olly - 09 - Die Burg erlebt ihr groesstes Fest
sein.
„Was ist los, erzähl!”
„Ach…” Steffi holte tief Luft und schluckte. „Ich weiß nicht, was
ich mit dieser Judith machen soll!” sagte sie kläglich. „Das ganze Stück läuft so prima, allen macht es Spaß, jeder ist gut in seiner Rolle, aber immer wenn der Bänkelsänger auftritt und einen Vers seiner Ballade vorträgt, wird’s stinklangweilig. Sie bildet sich ein, sie mache es wer weiß wie gut, dabei ist es miserabel! Sie hat überhaupt kein Gefühl für so was! Jetzt habe ich ihr das mal in aller Deutlichkeit gesagt, und nun…”
„… hat sie die Rolle hingeschmissen.”
„Nein. Aber sie ist stinkbeleidigt – und jetzt schiebt sie mir die ganze Schuld in die Schuhe. Ich könne nicht richtig Regie führen, ich würde sie nur hemmen und ängstigen und ich weiß nicht was noch alles! Sie glaubt, ich hätte mir nicht genug Zeit für sie genommen, dabei habe ich die Auftritte stundenlang mit ihr geübt. Natürlich bin ich nicht besonders musikalisch und kann ihr vielleicht nicht richtig vormachen, wie ich mir den Auftritt denke.”
„Ich weiß schon, was du meinst”, sagte Carola. „Ich habe ihr neulich mal zugehört. Sie will alle möglichen berühmten Schlagersänger kopieren, mindestens zehn auf einmal, und was dabei herauskommt ist gleich null.” Steffi nickte verzweifelt.
„Dabei ist der Bänkelsänger fast die wichtigste Figur im Stück. Genauso wichtig wie der Ritter Roderich selbst!”
„Soll ich mal mit ihr reden? Ich meine – ich könnte ihr vorschlagen, das Lied mal allein mit ihr zu proben – ohne daß ihr dabei seid.”
„Das würdest du tun? Carola, das wäre einfach phantastisch! Du bist die einzige, die was davon versteht!” Steffi seufzte tief, diesmal vor Erleichterung.
„Gut, ich werde sie mir gleich mal schnappen. Du hast recht, es wäre schade um das tolle Lied – es könnte doch der Hit aller kommenden Möwenfels-Generationen werden!”
Judith ließ sich schnell dazu überreden, mit Carola zu arbeiten. Sie wußte sehr gut, daß es keine bessere Lehrmeisterin für sie gab. Carola begleitete sie mit harten rhythmischen Akkorden und feilte an ihrer Ausdrucksweise, bis sie aus Judith herausgeholt hatte, was überhaupt möglich war. Da allerdings gab es Grenzen, die auch Carola nicht überspringen konnte.
Immerhin war Judiths Vortrag jetzt wesentlich besser als vorher, und Steffi war hochzufrieden mit dem, was Carola erreicht hatte.
Der Tag der Aufführung rückte näher. Die Aula wurde für jeden anderen Zweck gesperrt, damit auf der Bühne die Dekorationen gebaut werden konnten und die letzten Proben in dem OriginalBühnenbild stattfinden konnten.
Am späten Abend saßen die Mädchen in ihrem Kellerraum und experimentierten, wie sie die verschiedenen Geräusche, die für die Aufführung gebraucht wurden, am besten auf das Tonband bekamen. Kettenrasseln, Autohupen, Blitz und Donner, die Geräusche einer Dusche, ein Fußballspiel im Fernsehen, ein Popsänger im Radio, der elektrische Rasenmäher vom Gärtner, ein Küchenmixer, Explosionsgeräusche wurden gebraucht und stellten die Regisseurin und ihre Helfer oft vor fast unlösbare Probleme. Dagegen waren die Aufnahmen von Tierstimmen, Hundebeilen, Käuzchenschreien und Katzenfauchen das reinste Vergnügen.
„Ihr seid ja richtige Profis!” lobte Dolly, als Steffi und Felicitas ihr das fertige Band vorspielten und sie baten, am Abend der Aufführung den richtigen Ablauf mit zu überwachen. „Klar, helfe ich euch. Ich glaube, ich wäre ganz traurig gewesen, wenn ihr mich nicht darum gebeten hättet!”
Als die ersten Elternpaare vor der Burg vorfuhren, fühlte manche der Darstellerinnen ein unerträgliches Kribbeln in der Magengrube. Würde das Stück auch wirklich ein Erfolg werden? Würden die Zuschauer genausoviel Spaß an den lustigen Situationen des Stücks haben, wie sie selbst es während der Proben gehabt hatten? Manche hatten das Gefühl, plötzlich nicht ein einziges Wort ihres Textes mehr zu wissen. Andere wurden von der Vorstellung geplagt, all die mühsam einstudierten technischen Tricks würden nicht klappen und damit die Komik der Szenen verlorengehen.
Wer einer der Schülerinnen aus der fünften Klasse heute auf dem Flur oder im Treppenhaus begegnete, sah sie unhörbar murmelnd wie einen Geist durch die Gegend irren, nicht wahrnehmend was um sie herum geschah.
„Sie beten, daß es kein Reinfall wird”, sagte eine Zweitklässlerin zu einer anderen.
„Nun, wenn das Stück so schlecht ist, hilft
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