Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
Frühstück und wartete auf seinen speziell für ihn zubereiteten Porridge, dabei nippte er an einem dreifachen Espresso und blätterte in den spärlichen Notizen, die er sich bisher gemacht hatte. Die Operation würde gestützt vom BND laufen, Charlize wäre dabei sein verlängerter Arm, während er im Verborgenen bleiben und auf seinen Einsatz warten würde. Das war ungewohnt für ihn, da er stets selbst der aktive Part war. Er wusste aber auch, dass er Charlize absolut vertrauen konnte. Sie mussten nur noch die Feinheiten mit dem Kontaktmann besprechen.
Der Porridge kam und Ondragon verschlang sein minimalistisches Morgenmahl mit großem Appetit. Im Anschluss gönnte er sich noch eine Schale frischer Obststücke und machte sich bereit, in einer stillen Ecke des Hotels das Bulletin Board zu öffnen. Tatsächlich gab es dort eine Nachricht von Dobermann12:
Treffpunkt Boteco „Veraneio“ an der Praia de Meireles gegenüber vom Hotel Beira Mar, 12.00. Ich finde Sie!
Erst um zwölf Uhr, das war gut, dachte Ondragon, so hatte er ausreichend Zeit, um noch einige Besorgungen zu machen und das Gelände zu sondieren. Er schickte Charlize eine Mail, damit sie wusste, wo sie in einer Stunde zu ihm stoßen sollte, und machte sich mit einem Taxi auf den Weg zum Mercado Central.
Dort angekommen, setzte er seine Sonnenbrille auf und suchte unauffällig die Umgebung ab. Er schien allein zu sein, aber das würde ein späterer Aufklärungsgang noch bestätigen müssen. Zunächst aber steuerte er auf den modernen, halbmondförmigen Bau des Einkaufszentrums zu, der direkt neben der Kathedrale von Fortaleza errichtet worden war – Tempel zweier unterschiedlicher Religionen.
Der Shopping-Komplex war vollgestopft mit kleinen Läden, die über vier Etagen alles boten, was den Pauschaltouristen glücklich machte. Als erstes besorgte sich Ondragon zwei Stadtpläne, wobei er sich immer wieder vergewisserte, dass er nicht verfolgt wurde. So früh morgens war nicht viel los und es fiel ihm leicht, die einzelnen Leute zu begutachten. Keiner erschien ihm verdächtig. Also setzte er seine Shoppingtour fort, kaufte ein paar grellbunte T-Shirts, einen Cowboyhut aus Stroh, eine Baseballkappe, Flipflops, einen kleinen Rucksack und Strandshorts. Ondragon hasste Shorts, denn unter ihnen konnte man nur schwer Waffen verbergen, aber lange Hosen fielen in diesem Ferienparadies einfach zu sehr auf.
Nachdem er alles für seinen Einsatz besorgt hatte, ging er auf eine Herrentoilette und zog sich um. Seine restlichen Klamotten steckte er in den Rucksack. Im Spiegel begutachtete er sein Outfit und setzte sich den peinlichen Strohhut auf. Da er die kalifornische Sonne gewöhnt war, brauchte er sich um seinen Teint keine Sorgen zu machen. Er sah aus, als sei er schon ein paar Wochen hier. Frisch umgestylt verließ er die Toilette und begab sich in ein Café in der untersten Etage der Shoppingmall. Dort setzte er sich an einen Tisch mit Blick auf das große Atrium, das sich allmählich mit Menschen zu füllen begann.
Um 10.30 erschien Charlize und ließ sich mit einem Lächeln und vielen Einkaufstüten neben ihm nieder. Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und bestellte beim Kellner einen cafe com leite . Für ihre gemeinsamen Aktivitäten auf offener Straße hatten sie eine Tarnung als verlobtes Pärchen ausgemacht, auch wenn sie abends getrennte Wege gehen würden. Das war eine kleine Schwachstelle, aber für Charlizes zweite Identität, die sie demnächst vom BND erhalten würde, war sicherer, wenn sie ein Einzelappartement bezog.
Verstohlen betrachtete Ondragon seine Assistentin. Sie trug ein luftiges, grünes Beachkleid mit einem weißen Bikini darunter. Ihre Haut glänzte vom Sonnenöl und ein verführerischer Duft nach Strand und Sonne ging von ihr aus. Charlize hatte ihre Verkleidung mal wieder voll im Griff. Er grinste in sich hinein und trank von seinem frisch gepressten Orangensaft.
„Hast du alles bekommen?“, fragte er.
„Natürlich, Honey“, antwortete sie mit einem starken brasilianischen Akzent, den sie sonst nicht zu sprechen pflegte.
„Was ist mit der Software?“ Software war das Codewort für Kontakte, die vor Ort hergestellt werden mussten.
„Schon geschehen, ich hab mich um alles gekümmert. Sem weiß Bescheid.“ Sie gab ihm einen handbeschriebenen Zettel, auf dem die Mail-Adresse von diesem Sem stand. Ondragon wusste, dass Charlize gute Kontakte zur brasilianischen Unterwelt besaß, aber um wen genau es sich
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