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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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auf ein Kind gestoßen. Vermutlich das aus der Expeditionsgruppe. Es ist verletzt.“ Er beobachtete, wie das Mädchen sich auf den Bauch rollte und verzweifelt versuchte, sich mit den Armen voran über den Boden zu ziehen, dabei wimmerte und schrie es, als sei der Leibhaftige hinter ihm her. Ondragon kam in den Sinn, dass er mit der Gasmaske ja auch aussehen musste wie ein Wesen aus der Hölle. Außerdem schien ihr das geschwollene Bein unsägliche Schmerzen zu breiten. Wahrscheinlich hatte sie es sich gebrochen, als sie in den Schacht gestürzt war.
    Fieberhaft überlegte Ondragon, was er tun sollte. Dann schnappte er sich das schreiende Kind und trug es zum Schacht.
    „Ich werde der Kleinen jetzt das Seil umlegen und ihr zieht sie hinauf. Kümmert euch um sie. Sie hat sich ein Bein gebrochen.“
    „Klar, machen wir“, antwortete Rod.
    Ondragon wand das Seil um den schmalen Brustkorb des Mädchens, das inzwischen das Bewusstsein verloren hatte und schlaff in seinen Armen hing. Er stellte eine Schlinge mit einem Knoten her, der sich nicht zusammenzog. Dann ruckte er dreimal am Seil, bis es sich straffte. Langsam schwebte der Körper mit herabhängenden Armen und nach vorn gekipptem Kopf hinauf zu dem viereckigen Licht.
    „Wir haben sie!“, sagte Rod schnaubend vor Anstrengung.
    „Gut. Die Madame soll sie versorgen, dich brauche ich weiterhin als Wache am Schacht, Rod. Ich werde jetzt dem Gang in den Berg folgen. Er führt genau in die Richtung des Darwin-Geländes, wenn ich mich nicht irre.“
    „ Roger , Ecks!“
    Ondragon sah, wie das Seil wieder zu ihm heruntergelassen wurde, und begab sich zurück in den Gang, in dem endlich Ruhe herrschte. Er atmete einmal tief durch, um sich auf seine bevorstehende Aufgabe zu fokussieren, und setzte sich dann in Bewegung.
    Der Stollen war niedrig und immer wieder musste er aufpassen, sich nicht den Kopf an einem der Felsen einzurammen. Geduckt ging er unter der trügerischen Sicherheit der Stützbalken hindurch und hoffte darauf, einen Luftzug zu spüren. Aber da war keiner. Der Schacht, durch den er sich abgeseilt hatte, blieb also vorerst der einzige Ausgang. Nicht gerade beruhigend.
    An einigen Stellen war der Gang leicht verschüttet, ob nun kürzlich vom Erdbeben oder schon vor längerer Zeit, war egal, Ondragon musste umständlich über die Schuttberge krabbeln. In regelmäßigen Abständen gab er ein Signal an Rod. Noch war der Empfang okay.
    Schwitzend arbeitete er sich voran und zwängte sich, seinen Rucksack vor sich herschiebend, durch den Durchschlupf von gerade mal zwei Fuß. Die verdammte Gasmaske beeinträchtigte dabei seine Sicht. Er konnte kaum nach vorne sehen, während er auf dem Bauch kroch, aber er hatte Angst, sie abzusetzen.
    Es gibt bestimmt keinen Zugang von dieser Seite zum Labor, dachte er. Daher dürfte die Luft hier sauber sein bis auf die Scheiße von den Fledermausviechern. Du könntest die Maske absetzen. Er schüttelte den Kopf. Nein, sicher war sicher. Er würde die Maske aufbehalten, auch wenn sie ihn nervte. Er hatte kein Bedürfnis, dass ihn noch einmal jene hilflose Furcht heimsuchte, die er gespürt hatte, als er dachte, er sei mit Milzbrand infiziert.
    Endlich erreichte er die andere Seite des Geröllhaufens, kroch hinunter und richtete sich auf. Schwer atmend leuchtete er vor sich in den Gang, begleitet von dem unheimlichen Ächzen der Gasmaske.
    Wie das Auge im Zentrum eines schwarzen Loches starrte der Gang zurück – kein Licht am Ende des Tunnels.
    Wie weit war es wohl noch, bis er zu einer Abzweigung käme? Würde er überhaupt auf das Labor stoßen? Vielleicht gab es gar keine Verbindung. Er sah auf die Uhr. Er war jetzt schon eine halbe Stunde im Berg unterwegs. Ob er sich schon in der Nähe des gesprengten Eingangs befand? Ondragon blickte nach oben, als könne er durch den Fels an die Oberfläche sehen. Wo war er? Er zuckte mit den Schultern. Noch war alles entspannt. Schließlich hatte er bisher keine große Möglichkeit gehabt, sich zu verirren.
    Er setzte den Rucksack wieder auf und ging weiter. Nach einigen Yards stieß er endlich auf Abwechslung. Der Gang verbreiterte sich nach allen Seiten hin zu einem kleinen Gewölbe, von dem aus in alle Richtungen und ohne erkennbares System kleine Wurmgänge abzweigten. Loch um Loch reihte sich aneinander. Der Fels war durchbohrt wie ein Rattenbau. Ondragon ließ das Licht umherschweifen. Rötliche und schwarze Adern durchzogen das Gestein, und gelbliche Kristalle glitzerten

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