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Olfie Obermayer und der Ödipus

Olfie Obermayer und der Ödipus

Titel: Olfie Obermayer und der Ödipus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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Besuch was aufwarten!«
    Ich winkte unwillig ab. Tante Fees Kopf verschwand wieder zwischen den Jasminstauden, doch drei Minuten später kam sie mit einer Schachtel Konfekt und vier Tafeln Scho-kolade daher, legte das Zeug auf den Gartentisch und meinte: »Das kleine Fräulein kann ja ruhig zulangen, das hat ja sicher keine Angst, dick zu werden!« Dann machte sich Tante Fee an den Tulpenbeeten zu schaffen, die garantiert keiner Betreuung bedurften. Und meine zwei verehrten Schwestern gesellten sich zu ihr und schauten nach, ob auch genügend Regenwürmer in der Erde waren. Bisher habe ich noch nie erlebt, daß sich die Doris und die Andrea auch nur einen Deut um Gartendinge scheren. Und aus dem Wohnzimmerfenster glotzten das Truderl und das Lieserl.
    Und die Oma war als Schattendracula hinter der Küchen-gardine zu ahnen. Ob auch die Mama irgendwo auf der Lauer lag, war mir nicht klar. Als dann noch Doris von der Bestandsaufnahme des Regenwurmvorrats abließ und zu mir und der Joschi herkam und sich erkundigte, wo man denn so schöne, weiche Wolle zu kaufen kriege und wieviel fünf Deka davon kosten, riß mir die Geduld. Ich nahm die beiden Colagläser und flüchtete mit Joschi ganz nach hinten in den Garten bis zum hinteren Zaun, zur Ribiselhecke.
    »Du hast eine erstklassige family«, sagte die Joschi. »Lauter lockere Typen!« Ich lächelte gequält. Vor allem deshalb, weil die Doris und die Andrea nun den hinteren Teil des Gartens nach Regenwürmern inspizierten und Tanle Fee sich mit einer Schere an der Ribiselhecke zu schaffen

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    machte; wo sie doch immer behauptet, Hecken dürfe man nur im Spätherbst stutzen!
    Tante Truderl und Tante Lieserl waren plötzlich auch im Garten. Sie stellten Liegestühle auf und riefen einander zu, daß die ersten Frühlingssonnenstrahlen doch die schönsten seien. Dabei schielten sie dauernd zu mir und der Joschi her. Nicht einmal der Oma war es zu blöd! Mit Schauferl und Miniharke kam sie gewieselt und verkündete lauthals, es wäre hoch an der Zeit, die Schnittlauchstöcke zu teilen, auf das sie sich vermehren. Doch damit nicht genug! Die Joschi hatte gerade erst zwischen den Ribiseln an meiner Seite Platz genommen und leise gesagt: »Also, paß auf!«, da lehnte sich der Axel über den Zaun.
    »Grüß Gottchen, grüß Gottchen«, sagte er. »Ich bin gerade auf dem Weg zur Party!«
    Daß der Axel den schmalen, brennesselverbrämten Hinter-weg benutzte, war sonderbar. Die Vermutung, er habe von seinem Fenster aus quer durch die Nachbargärten die Joschi erblickt und sei neugierig geworden, ist nicht unbegründet.
    »Geht ihr auch zum Jo?« fragte der Axel. Dabei schaute er andächtig die Joschi an.
    »Wir haben etwas zu bereden«, sagte ich ablehnend.
    Das hätte mir noch gefehlt! Die Joschi und die Erbswurstsuppe auf ein und derselben Fete. Außerdem hatte ich Angst, der Axel oder ein anderer meiner Schulkollegen könne der Joschi besser gefallen als ich.
    Der Axel beugte sich so weit wie ihm möglich, über den Zaun, zur Joschi hin, und pries - recht übertrieben - das bevorstehende Partyvergnügen. Mit dem geheizten Swimmingpool vom Jo gab er an und mit dem Holzkohlengrill und mit der Papa-Jo-Bar. Er deutete an, daß der Egon etwas
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    zum »Rauchen« mitbringen werde; womit er natürlich keine normalen Zigaretten meinte. Ich merkte, daß die Joschi Interesse an der Party bekam. Unwillig schnauzte ich den Axel an: »Geh, hör auf! Dauernd heißt es, einer stellt was auf, und dann kommt es nie dazu!«
    Der Axel widersprach. Reiner Zufall sei es, behauptete er, daß ich gerade nie auf den Feten gewesen sei, wo sich alle ganz »irre« eingeraucht haben. Und auf der heutigen Jo-Party werde es sogar einen Hasch-Kuchen geben! Ich lachte Hohn! Diese berühmten Kuchen kenne ich nämlich zur Ge-nüge! Sie werden von der Mutter der Marion - die keine Ahnung hat, was sie da erzeugt - ge-backen, und der Hanf, den sie für ein komisches Gewürz hält, der wächst unter einem Blaulicht auf dem Fensterbrett vom Burli-Beier. Bis zu fünf Stück von dem grauslichen Gugelhupf habe ich schon gemampft, high bin ich davon nicht geworden, nur Magenzwicken habe ich bekommen.
    Ich sagte dem Axel, daß mir alle Haschkuchen und Joints der Welt gestohlen bleiben können und daß ich auf die Party verzichte. Da wendete sich der Axel zur Joschi. »Laß das fade Stück hocken«, lockte er sie. »Und geh mit mir, Swee-ty!«
    Das war nun wahrlich der Gipfel. Das verstieß gegen alle

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