olly - 09 - Die Burg erlebt ihr groesstes Fest
Was soll denn das! Du bist doch ein ganz vernünftiges und gescheites Mädchen – vielleicht sogar das, was Frau Greiling einen ,Erfolg für Möwenfels’ nennen würde, wenn sie wüßte, was du heute nachmittag getan hast. Vor was läufst du eigentlich davon?”
„Das geht Sie einen Dreck an. Es ist meine Privatangelegenheit! Was mischen Sie sich da überhaupt ein!”
Sie waren in den Burghof eingebogen und hielten vor dem Portal. An den Fenstern erschienen neugierige Gesichter, die wissen wollten, wer da so spät noch zu Besuch kam.
„Ich werde dich wohl kaum davon überzeugen können, wie sinnlos und dumm deine Fluchtpläne sind, liebe Carola”, sagte Dolly ruhig. „Aber solange ich sie vereiteln kann, werde ich es tun. Das bin ich Pöttchen und Frau Greiling schuldig, die die Verantwortung für dich übernommen haben. Steig aus!”
Carola griff wütend nach ihrem Campingbeutel, kletterte aus dem Wagen und knallte die Tür zu. In dem Augenblick wurde die Haustür geöffnet, und Felicitas sprang die Stufen hinunter.
„Dolly – was machst du denn noch so spät hier? Ich habe dich gar nicht erwartet.”
„Es ist etwas sehr Ernstes passiert. Frag deine Schulkameradin hier, sie wird es dir erzählen können. Ich muß dringend ins ‚Möwennest’ zurück, ‚Sparflamme’ wartet seit Stunden auf die Einkäufe, die ich für sie gemacht habe.”
„So, das ist also deine Schwester, die mich so sauber aufs Kreuz gelegt hat”, höhnte Carola, als Dolly davongefahren war. „Dann kannst du ihr das nächste Mal von mir bestellen, daß sie sich vor mir in acht nehmen soll. Die prügel ich windelweich, wenn ich sie erwische!”
Ein lustiges Duell
Als Fräulein Pott aus der Ohnmacht erwachte, erfuhr man den genauen Hergang des Unfalls. Sie war auf dem Heimweg von ihrem Besuch von einem entgegenkommenden Auto so geblendet worden, daß sie die Straße nicht mehr erkennen konnte und über eine Unebenheit stolperte. Sie stürzte so unglücklich seitwärts über die Klippen, daß sie sich den Fuß brach und eine Verletzung am Kopf zuzog. Außerdem hatte sie eine schwere Gehirnerschütterung.
Von Fräulein Pott erfuhr man auch von Carolas Rettungsaktion. Aber so herzlich die Mädchen auch versuchten, Carola zu beglückwünschen und sie in die Gemeinschaft miteinzubeziehen, Carola machte alle derartigen Versuche mit ruppigem Benehmen und kaltem Hohn zunichte.
Felicitas, Steffi und Marja klagten ihren Kummer Frau Brosch, Marjas Mutter, die Hausmutter des Westturms war.
„Laßt ihr Zeit”, sagte Frau Brosch. „Sie haßt Burg Möwenfels, weil man sie gegen ihren Willen hergeschickt hat – als Strafe für schlechte Schulnoten, spätes Heimkommen, ungezogene Antworten – außerdem paßten ihren Eltern ihre Freunde nicht. Sie kann gar nicht anders, als ihren Aufenthalt hier als eine Strafexpedition zu empfinden. Aber wenn man nur auf ehrliche Freundlichkeit und Geduld trifft, kann man nicht ewig hassen. Drängt sie nicht – eines Tages fällt diese Kruste von Wut und Ablehnung ganz einfach von ihr ab.”
So bemühten sich die drei, Carola mit immer gleicher Herzlichkeit gegenüberzutreten, ohne sich ihr aufzudrängen, und taten, als hörten sie ihre beleidigenden Worte gar nicht.
Carola hörte nicht auf, gegen Dolly finstere Drohungen auszustoßen. Es schien klar, daß sie nur auf eine Gelegenheit wartete, sie zu verprügeln.
Als Felicitas eines Tages Dolly von diesen Drohungen erzählte und von ihren Sorgen sprach, die sie sich um die Schwester machte, lachte Dolly hell auf.
„Also, mit eurer Carola nehme ich es schon noch auf, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen”, sagte sie. „Wie kann ein Mädchen in dem Alter nur so kindisch sein?”
„Sie haßt dich”, sagte Felicitas ernst. „Ihre ganze Hoffnung war die Flucht, und die hast du vereitelt. Jetzt wird sie ständig beobachtet, ein zweites Mal wird sie nicht weglaufen können.”
„Ich bin sicher, sie würde es tun, wenn sie es wirklich wollte. Vielleicht ist ihr nur klargeworden, daß sie nirgends Unterschlupf finden würde. Überall würde sie gesucht werden, das weiß sie ganz genau. Sie sollte endlich begreifen, daß Burg Möwenfels ihr wahres Zuhause ist.”
Felicitas verabschiedete sich, und Dolly dachte noch lange über das nach, was Felicitas ihr über die unglückliche Carola erzählt hatte.
Am gleichen Tag besuchte Dolly Fräulein Pott im Krankenhaus. Sie erzählte ihr von Carolas Drohung und allem, was sie über das Mädchen gehört hatte.
„Sie
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