Oksa Pollock. Die Unverhoffte
ganz deiner Meinung«, stimmte Gus ihr begeistert zu. »Wie hat sie das nur hinbekommen? Es war der Wahnsinn!«
»Ihr sprecht wohl vom Aqua-Float?«, fragte Leomido, der ihnen wieder zuhörte. »Ich wusste doch, dass ihr euch darüber wundern würdet.«
»Wundern? Das soll wohl ein Scherz sein«, sagte Oksa. »Wir sind völlig geplättet!«
»Der Aqua-Float ist eine der besonderen Fähigkeiten der Huldvollen, Kinder«, erklärte Leomido mit einem matten Lächeln. »Selbst für die Von-Drinnen ist es ein großes Privileg, umso mehr noch für die Von-Draußen. Also: Kein Sterbenswörtchen darüber, das ist euch sicher klar! Aber ihr dürft mit Dragomira darüber reden, sie wird es euch besser erklären können als ich. Und jetzt möchte ich euch einen Vorschlag machen, denn es kann keine Rede davon sein, dass wir unser Programm unterbrechen. Was haltet ihr von einem kleinen Luftspaziergang?«
»Gehen wir vertikalieren?«, rief Oksa.
»Nein, nein, diesmal nicht«, antwortete Leomido. »Heute drehen wir mal eine Runde im Heißluftballon.«
»Cool! Ballonfahren ist super!«, rief Gus und sprang mit einem Satz auf.
Oksa folgte seinem Beispiel und klatschte vor Freude in die Hände. »Danke, Leomido! Das ist ein tolles Geschenk!«
»Ich ziehe mir was anderes an und bin gleich wieder da. Wartet hier auf mich.«
Kaum war der alte Mann im Treppenhaus verschwunden, kommentierten die beiden Freunde lebhaft diese neue Wendung.
»So was! Irgendwie ist das seltsam. Wir haben gerade erst eine Gefahr überstanden, und Leomido will einfach weitermachen, als wäre nichts. Und dabei sieht er wirklich schlecht aus. Also ehrlich, findest du das nicht auch etwas merkwürdig?«
»Doch«, meinte Gus. »Aber vom Heißluftballon können wir denjenigen, der den Schwarzen Globulus abgeschossen hat, sicher sehen, falls er sich noch in der Nähe herumtreibt. Also ist es eigentlich ziemlich schlau. Oder?
Eine wahnwitzige Begegnung
E
s ist unglaublich schön!«
Gus und Oksa konnten ihre Begeisterung kaum zügeln. Der Blick, den sie aus dem Korb des rot-gelben Ballons auf Leomidos Grundstück hatten, war fantastisch. Ein Stück weiter weg, nur wenige Kilometer entfernt, funkelte das Meer.
»Können wir hinfahren?«, fragte Oksa, die den Ausflug sehr aufregend fand.
»Zu Befehl, Junge Huldvolle!«, antwortete Leomido.
Während er seine Manöver ausführte, spähte der alte Mann um sich. Mit zusammengekniffenen Augen inspizierte er die Hügel und Täler, als wäre er auf der Lauer.
Das entging Oksa nicht, und sie flüsterte Gus in überzeugtem Ton zu: »Siehst du? Ich bin mir sicher, dass er den Eindringling sucht. Oder unseren Angreifer. Überhaupt ist es bestimmt ein und derselbe, darauf möchte ich wetten. Und dabei treibt sich hier auch noch der Grässlon irgendwo herum.«
»Diese Spazierfahrt ist kein Zufall, so viel steht fest«, entgegnete Gus, ebenfalls flüsternd. »Es ist zu verdächtig, in einem solchen Moment einfach so aufzubrechen.«
Langsam und leise glitt der Ballon über die Hügel, über die sie noch vor wenigen Stunden gewandert waren. Der Stechginster und die hohen Gräser wiegten sich im Wind, es war ein wundervoller Anblick. Das Meer war nicht mehr weit. Gus und Oksa konnten schon die hoch aufragende Steilküste sehen, die kleine Bucht unterhalb der Felsen lag nur noch wenige Hundert Meter von ihnen entfernt. Da tauchte plötzlich das rötliche Haselhuhn aus der uneinsehbaren Bucht auf! Die beiden Freunde schrien erstaunt auf.
»Was hat das denn hier zu suchen?«
Sofort machte sich Leomido an der Leine zu schaffen, ganz so, als wäre er auf diese Überraschung gefasst gewesen.
»Haltet euch fest, Kinder, es geht runter!«, schrie er.
Wie Oksa und Gus bald merkten, war seine Reaktion genau die richtige gewesen. Nicht einmal fünfzig Meter vom Ballon entfernt schlug das Haselhuhn ungeheuer kraftvoll mit den Flügeln und näherte sich ihnen mit beachtlicher Geschwindigkeit. Alle drei klammerten sich am Korb fest, während sie die Vorwärtsbewegung des Geschöpfes beobachteten. Trotz ihrer Versuche, sich zu entfernen, kam das Haselhuhn immer näher. Als würde es dem Ballon folgen. Oder vielmehr: als würde es ihn verfolgen! Ob Leomido nun nach rechts oder nach links auswich, ob er stieg oder sank, sofort machte das Riesenhuhn es ihm nach.
Plötzlich drangen den drei Ballonfahrern entfernte Rufe an die Ohren und Oksa glaubte den Namen ihres Großonkels herauszuhören.
»Leomido! Es hört sich an, als würde
Weitere Kostenlose Bücher