Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
Fotografen fahren.«
»Okay«, sagte mein Bruder und zog seinen grauen Sweater aus, um ihn über dem Baby auszubreiten. »Gute Nacht, kleines Vögelchen«, kommentierte er sein Tun und Calimero quiekte freudig. Es dauerte nicht lange und wir fuhren durch ein Meer von Blitzlichtern. Melissa wirkte neben mir eindeutig alarmiert, während ein paar ihrer Leute die Straße zu Fuß vor uns und dem Auto meiner Eltern freiräumten. Nie im Leben hätte ich mir vorstellen können, dass mal jemand wegen einem Foto von MIR (!) vor meinem Heim herumlungern würde. Es war irgendwie beklemmend und seltsam … sehr, sehr seltsam. Die Fotografen klebten förmlich an den Scheiben meines neuen Autos. Oh Gott, die zerkratzten mir noch den Lack! Die Schweine!
»Plattfahren«, murmelte ich säuerlich vor mich hin. »Alle plattfahren.«
Melissa gluckste und sah mich kurz an, bevor sie wieder ihre Augen bohrend auf die Menschen um uns herum richtete.
»Wo ist denn das Baby?«, trällerte mein Bruder. Calimero lachte, sicherlich weil er dachte, dass sein Onkel voll einen an der Waffel hatte.
»Du weißt schon, dass er ein kleiner, intelligenter Vampir ist?«, fragte ich amüsiert und sah kurz in den Rückspiegel.
»Bwäääääähhhhhhhhhiiiiii«, quiekte mein Baby, als sein Onkel ihn kitzelte.
»Ja, er klingt auch schon so intelligent«, sagte David und grunzte. Ich lächelte, nicht nur weil wir endlich durch das Meer von Fotografen durch waren, sondern auch weil ich mich freute, dass Calimero Zeit mit seinem Onkel verbrachte. Ich wünschte mir, dass die beiden gute Freunde würden und dass mein Sohn die Zeit, die ihm mit David vergönnt war, genießen würde.
»Oma rastet aus«, grübelte David und zog Calimero die Jacke vom Kopf.
»Wieso?«, fragte ich verwirrt.
»Jetzt schleppen wir gleich drei Vampire in ihr Haus.«
Drei? Ich zählte zwei. Melissa und Calimero.
»Michael, Melissa und der kleine Fruchtzwerg hier.«
»Oh je«, sagte ich lachend bei dem Gedanken an Omas Gesicht.
»Ich darf Euch nicht von der Seite weichen!« Melissas Stimme war dünn, ließ aber dennoch keinen Widerspruch zu.
»Du bleibst auch schön bei mir. Ich setze mich notfalls auf deinen Schoß, wenn dich das beruhigt.«
Die arme, kleine Vampirin wäre platt wie ein Teller, denn mein Hintern hatte mittlerweile eine eigene Postleitzahl! Glücklich darüber, dass ich ihr ihre Arbeit nicht schwerer machte, strahlte mich Melissa an. Ich bog in die Straße ein, wo meine Großeltern ihr schnuckeliges Häuschen hatten, und fluchte.
»Wo soll ich denn hier parken?« Mein Rudel hatte alles zugeparkt. Na toll!
»Da vorne!«, sagten David und Melissa gleichzeitig und deuteten auf eine freie Stelle, die die Größe einer Toastscheibe hatte. Da konnte selbst mein supermega Einparkdingens nicht rein finden. Nicht, dass ich es hätte probieren lassen. Ich traute dem Frieden noch nicht so richtig.
»Stell dich einfach in die Einfahrt, Opa und Oma werden wohl kaum wegfahren«, schlug David vor und ich atmete erleichtert durch. Das letzte, was ich jetzt wollte, war mein neues Auto verbeulen. Ich hatte Sorgen, was? Zu meiner Schande parkte mein Papa gerade mit dem Kombi in die winzige Parklücke ein … ohne Probleme.
»Ein paar Fotografen sind uns gefolgt«, sagte Melissa und drehte sich zu David um. Nickend legte dieser wieder seine Jacke über Calimero und schnappte ihn sich samt Liegeschale. Ich stieg aus und atmete tief durch. Nachdem ich mich ungefähr fünf Mal versichert hatte, dass mein Auto zu war, nahm ich Davids Verfolgung auf. Er war mit meinem Sohn zur Haustür unterwegs. Bereits von außen erkannte ich, dass Oma anscheinend schon für Privatsphäre gesorgt hatte. Alle Fenster waren mit Gardinen oder Rollos zugezogen. Das wirkte fast schon unheimlich. Als würde da drin gleich ein dämonisches Ritual stattfinden. Aber wer weiß? Vielleicht hatte Oma ja gekocht …
»Oh, da sind sie ja«, freute sich Opa und machte uns Platz, damit wir eintreten konnten. »Und ihr habt das Baby dabei!«
»Ja, der sabbert gerade meine Jacke voll«, murmelte David und drückte mir die Schale samt Baby in die Arme. Nachdem die Tür wieder geschlossen war und meine Familie sich einigermaßen in dem winzigen Flur sortiert hatte, zeigte ich Opa meinen kleinen Schatz. Neugierig guckte Calimero den alten Mann an, welcher sich vor Freude die Hände vor den Mund hielt und zu weinen angefangen hatte.
»Hööö!«, stellte Calimero sich sabbernd vor und ruderte mit den Armen in
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