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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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der Spätnachmittag über sie herein. Digger wollte die Warnung unbedingt anbringen, wollte tun, was immer sie tun konnten und verschwinden, ehe die Dunkelheit aufzog.
    Er sah Blitze und dichte dunkle Wolken voraus.
    »Aufpassen«, sagte Julie. »Das wird ein bisschen ungemütlich.«
    »Können wir das nicht umfliegen?«, fragte Whit.
    »Wenn wir genug Zeit hätten, sicher.«
    Sie wurden bereits getroffen, ehe sie in den Sturm gerieten. Digger hörte ein Zischen, die Lichter erloschen, eine Alarmsirene plärrte, und sie waren im freien Fall. Armlehnen packen, festklammern und nur nicht loslassen. Julie kämpfte mit ihren Instrumenten, stocherte auf dem Kontrollpult herum, und die Lampen gingen an und aus. Brandgeruch stieg ihm in die Nase. Die See wirbelte um sie herum, und Julie wünschte die Fähre zur Hölle. Dann saß er wieder aufrecht auf seinem Platz. Sie stürzten immer noch auf die See zu, aber Julie hatte die Kontrolle zurückerobert. Mehr oder weniger jedenfalls. Digger fing wieder an zu atmen und sah aus dem Fenster. Der Ozean sah sehr, sehr nah aus.
    Knapp über dem Wasser fing sie die Maschine ab. »Das nennt man Platzausnutzung«, sagte sie. »Alles okay?«
    Uns geht es gut. Whit lachte und bemerkte, er habe in seinem ganzen Leben noch nie so viel Angst verspürt.
    Digger hatte selbst ein paar schlimme Augenblicke hinter sich, doch das ging niemanden etwas an. Er wollte nicht, dass Julie dachte, er hätte kein Vertrauen zu ihr. In der Kabine wurde es auffallend still. Von seinem Herzschlag abgesehen, hörte er überhaupt nichts.
    »Hat den Schwanz getroffen«, sagte Julie.
    »Sind wir beschädigt?«, fragte Digger.
    Ihre Finger huschten über die Statusanzeige. »Nein, alles in Ordnung. Wir können uns in der Luft halten. Ein paar Sensoren sind ausgefallen. Langreichweitenkommunikation ist zusammengebrochen.«
    »Das ist nicht gut«, meinte Whit.
    »Es ändert nichts. Wir waren so oder so nicht in der Lage, mit irgendjemandem zu sprechen. Später kann ich sicher provisorisch irgendwas basteln.«
    »Okay.«
    Eine tiefe Falte grub sich in ihre Stirn. »Aber ich fürchte, wir haben Bill verloren.«
    In der Nähe durchbrach ein großes Meereslebewesen die Wasseroberfläche, ein Ding, das überwiegend aus Tentakeln zu bestehen schien. Dann verschwand es wieder in den Fluten.
    »Bill? Hörst du mich?«
    Weitere Lampen blinkten auf.
    Digger überlegte, wie gut es doch war, einen menschlichen Piloten an Bord zu haben. »Können Sie ihn reparieren?«
    Hastige Finger auf der Konsole. »Nein. Er ist weg.«
    Digger hatte Gewissensbisse.
    »Es ist nur ein Softwareprogramm«, erinnerte sie ihn.
    »Ich weiß.«
    »Wenn wir eine der anderen Landefähren aufsuchen, wird er dort sein.«
    »Können wir die Mission ohne ihn finden?«, fragte Whit.
    »Das dürfte kein Problem sein.« Sie widmete sich wieder dem Statusmonitor, wechselte die Anzeige und verzog das Gesicht. »Da gibt es allerdings eine Kleinigkeit…«
    Der Moment zog sich in die Länge. Sie fummelte immer noch an ihren Instrumenten herum, während Digger mit angehaltenem Atem wartete.
    »Wir haben Bills Speicherbank verloren. Daran hätte ich denken müssen.«
    »Und das ist ein Problem?«, fragte Digger.
    »Das ist der Ort, an dem Lykonda gespeichert war.«
    »Soll das heißen, wir können sie nicht benutzen?«
    Julie nickte. »Kaputt.«
    Whit sah sich zu ihm um, bemüht, eine möglichst beruhigende Miene zur Schau zu tragen. »Wir werden wohl persönlich mit ihnen sprechen müssen.«
    »Das wird nicht klappen«, sagte Digger. »Damit haben wir bereits einschlägige Erfahrungen gemacht.«
    »Was schlagen Sie dann vor?« Whit trug ein hellgrünes Hemd, was der bei den Goompahs beliebten Mode recht nah kam, und eine kaffeebraune Weste.
    »Was meinen Sie – was wird passieren, wenn sie die Fähre sehen?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete Digger. »Vermutlich geraten sie in Panik und springen über Bord.«
    Ganz in der Nähe zuckte ein Blitz herab. Sie flogen über eine Inselkette hinweg. »Was für eine Schande«, sagte Whit. »Da haben sie eine ganze Welt zu erforschen. Die ultimative Odyssee, und dann werden sie von einer dieser Wolken heimgesucht.« Er betrachtete die Inseln. Es waren acht oder neun, groß, von Wald bedeckt. Flüsse durchzogen das Land. Und als sie über ihnen dahinglitten, flogen Vögel aus den Baumkronen auf.
    Digger machte sich momentan mehr Sorgen darum, dass sie ein zweites Mal vom Blitz getroffen und frittiert werden könnten. Oder in

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