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Omka: Roman (German Edition)

Omka: Roman (German Edition)

Titel: Omka: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Aschenwald
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lächelte sie an und nickte, und ein wohliges Gefühl durchströmte sie, und sie fragte sie leise: »Entschuldigen Sie bitte … aber wer ist das?« und zeigte auf die Frauenfigur mit dem Kind.
    Die Frau sagte freundlich: »Das ist die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind.« »Haben Sie jetzt gerade mit ihr gesprochen?«
    Die Frau nickte.
    »Kann ich das auch machen?«, fragte sie weiter.
    Die alte Frau setzte sich zurück in die Bank und rückte etwas näher heran. »Natürlich können Sie das«, sagte sie. »Vielleicht möchten Sie ihr eine Kerze anzünden, und dann sprechen Sie zu ihr.«
    Omka trat an die Figur heran, sah die dunkle Büchse mit dem Schlitz unter den Kerzen und ging zurück in die Bank. Die alte Frau kramte in ihrer Handtasche, fand, was sie suchte, und drückte Omka eine Münze in die Hand. Einen kurzen Moment lang spürte sie die trockene, heiße Hand der alten Frau, die sich anfühlte wie Sand und die ihre Finger um die Münze bog.
    »Auf Wiedersehen, meine Liebe«, sagte sie, »Gott beschütze Sie.«
    Dann schluckte das Dunkel der Kirche die alte Frau, und ein knarrendes Geräusch verriet, dass sie die Pforte hinter sich geschlossen hatte. Omka stand nochmals auf, ging nach vorne, steckte die Münze in den Schlitz der Büchse und hörte das metallene, kurze Geräusch, das sie machte, als sie am Boden der Büchse auftraf. Dann nahm sie eine der weißen, dünnen Kerzen und steckte sie an einer anderen Kerze an. Am Boden der Kerze war ein dünnes, langes Loch, damit man die Kerzen auf lange, eiserne Spitzen stecken konnte. Omka fühlte sich unsicher, blickte sich um, aber es war niemand außer ihr da. »Gottesmutter«, sagte sie dann leise und schämte sich, »ich habe eine Kerze für dich.« Sie stockte und wusste nicht weiter. Nach einer langen Pause sagte sie dann: »Bitte, schenk mir ein Kind.«
    Sie kniete sich kurz hin, wie sie es bei der alten Frau gesehen hatte, wollte gehen, nach ein paar Schritten fiel ihr etwas ein, sie lief schnell zurück zu der Figur und fügte hinzu: »Und bitte, lass es mich nicht wieder verlieren.«
    Dann machte sie einen unbeholfenen Knicks und ging.
     
    Als sie wieder auf ihr Fahrrad stieg, hatte der Regen fast aufgehört. Pfützen waren auf der Straße, es dämmerte, und sie fuhr nach Hause. Als sie langsam durch die nassen Straßen fuhr, schalteten sich die Straßenlaternen ein und man sah die kleinen, undeutlichen Kreise, die sich in den Pfützen ausbreiteten. Die Dunkelheit des Himmels spiegelte sich in ihnen, und es sah so aus, als wären Flecken vom Himmel auf die Straße gefallen. Es roch nach frischer Luft, Kälte, und aus der Ferne roch es nach Schnee. Etwas in ihr fühlte sich anders an, sie wusste aber nicht genau, was es war.
    Weil das keine wahre Geschichte ist, dauerte es nicht sehr lange, und Omka war wieder schwanger. Sie sagte lange nichts zu Josef, weil sie seine zärtliche Umsorgung und ihren damit verbundenen Ärger fürchtete. Deshalb lag das Kind drei Monate lang versteckt in ihrem Bauch.
     
    Der Winter kam und bedeckte die Erde mit einem weißen Tuch.

Kapitel VII Glück
    Als sie immer dicker wurde, entschloss sie sich eines Abends, Josef von dem Kind zu erzählen und sich zu freuen. Sie ging auf den Markt, um Fleisch und frisches Gemüse zu kaufen, und bereitete ein schönes Abendessen vor, mit Kerzen und Blumen aus dem Garten. Nach einigem Überlegen ging sie zu der Schachtel, in der sie Geschenkpapier und Schleifen aufbewahrten, und zog ein langes, blaues Band heraus. Als alles fertig war, band sie sich die blaue Schleife um den Bauch, lachte dabei leise auf und schüttelte leicht den Kopf. Draußen regnete es. Omka setzte sich an den Tisch, bemerkte die ausgefransten Spitzen der weißen Tischdecke und fühlte sich daheim. Dann sah sie die Lichter der Scheinwerfer von Josefs Auto, die sich an der Einfahrt krümmten, und schließlich hörte sie das gewohnte Geräusch des Garagentors. Als hätte sie etwas Unsichtbares gebissen, sprang Omka vom Stuhl auf, sprang zu ihren Kochtöpfen und tat beschäftigt, denn sie wollte nicht, dass Josef sie hinterm Tisch sitzend vorfand. Als er hereinkam, kostete sie zum fünfundzwanzigsten Mal die Sauce und tat so, als bemerke sie ihn gar nicht. Sie hörte seine Schritte auf dem Holzboden hinter ihr, er umarmte sie langsam von hinten und küsste sie hinters Ohr.
    »Was ist denn heute los?«, fragte er und gab sich Mühe, unwissend zu wirken. Omka drehte sich um und küsste ihn in den Mundwinkel.
    »Es

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