einen Gedanken zu fassen oder sich auf irgendetwas zu konzentrieren.
    Dabei war ihr Verstand hellwach und sie war sich ihres Zustands voll bewusst. Sie hatte nicht das Gefühl zu leiden. Sie verspürte weder Angst noch Unruhe noch Erleichterung, nur eine unerbittliche Leere. Es war eine Art träger und doch mächtiger schwarzer Strudel, von dem sie sich ohne jede Gegenwehr mitreißen ließ.
    Ihre Eltern, die dem ungewohnten Zustand ihrer Tochter hilflos gegenüberstanden, trösteten sie, so gut sie konnten. Aber ihre Worte, so liebevoll sie auch gemeint waren, glitten an ihr ab. Oksa hörte sie zwar, doch sie drangen nicht bis in ihr Herz vor, das in einem echolosen Vakuum schlug.
    »Sie steht unter Schock«, stellte Dragomira am Sonntagmorgen fest. »Ich glaube, es ist höchste Zeit, die Nascentia herauszuholen …«
    Marie machte ein fragendes Gesicht, während Pavel rief: »Du hast sie noch? Ich hatte angenommen, dass sie in Sibirien geblieben wäre!«
    »Doch, doch, ich habe sie noch«, gab Dragomira mit einem Augenzwinkern zurück. »Und ich bin mir sicher, dass sie unserer Oksa mächtig guttun wird.«
    »Könnte mir vielleicht einer von euch verraten, worüber ihr redet?«, fragte Marie scharf.
    Anstelle einer Antwort erhob sich Dragomira und kehrte wenige Augenblicke später mit einer mehrfach gefalteten Folie zurück, die sie auf den Tisch legte.
    Marie berührte sie neugierig und stellte staunend fest, dass die Oberfläche unglaublich weich und samtig war.
    »Das fühlt sich an wie zarte Babyhaut«, bemerkte sie und schaute Pavel mit einer Mischung aus Entsetzen und Ekel an.
    »Oh, keine Angst, Liebling, das ist es nun wirklich nicht. Aber etwas ganz Ähnliches.«
    »Etwas Ähnliches?« Marie schnitt eine Grimasse.
    »Die Nascentia ist eine Plazenta«, erklärte Pavel. »Also ein Mutterkuchen, von dem Ungeborene sich im Körper ihrer Mutter ernähren. Diese hier ist allerdings keine gewöhnliche Plazenta.«
    »Das hätte mich auch gewundert«, sagte Marie und atmete erleichtert aus. »Gewöhnlich und die Pollocks, das passt nämlich nicht zusammen.«
    Ein mattes Lächeln erschien auf Pavels Gesicht. »Du weißt, dass die Plemplems in ihrem Leben nur ein einziges Mal Kinder bekommen, wobei die Schwangerschaft über zwei Jahre dauert. Allerdings können auch sie, wie die Menschen, Zwillinge zur Welt bringen. Eine Plazenta, die Zwillinge beherbergt hat, ist äußerst kostbar, sie besitzt außergewöhnliche heilende Eigenschaften, vor allem für die Seele. Ich habe es selbst erlebt, als ich meinen Vater verlor. Es wird Oksa ganz sicher guttun. Eine großartige Idee von Dragomira – bist du einverstanden, dass wir es ausprobieren?«
    »Natürlich bin ich einverstanden!«, rief Marie gereizt. »Wir müssen doch irgendwas tun. Wir können schließlich nicht untätig mit ansehen, wie unsere Tochter leidet!«
    »Ja, probieren wir es aus.«
    Der Satz kam von Oksa, die eben im Türrahmen zum Wohnzimmer aufgetaucht war. Sie ging zu ihrer Mutter, setzte sich neben sie auf den Boden und legte den Kopf in ihren Schoß. »Ich komme mir vor wie ein Zombie, Mama. Als ob ich innen ganz hohl wäre.«
    Dragomira nahm die Nascentia und entfaltete sie. Die feine, leicht milchige Haut war kreisrund, etwa einen Meter im Durchmesser und blies sich im Kontakt mit der Luft von selbst auf. Es dauerte nicht lange und sie formte eine schöne, perlmuttschimmernde Kugel. Die Luft in ihrem Inneren schien zu kondensieren, bis sich ein brodelnder Dampf bildete.
    »Aufpassen!«, warnte Dragomira und berührte vorsichtig mit den Fingerspitzen die Haut. »Sie ist sehr heiß. Ungefähr neunzig Grad.«
    »Du willst Oksa doch nicht in so einen Backofen klettern lassen?«, fragte Marie erschrocken, während sie Oksas Kopf in ihrem Schoß streichelte.
    »Nein, Marie, keine Angst«, beruhigte Dragomira sie. »Die Temperatur wird rasch absinken und sich auf siebenunddreißig Grad einpendeln. Das ist ideal. Ein paar Minuten noch, dann

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