Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
Asteroidengürtel.«
    »Dr. Hockenberry«, sagte General Beh bin Adee. »Ist mir ein Vergnügen, Sie endlich kennen zu lernen.« Die große Gestalt gab ihm nicht die Hand, weil sie keine besaß – nur stachelige Zangen mit einer Unzahl feinmotorischer Manipulatoren.
    Gentleman, dachte Hockenberry. Steinvec. In den vergangenen acht Monaten hatte er Tausende der Soldaten-Steinvecs sowohl auf der Ebene von Ilium als auch auf der Marsoberfläche beim Olympus gesehen – immer groß, ungefähr zwei Meter, so wie di e ser, immer schwarz, wie der General, und immer massenhaft St a cheln, Haken, chitinöse Grate und scharfe Zacken. Im Asteroide n gürtel legt man bei der Aufzucht … oder der Konstrukt i on … offenbar keinen Wert auf Schönheit, dachte Hockenberry.
    »Ganz meinerseits, General … Beh bin Adee«, sagte er laut und verneigte sich leicht.
    »Zu meiner Linken«, fuhr Hauptintegrator Asteague/Che fort, »ist Integrator Cho Li vom Mond Callisto.«
    »Willkommen auf Phobos, Dr. Hockenberry«, sagte Cho Li mit einer so sanften Stimme, dass sie ganz und gar feminin klang. H a ben Moravecs ein Geschlecht?, fragte sich Hockenberry. Er hatte sich Mahnmut und Orphu immer als männliche Rob o ter vorgestellt – und an der testosterongeschwängerten Haltung der Steinvec-Soldaten bestand kein Zweifel. Aber diese Schö p fungen hatten ausgeprägte Persönlichkeiten, also warum nicht auch ein G e schlecht?
    »Integrator Cho Li«, wiederholte Hockenberry und verbeugte sich erneut. Der Callistaner – Callistoide? Callistonier? – war kle i ner als Asteague/Che, aber wuchtiger und weit weniger human o id. Noch weniger humanoid als der abwesende Mahnmut. Was Hockenberry ein wenig aus der Fassung brac h te, war das kurze Aufblitzen von ungeschützter, rosafarbener Haut zwischen Pla t ten aus Kunststoff und Stahl. Hätte man Quasimodo – den Glöc k ner von Notre-Dame – aus Fleischstücken und gebrauchten Aut o teilen zusammengesetzt, mit kn o chenlosen Armen, einer Vielzahl beweglicher Augen in unterschiedlichen Größen und einem kle i nen Maul, das wie ein Briefkastenschlitz aussah, und ihn a n schließend verkleinert – er hätte ein Bruder von I n tegrator Cho Li sein können. Wegen des Namens fragte sich Hockenberry, ob di e se callistodoinalen Moravecs von den Chinesen konstruiert wo r den waren.
    »Hinter Cho Li ist Suma IV.«, sagte Asteague/Che mit seiner weichen James-Mason-Stimme. »Suma IV. kommt vom Mond Ganymed.«
    Suma IV. war von seiner Größe und seinen Proportionen her sehr menschlich, sah aber trotzdem ganz anders aus. Etwas über einen Meter achtzig groß, hatte der Ganymeder richtig proporti o nierte Arme und Beine, eine Taille, eine flache Brust und die ko r rekte Anzahl von Fingern – alles von einer flüss i gen, gräulichen, ölartigen Schicht überzogen, die Mahnmut einmal als Buckyka r bon bezeichnet hatte. Aber das war auf der Hülle einer Hornisse gewesen. Auf der Haut eines Menschen – oder eines wie ein Mensch geformten Moravecs – wirkte das einigermaßen beunr u higend.
    Noch beunruhigender waren die übergroßen Augen dieses M o ravecs mit ihren vielen hundert glänzenden Facetten. Hockenbe r ry kam nicht umhin, sich zu fragen, ob Suma IV. oder solche wie er zu seiner Zeit auf der Erde gelandet waren … be i spielsweise in Roswell, New Mexiko? Hatte in der Area 51 ein Verwandter von Suma IV. auf Eis gelegen?
    Nein, rief er sich in Erinnerung, diese Geschöpfe sind keine Al i ens. Sie sind robot-organische Wesen, die Menschen entwickelt und gebaut und im Sonnensystem verstreut haben. Viele Jahrhunderte nach meinem Tod.
    »Wie geht es Ihnen, Suma IV.?«, sagte Hockenberry.
    »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Dr. Hockenbe r ry«, sagte der große ganymedische Moravec. Kein James-Mason-Gesäusel, keine Kleinmädchentöne … die Stimme der glänzenden schwarzen Gestalt mit den glitzernden Fliegena u gen klang, als würden kleine Jungen einen hohlen Dampfkessel mit Backsteinen bewerfen.
    »Darf ich Ihnen den letzten Vertreter unseres Konsortiums vo r stellen«, sagte Asteague/Che. »Retrograde Sinopessen von Ama l thea.«
    »Retrograde Sinopessen?«, wiederholte Hockenberry und u n terdrückte den plötzlichen Drang, Tränen zu lachen. Er wollte sich hinlegen, ein Nickerchen machen und in seinem Arbeit s zimmer in dem alten weißen Haus nahe der Universität von Indiana wieder aufwachen.
    »Retrograde Sinopessen, ja«, sagte Asteague/Che mit einem N i cken.
    Der dreimal

Weitere Kostenlose Bücher