Omega Kommando
auf der Jagd. Er gelangte ins Parterre. Das Sandsteinhaus wirkte verlassen.
Im Gang, der zu Madame Rosas Arbeitszimmer führte, erklang ein Geräusch, zu kurz, um eindeutig identifiziert zu werden, doch scharf genug, um ungewöhnlich zu sein. Blaine ging darauf zu. Auf halber Strecke im Gang zog er die Browning, die Madame Rosa ihm zurückgegeben hatte, bevor Chen ihn nach oben geführt hatte.
In unbehaglicher Stille näherte er sich dem Büro der Frau. Die Tür stand weit auf, und Blaine sah, daß das Zimmer bis auf das spärliche Licht, das durch ein Fenster fiel, und das stumpfe Leuchten der Videomonitore dunkel war. Er handelte nun instinktmäßig, und sein Instinkt ließ ihn mit der Pistole in der ausgestreckten Hand durch die Tür treten.
Und sein Instinkt ließ ihn das Handgelenk schnell zurückziehen, so daß der herabfahrende Gegenstand die Pistole und nicht sein Handgelenk traf. Die Browning flog in hohem Bogen durch die Luft.
Chen griff Blaine mit seinen Nunchuku an, schwang sie hart und schnell mit einer fließenden Bewegung. Blaine duckte sich, und eine Lampe aus chinesischem Porzellan zerbrach in tausend Stücke. Blaine trat zurück und versuchte, ruhig zu bleiben. Die Wirksamkeit von Nunchuku, zwei fünfundzwanzig Zentimeter langen Holzblöcken, die mit einem Draht oder Strick miteinander verbunden waren, beruhte hauptsächlich auf einem Mythos. Die Amerikaner hatten sie zu prunkvollen Waffen gemacht, obwohl sie in Wirklichkeit die ineffektivsten und blendhaftesten aller Waffen des feudalen Japans gewesen waren. McCracken hatte niemals viel Vertrauen in oder Angst vor den Nunchuku gehabt. Man mußte nur die Ruhe bewahren und seinen Vorteil ausnutzen, wenn er kam.
Chen griff ihn erneut an, schwang die Nunchuku hoch über seinem Kopf und benutzte einen als Drehpunkt, um mit dem anderen peitschend zuzuschlagen. Blaine fühlte, wie das harte Holz zweimal an seinem Ohr vorbeipfiff, und duckte sich beide Male im letzten Augenblick. Chen erweckte nun den Eindruck einer Kobra, die sich über den Mungo ärgerte; seine Bewegungen wirkten übereilt und weniger sicher, und Schweiß perlte auf seiner Stirn. Blaine schien im Vorteil zu sein, bis er in dem schwachen Licht über etwas stolperte und stürzte. Er fand sich Auge in Auge mit einer sterbenden Madame Rosa wieder, deren Kopf in dem Blut lag, das aus dem schmalen Riß in ihrer Kehle floß. Also mußte es Draht und keine Schnur sein, das die beiden Holzblöcke des Nunchuku zusammenhielt, und mit dem Draht hatte Chen seine Arbeit erledigt.
Chen sprang ihn mit einem kehligen Schrei an und schwang die Nunchuku in einer kreisrunden Drehung. Es gelang McCracken, sich auf die Seite zu wälzen und schnell genug den Arm zu heben, um die Waffe am tödlichen Schlag zu hindern, wobei er die volle Wucht mit dem fleischigen Teil seines Unterarms auffing. Ein schrecklicher Schmerz explodierte darin, doch er hatte nicht die Zeit, ihn zu verdauen. Blaine ergriff fest den Holzklotz und zog daran, doch Chen folgte seiner Bewegung, anstatt ihr Widerstand zu leisten, stürzte auf ihn zu und versetzte ihm einen Tritt gegen das Kinn, als sich McCracken gerade aufrichten wollte.
Blaine fühlte, wie er zurückgeworfen wurde und den Boden unter den Füßen verlor. Sein Kopf schlug gegen einen Tisch, und es gelang ihm, Chens nächstem Schlag rechtzeitig auszuweichen, wodurch der Tisch auseinanderbrach und sie beide mit Splittern überschüttete. Chen hatte das Gleichgewicht verloren, und Blaine warf sich gegen seine Beine und setzte seine überlegene Kraft und seine Größe ein. Er warf Chen zurück, doch erneut folgte der Asiate fließend seiner Bewegung und benutzte McCrackens Schwungmoment, um ihn kopfüber gegen die Wand zu schleudern. Die Nunchuku senkten sich hart auf seinen muskulösen Rücken, und Blaine spürte, wie sein gesamtes Rückgrat taub wurde.
Irgendwie fand er die Kraft, sich zu erheben, und diesmal war es Chen, der ihn unterschätzte und weit zu einem Schlag ausholte, um dem Kampf ein Ende zu bereiten. Das Holz pfiff in einem langen – zu langen – Bogen durch die Luft und gab Blaine die Zeit, sich gegen Chens Körpermitte zu werfen und seinen sich senkenden Arm zu fassen, als die Nunchuku ihr Ziel weit verfehlten. Blaine schwang die rechte Hüfte gegen den kleinen Körper des Asiaten und legte die freie Hand mit genug Kraft um Chens schmalen Hals, um den Mann empor und über seine Hüfte zu werfen. Der Asiate schlug mit dem Rücken und dem Kopf zu
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