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Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition)

Titel: Oliver Hell - Gottes Acker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wagner
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verlassen,
    „ Mit all dem hat sich unser Mörder nicht belastet. Er hat alles akribisch geplant, hat sich sein Opfer quasi selbst auf dem Tablett serviert, indem er ihn von der Gruppe separiert hat. Er hat wie ein Raubtier zugeschlagen. Schnell, tödlich. Seine Messerattacke war geübt. Ein Schnitt. Er hat auf diese Art nicht zum ersten Mal getötet. Und er hat uns sein Opfer als Botschaft hinterlassen. Zusammen mit der SD-Karte. Zusätzlich hat er eine Trophäe mitgenommen.“
    „ Warum tut er das?“, fragte Rosin dazwischen.
    „ Trophäen sind für die Täter wichtig, weil sie sich mit ihnen immer wieder an ihre Taten erinnern können. Du musst dir das wie ein Fotoalbum vorstellen, in dem sie blättern, wenn sie die Trophäen erneut ansehen. Manche Mörder von Frauen nehmen auch intime Trophäen an sich.“
    „ Krank“, sagte Rosin. Es lief ihr kalt über den Rücken.
    „ Kannst Du uns was zum Motiv sagen?“, fragte Hell.
    „ Nein, nicht wirklich. Es scheint nichts Persönliches zu sein. Dafür ist die Tat ohne viele Emotionen ausgeführt. Wäre es etwas Persönliches, so hätte er öfter auf das Opfer eingestochen. Nein, das Opfer war ihm egal. Er hat einen Auftrag ausgeführt. So sehe ich das. Dieser Wirtschaftsprüfer wurde gezielt getötet. Und diese SD-Karte ist eine Herausforderung an uns.“
    „ Kann es sein, dass es derselbe Täter ist wie bei Jan Schnackenberg?“ Meinhold zögerte nicht lange mit der Antwort.
    „ Diese Frage habe ich mir auch bereits gestellt. Nach dem jetzigen Wissensstand würde ich das verneinen. Er hat sich nicht an die Presse oder die Polizei gewandt nach dem Mord. Er sucht keine direkte Öffentlichkeit, wie bei dem Mord an Schnackenberg. Ähnlich scheint mir nur, dass er uns mit seinen Botschaften etwas mitteilen will. Aber die Waffe ist eine andere, so ein Täter, wie in diesem Fall hier, nutzt immer die gleiche Waffe. Der wechselt nicht. Nein, ich würde nicht sagen, dass es derselbe Täter ist. Auch wäre die Cool-Down-Phase kurz. Für einen Serienmörder extrem kurz. Es sind momentan auch keine ähnlichen Fälle im In - und Ausland bekannt.“
    „ Ok, fassen wir das kurz zusammen“, sagte Wendt und gab Meinhold ein Resümee dessen, was er verstanden hatte und was er auf der Pressekonferenz der wartenden Journalistenmeute vorwerfen konnte.
    „ Ja, das passt so“, antwortete Meinhold mit einem energischen Nicken.
    „ Danke Christina. Du bist uns echt eine große Hilfe. Ehrlich.“
    Meinhold blickte froh in die Runde. So hatte sie sich ihre Arbeit als Profiler oder analytischer Fallermittler vorgestellt. So wollte sie arbeiten. Selbst wenn sie die Schuhe für sich momentan noch als zu groß ansah, fühlte sie sich dennoch wohl.
    „ Unser Küken wird erwachsen“, sagte Wendt, formte grinsend aus dem Handout eine Papierrolle und schaute mit einem Auge in Richtung von Christina Meinhold.
    „ Hey, das Küken bin ich“, protestierte Rosin.
    „ Einigt euch“, lachte Hell, „Ach ja, was ich euch nicht vorenthalten will: Lessenich hat mich eben im Treppenhaus vollgesülzt.“
    „ Ach, unser dickes Monchichi“, frotzelte Meinhold mit einer Anspielung auf die schwindende Haarpracht des Kommissars. Wendt zog nur verächtlich die Augenbrauen hoch.
    „ Er wusste zu berichten, das BKA sei im Hause und es sei ein offenes Geheimnis, dass man uns den ‚Fall Gauernack‘ abnehmen würde. Ich wollte euch das nur sagen.“
    Aus den Gesichtern der Kollegen verschwand schlagartig das Lachen. Sie sahen sich betreten an.
    „ Das BKA darf das“, versicherte Rosin dumpf, „Vor allem, wenn so ein Faktor wie die Stasi mitspielt.“ Hell bestätigte die Worte. Auch Wendt und Meinhold wussten über die Befugnisse des BKA Bescheid.
    „ Und dann?“
    „ Sobald ein Angehöriger der Staatsanwaltschaft Opfer eines Verbrechens wird, mischt das BKA sofort mit. Wir können froh sein, dass uns Hansen so lange den Rücken freihalten konnte“, antwortete Hell.
    „ Was mich ärgert, ist die Tatsache, dass wir dafür Zeit verwendet haben, die uns beim Fall Schnackenberg abging. Von meinem Brummschädel mal ganz zu schweigen. Und jetzt kann das BKA dort fein ansetzen und sich die Lorbeeren einstreichen“, sagte Wendt und strich sich über seine Beule, die immer noch sehr präsent auf seinem Hinterkopf saß.
    „ Jan-Phillip, es geht hier nicht um Lorbeeren oder nicht Lorbeeren. Es geht um Gerechtigkeit. Wer denjenigen findet, der Gauernack auf dem Gewissen hat, ist egal. Oder?“, gab Hell

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