Omega Kommando
Weihnachtssänger waren es gewesen? Sechs? Acht? Vielleicht zehn … Eine ganze verdammte Armee!
Blaine wußte, daß sie versuchten, ihn einzukreisen. Sie würden ihn mit schwerem Feuer an Ort und Stelle halten und ihn dann gleichzeitig angreifen, was er wohl kaum überleben würde. Er hörte jetzt das ferne Heulen von Sirenen, doch bei dem dichten Verkehr und den vereisten Straßen würde die Polizei kaum rechtzeitig eintreffen, um ihm zu helfen. Er mußte allein mit den Weihnachtssängern fertigwerden.
Aber wie?
Blaine schob sich zurück und fühlte, wie sein Fuß in einen geöffneten Straßenschachtdeckel am Ende des Lastwagens tauchte. Er hatte eine Vision, zu Tode stürzen und so den Weihnachtssängern ihre Aufgabe abzunehmen. Einen Moment! Stürzen ja, aber nicht zu Tode!
McCracken kroch noch ein Stück zurück, so daß seine Beine in den Schacht glitten, unter dem das Labyrinth der Abwasserkanäle lag, das die Stadtwerke im Augenblick säuberten. Ein perfekter Fluchtweg.
Doch er brauchte mehr.
Während seine Beine den Schacht hinabbaumelten, wartete Blaine auf den nächsten Kugelhagel von den herannahenden Weihnachtssängern, bevor er zwei Kugeln aus der Browning in den Tank des Lastwagens feuerte. Sofort breitete sich Benzin aus und floß zum Teil auch auf ihn zu.
Er konnte die Schritte der Weihnachtssänger jetzt fast hinter dem Lastwagen fühlen. Sirenen jaulten näher, aber nicht nahe genug. Dann sah er Füße, eine Menge Füße, überall um den Lastwagen herum. Das war sein Zeichen. Er schob den Rest seines Körpers in den Schacht und tauchte in die Eingeweide von New York City ein.
Nachdem Blaine festen Halt hatte, zerrte er ein paar Geldscheine aus einer Hosentasche und sein Feuerzeug aus der anderen. Er knipste es an. Die trockenen Geldscheine fingen sofort Feuer, und er warf das brennende Bündel durch die Schachtöffnung in die Benzinpfütze.
Die Explosion erfolgte fast augenblicklich. McCracken fühlte, wie ihn die gewaltige Hitze des Schlages versengte, als er sich niederkauerte und die Arme um den Kopf legte. Einen Augenblick lang fürchtete er, die Flammen würden der Hitze folgen und ihn verzehren. Sie senkten sich, als kämen sie aus einem Flammenwerfer geschossen, und wichen dann fettem, schwarzem Rauch. Es folgten ein paar weitere, kleinere Explosionen, in die sich gequälte Schreie von der Straßenoberfläche mischten.
Die Schreie währten jedoch nicht lange. Die Weihnachtssänger waren allesamt dem Lastwagen zu nahe gewesen, um der Explosion entgangen sein zu können. Die meisten hatte die Wucht der Detonation wahrscheinlich zerfetzt.
Blaine erhob sich und stellte fest, daß sein Kopf gerade die Decke des Abwasserkanals berührte. Nach dem Sturz in den Schacht schmerzte sein Rücken wieder, doch nichtsdestotrotz bewegte er sich schnell voran. Kaum war er ein paar hundert Meter in den von in regelmäßigem Abstand angebrachten Lampen erhellten Kanal eingedrungen, wurde es naßkalt und roch faulig.
Eine Stelle zu finden, an der er hinausklettern konnte, erwies sich als schwieriger, als er gedacht hatte. Die vielen Kanaldeckel, die er passierte, konnte man von unten unmöglich hochschieben. Er würde warten müssen, bis er auf einen Reinigungstrupp der Stadtwerke stieß.
Er legte fast einen Kilometer zurück, bevor er auf einen traf.
»Stadtverwaltung«, sagte er mit ernstem Gesicht zu den Männern, die ihn ungläubig angafften, als er die Sprossen zur Straße emporkletterte. »Wollte mich nur überzeugen, ob ihr Jungs euch hier unten keinen faulen Lenz macht.«
Blaine mußte nicht mehr befürchten, von möglichen Killern ausgemacht zu werden. Er zerbrach sich statt dessen in erster Linie den Kopf wegen seiner schmutzigen, nassen Kleidung und der Aufmerksamkeit, die sie vielleicht erregen würde. Er mußte sich irgendwo waschen und umziehen, doch zuerst wollte er Stimson anrufen. Er hatte ihm viel zu sagen.
An der Ecke Fifty-sixth und Madison entdeckte er eine öffentliche Telefonzelle und wählte aus dem Gedächtnis die private Telefonnummer des Direktors der GAP. Er mußte sich nicht einmal von der Vermittlung verbinden lassen oder Münzen einwerfen; der Zugangskode, den er vor der Nummer eingetippt hatte, machte dies alles überflüssig.
»Ja?« antwortete eine männliche Stimme, aber nicht die Stimsons.
»Ich brauche Stimson.«
»Er ist nicht hier.«
»Holen Sie ihn.«
»Er ist …«
»Holen Sie ihn, Sie Arschloch! Sofort!«
»Ich werde jemanden schicken«, sagte
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