Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)
ihm entgegen wie Tausende winziger Augen.
Hier müssen sie das Erz abgebaut haben, dachte er und suchte mit der Lampe nach etwas, das wie ein Ausgang aus diesem Gewirr von Öffnungen aussah. Schräg rechts tat sich ein größeres schwarzes Loch auf. Er markierte den Stollen, aus dem er gekommen war, mit einem Streifen Panzerband auf dem felsigen Boden und trat in den nächsten hinein. Hier war die Decke kaum noch mit Stützbalken gesichert und der gesamte Gang eher rund im Durchmesser. Mühsam kraxelte er durch den Trichter, der immer enger wurde. Oder kam ihm das nur so vor?
„Alles in Ordnung?“, fragte Rods Stimme in seinem Ohr.
„Ja, klar.“
„Du stöhnst so, deshalb.“
„Ist verdammt eng hier.“
„Wo bist du?“
„Sehr witzig!“
„Schon gut. Sag Bescheid, wenn du auf etwas Interessantes stößt. Over .“
„ Over .“
Geduckt stolperte Ondragon weiter. Immer wieder musste er sich an Geröll vorbeiquetschen, das von den bröckeligen Wänden in den Gang gefallen war. Hoffentlich stürzte hinter ihm nicht noch mehr ein.
Dann war der Gang plötzlich zu Ende.
Ondragon hielt inne und starrte auf eine ebenmäßige Wand aus Beton, die senkrecht in den Fels gezogen worden war. Er legte eine Hand auf die hellgraue Fläche, die vom Boden bis zur Decke von einem tiefen Riss durchzogen war.
„Ich habe es gefunden!“, sprach er ins Mikrofon.
„Das La-or?“, fragte Rod. Leider begann die Übertragung, stark zu rauschen und zu knistern.
„Ja, das muss es sein. Da ist eine Wand, die eindeutig nicht hierhergehört.“
„Sa-st du, ein---and? Ich verst---dich schl-cht. Bitte wie--hole.“
„Eine Wand aus Beton!“, sagte Ondragon laut in die Maske. „Ich werde die Sprengladungen anbringen und zu euch raufkommen. Die Zündschnur reicht nicht bis nach oben, deshalb werde ich sie so weit legen, wie es geht, sie dann zünden und schnell zum Schacht laufen. Ihr müsst mich hochziehen! Verstanden?“
„ Ro-er . Du m---as. Wir wa---Oh----wa---Sch--“ Die Verbindung brach ab. Es war auch erstaunlich gewesen, dass sie überhaupt so weit gereicht hatte.
In der nun entstandenen Stille öffnete Ondragon seinen Rucksack und holte die Dynamitstangen hervor. Vier Stangen stopfte er in den Riss in der Wand, der wahrscheinlich durch das Beben verursacht worden und ideal für eine Sprengung war. Den Rest reihte er in aller Ruhe am Fuß der Mauer auf, verband sämtliche Zündschnüre mit der Hauptschnur und bedeckte das Dynamit am Boden mit großen Steinen, die er schwitzend und fluchend aus dem Gang herbeischaffte. Das alles dauerte eine ganze Stunde, in der er immer durstiger wurde. Leider konnte er mit der Maske auf dem Gesicht nichts trinken. Er musste also durchhalten, bis er wieder oben war.
Als er seine Arbeiten beendet hatte, stopfte er schnell den Rest seiner Ausrüstung in den Rucksack und trat den Rückzug an, dabei ließ er die rote Zündschnur von einer kleinen Rolle hinter sich ablaufen. Hoffentlich war die Betonbarriere nicht zu massiv. Nur äußerst ungern wollte er ein zweites Mal dorthin kriechen und sprengen müssen. Niemand konnte sagen, welche Schäden sich bereits in den Felsen versteckten, die durch das Erdbeben verursacht worden waren und jede Sekunde eine Wand zum Einsturz bringen konnten. Dazu kamen noch die Detonationen des Dynamits, die alles noch einmal gehörig durchrüttelten und einen Aufenthalt hier unten immer kritischer machten. Es war ohnehin lebensmüde, überhaupt noch einmal reinzugehen, dachte er. Nicht nur wegen des drohenden Einsturzes, sondern auch wegen der ungewissen Gefahren aus dem Labor. Missmutig stapfte er weiter.
„Rod? Ich komme zurück zum Schacht. Haltet euch bereit“, gab er seinem Freund durch das Mikro zu verstehen, bekam aber keine Antwort. Offensichtlich war der Funkkontakt noch immer gestört, obwohl er vorhin an dieser Stelle noch prima funktioniert hatte. Stirnrunzelnd passierte Ondragon das durchlöcherte Gewölbe und bog in den großen Stollen ein, den er markiert hatte. Die Rolle war bereits halbleer. Hoffentlich reichte die Schnur wenigstens noch bis hinter den Durchschlupf.
Natürlich tat sie das nicht!
„ Fuck , war ja klar!“, schimpfte er laut und nahm den Rucksack vom Rücken. Auf der Rolle waren 75 Yards Zündschnur gewesen. Nicht genug. Aber immerhin wusste er jetzt, wie weit es von hier aus bis zu der Betonwand war. Er legte das Ende der Schnur unter einen Stein und holte sein Sturmfeuerzeug hervor.
„Hallo da oben? Rod, falls
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