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On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition)

Titel: On se left you see se Siegessäule: Erlebnisse eines Stadtbilderklärers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Birr
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Cockerspaniel.«
    »Ich will aber!«, hat der Friedrich da gebrüllt. »Ich werde jetzt König, und die Haare bleiben dran. Schluss. Aus. Basta.«
    »Das wirst du schön bleibenlassen«, hat der Kaiser da gesagt. »König gibt es nur einen, und das bin ich. Wenn du hier König spielst, schick ich dir meine Jungs mit den langen Äxten und diesen bunten Puscheln auf dem Helm. Die kennst du doch noch aus dem Dreißigjährigen Krieg, und da habt ihr euch nicht so richtig gut verstanden.«
    Da fiel dem Friedrich ein, dass er ja noch dieses Preußen auf Halde hatte, das nicht zum Reich gehörte, und er dachte sich: »Dann mach ich mich halt da zum König von.«
    »Das würde ich mir an deiner Stelle nochmal überlegen«, hat da der König von Polen gesagt. »Die Hälfte von Preußen gehört mir, und wenn du dich da zum König von machen willst, kann ich ja mal meine Jungs mit den Brechstangen auf deinem Tennisplatz vorbeischicken. Wär doch schade, wenn du dir beim Tennisspielen was brechen würdest.«
    »Dann mach ich mich da halt nicht zum König von, sondern zum König drin«, sagte Friedrich, und so wurde er zum »König in Preußen«. Da haben seine Kumpels nicht schlecht gestaunt, als sich der Friedrich in Königsberg selbst die Krone auf den Kopf gesetzt hat.
    Der eitle Friedrich hat dann noch den Rest seines Lebens sehr viel Geld für seine Mottopartys ausgegeben. Sein Sohn und sein Enkel aber waren sehr fleißige und sparsame Friedriche und Wilhelms (manchmal auch beides), die auch noch viele Gebiete dazuerobert haben, sodass die brandenburgischen Fürsten sich dann irgendwann doch noch Könige von Preußen nennen konnten.
    Das können wir doch auch marketingtechnisch nutzen, dachten sich die Könige da. Brandenburg, das zieht einem ja namensmäßig überhaupt nichts vom Teller. Klingt immer noch nach Sauerkohl und Fassbrause. Preußen, jawoll! Das hat Zack, das klingt nach Prügelstrafe, Salutschüssen und nach Schnaps kippen mit ausgestelltem Ellenbogen. Dann heißt das Land ab jetzt Preußen, und Brandenburg ist nur ein Teil davon. Und so geschah es.
    Aus dieser Zeit stammen die großartigen preußischen Erfindungen, die heute noch von Japanern, Nordkoreanern, französischen Mittelschullehrern und anderen Autoritätsfans bewundert werden: Bescheidenheit, Pflichtbewusstsein, Ordnungssinn, beim Chef einschleimen und den Lehrling zur Sau machen sowie Eisbein mit Sauerkraut und saure Gurken. Brandenburg-Preußen war auf einem guten Weg. Es lag mit seinem Absolutismus voll im Trend, es hatte der Kartoffel zum endgültigen Durchbruch auf dem Beilagenmarkt verholfen, und es war so tolerant, dass sich selbst Franzosen und Holländer dort ansiedeln durften.
    Dann aber gab es einen kleinen dicken Mann, der von einer Mittelmeerinsel nach Frankreich gekommen war, dort von vielen gut gefunden wurde und sich anschickte, sich auch vom Rest Europas gut finden zu lassen, zur Not auch durch Zwang. Vorsorglich hatte er sich schon mal selbst zum Kaiser gemacht, nicht von Deutschland, sondern von Frankreich, was zwar nicht ganz so toll war, aber wenn man bedenkt, dass die meisten kleinen dicken Männer von den Mittelmeerinseln es nicht weiter bringen als zum Campingplatzvorsteher oder Jet-Ski-Verleiher, dann war Kaiser von Frankreich schon eine ganze Menge.
    Dieser kleine dicke Mann fiel in Preußen ein, hackte es auseinander und stellte damit seltsame Dinge an. Zum Beispiel machte er das schon damals trostlose und mit langsamen, blutarmen und humorlosen Menschen dünn besiedelte Westfalen zu einem Königreich und setzte seinen Bruder dort als König ein, wahrscheinlich, um ihn damit zu ärgern.
    Schon vorher war der kleine dicke Mann in viele andere deutsche Länder eingefallen und hatte sie dazu gezwungen, dem Kaiser zu sagen, dass sie bei seinem Heiligen Römischen Reich nicht mehr mitspielen wollten. Der Kaiser, der sehr weit weg in einer Stadt namens Wien wohnte, wollte seinerseits nicht mehr Herr über ein so zerhacktes Deutschland sein und sagte: Wenn das so ist, dann gibt es eben kein Kaiserreich mehr. Aus. Basta. Ende. Finito. Macht euren Kram doch alleine. Tausend Jahre Hermelinmantel, ja danke, es reicht. Damit hatte der Kaiser überhaupt kein Problem, denn auch er besaß noch ein anderes Land, auch weiter im Osten. Dieses Land war reich an Paprika, süßem Wein und einem Gericht namens Fözelek, und dort konnte er sich ungestört feiern lassen, ohne sich noch mit den hunderten Fürsten, Stammesältesten und

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