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Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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tiefer geschaut hatte als alle anderen zuvor. Zumindest glaubte er das. Vielleicht bildete er es sich aber auch nur ein. Vermutlich hatte es gar keine engere Verbindung zwischen ihnen gegeben. Er schob diesen absurden Gedanken beiseite, schließlich hatte er soeben beschlossen, sein Gefrierfach aufzuräumen.
    Ondragon sah auf seine Finger, die mit dem Handy spielten. Er könnte ihre Nummer wählen. Es wäre ganz einfach. Dann könnte er herausfinden, wie es ihr ging und was sie über ihn dachte. Sein Zeigefinger strich über das Display, rief die Liste mit den Kontakten auf und scrollte zum Buchstaben M. Er hatte sie unter ihrem Vornamen gespeichert.
    Es wäre so einfach.
    Sein Zeigefinger verharrte unschlüssig über der Anruftaste.
    Du hast doch bloß Angst, sie könnte dich erneut beschimpfen. Alles andere ist bloß faule Ausrede!
    Ondragon biss sich auf die Lippe. War er tatsächlich so feige?
    Nein, das war er nicht! Sein Finger senkte sich auf das Symbol mit dem grünen Hörer. Im selben Moment gab das Handy ein Piepen von sich. Er hatte ein SMS bekommen. Überrascht stellte er fest, dass sie von Malin war! Er ballte eine Faust. Wieder war sie ihm zuvorgekommen, seine Jägerin. Mit beinahe zitternden Händen las er die Zeilen.

    Hej hej, Paul. Bin gerade in Casablanca. Haben das weiße Dromedar gefangen und zu seinem neuen Besitzer gebracht. Bin im selben Hotel wie vorher und muss an dich denken, obwohl ich mir geschworen hatte, das nicht zu tun! Du bist ein verdammter Scheißkerl, weißt du das? Aber ein Teil von mir – wahrscheinlich der unzurechnungsfähige – möchte dich gern wiedersehen. Lust auf eine gemeinsame Jagd? LG Malin.

    Als Ondragon die Antwort verfasste, fühlte er sein Herz schneller schlagen, als ihm lieb war. Er zögerte ein wenig, bevor er die SMS abschickte, tat es aber schließlich doch und steckte das Handy rasch weg. Dann bezahlte er seine Rechnung und verließ das Café.

Epilog

    Januar 1965
Colorado Springs am Abend

    Winter 1965. Müde blickte Philemon von seinem Schreibtisch auf und sah aus dem Fenster. Draußen wurde es langsam dunkel, aber noch konnte er den schneebedeckten Gipfel des Pikes Peak in der Ferne schimmern sehen. Es herrschte tiefster Winter hier am Fuße der Rocky Mountains, doch bald würden die Tage wieder länger werden und der Frühling kommen. Philemon fröstelte. Seine alten Knochen froren schnell bei dieser Witterung. Er erhob sich mühsam, schlurfte gebeugt zum Kamin und warf zwei neue Scheite ins Feuer. Danach ging er zurück zum Schreibtisch und knipste die kleine Lampe darüber an. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, wie jedes Mal, wenn er das Licht anschaltete und daran dachte, wem sie das alles zu verdanken hatten. Für ihn war es bis heute ein kleines Wunder. Leider waren diese Wunder für die Menschen längst so alltäglich und selbstverständlich geworden, dass sie sie gar nicht mehr wahrnahmen.
    Als er sich wieder auf dem Stuhl niederließ, ertappte er sich dabei, wie er eine leise Melodie vor sich hinsummte. Die Ode an die Freude! Noch heute konnte Philemon sich gut an das glückliche Gesicht von Kolman Czito erinnern, als sie damals hoch oben auf dem Pikes Peak den magischen Klängen dieses Liedes gelauscht hatten. Den Klängen der Zukunft. Doch leider hatten sie jene verheißungsvolle Zukunft niemals anbrechen sehen.
    Betrübt schaute er auf das, was er soeben zu Papier gebracht hatte. Seine Schrift war zittrig, aber lesbar. Mit der Gicht in den Fingern fiel ihm das Schreiben schwer, aber er tat es trotzdem. Ein Gefühl in seinem Inneren sagte ihm, dass er nicht mehr viel Zeit dafür hatte. Philemon nahm den Bleistift auf, begutachtete ihn und spitzte ihn frisch an. Er war jetzt schon fast Neunzig, und vielleicht war dieser Winter sein letzter. Deshalb hatte er begonnen, seine Erinnerungen aufzuschreiben. Die Erinnerung an jenen außergewöhnlichen Mann, der nicht nur sein Leben geprägt hatte, sondern das vieler Generationen. Nur hatten die meisten nicht den leisesten Schimmer davon. Nikola Tesla war in Vergessenheit geraten. Nein, das war nicht ganz richtig, korrigierte sich Philemon in Gedanken, schließlich hatte er es miterlebt. Dr. Tesla war nicht einfach so in Vergessenheit geraten, man hatte ihn bewusst aus dem Gedächtnis der Menschheit getilgt. Heute kannte jeder die großen Namen von Edison, Marconi oder Röntgen, aber niemand wusste, was Dr. Tesla Großartiges vollbracht hatte. Doch für Philemon war das Vergessen nicht das

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