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On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

Titel: On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Birr
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Sie nicht mehr. Wie alt sind Sie?«
    »Siebenundzwanzig.«
    »Siebenundzwanzig, ach du je! Da kennen Sie das nicht mehr. Da kennen Sie ja kaum was. Was kennen Sie da eigentlich? Das war früher hier alles nicht. Da war ja gar nix. Überhaupt nix. Da konnten Sie von hier bis zum Brandenburger Tor gucken. Weil da nix war. Alles kahl. Das kennen Sie nicht mehr.«
    »Nein, das kenne ich nicht. Da haben Sie recht.«
    »Sehen Sie, da habe ich recht. Sie kennen das nicht.«
    »Nein, ich kenne das nicht. Da war ich noch nicht geboren, deshalb kenne ich das nicht. Aber ich weiß es trotzdem. Das kann man nachlesen und auch Fotos davon sehen.«
    »Aber Sie kennen das nicht. Sie waren da noch nicht geboren.«
    »Nein.«
    »Sehen Sie.«
    »Ja. Ich darf es aber trotzdem sagen, ja?«
    »Ja, natürlich dürfen Sie es sagen. Aber Sie kennen es eben nicht mehr. Da waren Sie noch nicht geboren. Das wollte ich nur mal festhalten.«
    »Das wusste ich schon, vielen Dank.«
    »Weil Sie das ja nicht kennen.«
    »Ja.«
    »Genau.«
    »Entschuldigung, wir legen wieder ab. Ich muss weitermachen.«
    Langsam wackelte er zurück auf seinen Platz.
    Klaus ging an mir vorbei und flüsterte mir zu:
    »Sag mal, willst du dir von dem Typen da die Schau stehlen lassen?«
    »Ich weiß auch nicht, was das soll«, sagte ich. »Der sabbelt die ganze Zeit dazwischen.«
    »Ja, das sehe ich auch. Ich meine, willst du ihn nicht mal zum Schweigen bringen? Der nervt kolossal. Nervt wie ein Wadenkrampf.«
    »Kannst du das nicht machen?«
    »Ich?«, fragte Klaus erstaunt. »Ich zapf hier nur Bier. Du kannst mich rufen, wenn es hier eine Schlägerei gibt. Für alles andere bist du zuständig, Freundchen.«
    Damit ging Klaus wieder.
    Wie stellt der professionelle Stadtbilderklärer das an? Entschuldigen Sie, könnten Sie wohl bitte aufhören, dauernd dazwischenzuquatschen? Unser Kellner findet auch, dass das kolossal nervt wie ein Wadenkrampf.
    Wir legten wieder ab, und ich sprach über das Kanzleramt.
    »Mit dem Bau wurde im Jahr 1997 begonnen. Vorher befand sich hier …«
    »Da war nüscht vorher!«, brüllte er wieder dazwischen.
    Drei Meter von Eberhard entfernt saßen vier Bier trinkende Jurastudenten oder Zeitsoldaten. Einer konnte sich nicht mehr zurückhalten:
    »Mensch, können Sie mal Ruhe geben? Wir wollen hier zuhören!«
    Eberhard verteidigte sich: »Der kennt das nicht mehr!«
    Jetzt musste es wohl sein:
    »Mein Herr, äh … ja, ich kenne das nicht mehr … Ich fände es aber nett, wenn Sie … also, nur wenn es Ihnen nichts ausmacht … Also, ich meine, ich bin ja nun mal hier der Erklärer, und Sie wissen bestimmt …«
    Auf einmal stand Klaus neben mir, nahm mir das Mikrofon aus der Hand und sprach hinein:
    »Jetzt hören Sie mir mal zu! Vorm Reichstag haben Pink Floyd im Jahr 1990 ihr berühmtes Konzert mit dem Titel ›The Wall‹ gegeben. Kennen Sie Pink Floyd? Nein? Hab ich mir gedacht! Dann darf ich um Ruhe bitten. Danke.«
    Die Jurastudenten grinsten schadenfroh. Auch ein paar andere Gäste schienen sich über diesen Ausfall zu freuen.
    »So macht man das, verstanden?«, sagte Klaus und gab mir das Mikrofon wieder in die Hand.
    »Äh …gut … Danke. Das war unser Kellner Klaus. Der kennt das alles noch von früher.«
    Ich fuhr einfach fort mit der Erläuterung der Moltkebrücke:
    »Hier über dem linken Bogen sehen Sie ein Bildnis des Generals Blücher, der in den Befreiungskriegen gegen Napoleon gekämpft hat.«
    »Da kenne ich einen Witz«, sagte Eberhard. Verdammter Mist, verdammter! »Kommen Napoleon, Kaiser Wilhelm und Sarkozy in eine Kneipe. Sagt Napoleon –«
    »Hahahaha«, lachte ich demonstrativ. »Eine reizende Geschichte. Links sehen Sie den Humboldthafen, dahinter beginnt der Berlin-Spandau-Schifffahrtskanal, der die Spree mit der Havel verbindet.«
    »Nee … Kaiser Wilhelm sagt – nee, das war nicht Kaiser Wilhelm. Das war Napoleon, Sarkozy und … und … Ich komm gleich drauf.«
    Hinten stand Klaus und gestikulierte mir wild zu. Na gut, dann wollen wir das mal versuchen.
    »Der Witz geht so«, unterbrach ich ihn. »Napoleon, Sarkozy und Norbert Blüm kommen in eine Kneipe. Sagt Napoleon: drei Kurze. Sagt der Wirt: Das sehe ich, und was wollt ihr trinken?«
    Eine einzelne Dame lachte, ein paar Leute verdrehten die Augen, der Rest reagierte nicht. Klaus gestikulierte immer noch. Ohne Stimme rief er mir zu: » WEITER !«
    »Das ist aber ein ziemlich schlechter Witz«, sagte ich. »Ein guter Witz geht so: Kommt ein Pferd in

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