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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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annahmen, schlug er aufgebracht gegen das Lenkrad. Langsam hatte er die Schnauze voll. Dieser Fall verhielt sich wie ein störrischer Esel, den er Schritt für Schritt vorwärts zerren musste. Nichts hatte er bisher herausgefunden. Nicht die müdeste Spur. Es gab keinen Hinweis darauf, wo der verdammte Mailman abgeblieben sein konnte.

    Am Hotel parkte Ondragon in der Tiefgarage und setzte sich zum Mittagessen in das Restaurant. Das vorzügliche Menü beruhigte seine in wilde Rotation geratene Gedankenzentrifuge. Auch hatte er nach Anthrax gegoogelt und festgestellt, dass der Erreger sehr selten vorkam und äußerst schwer zu beschaffen war, wenn man nicht gerade einen Chemiker aus den US-Militärlaboren kannte. Kein Grund also, hysterisch zu reagieren. Außerdem war der Brief schon unterwegs zu seinem Chemiker. Heute Abend hätte er Gewissheit, dann war immer noch genügend Zeit, sich Antibiotika einzuschmeißen. Er bestellte sich einen Espresso zum Nachtisch und dabei kam ihm eine Idee. Er kannte jemanden, der ihm mit dem Muster womöglich weiterhelfen konnte. Einen sehr gelehrten Mann, den er vor einigen Jahren bei einem Auftrag in Afrika kennengelernt hatte.
    Er wählte die Nummer. Mal sehen, ob der Herr Professor zu Hause war.
    „Ludewig?“
    „Guten Abend, Günther!“, sagte Ondragon erfreut in seinem besten Hochdeutsch. Als halb Schwede und halb Deutscher beherrschte er beide Sprachen akzentfrei. Außerdem liebte er das Spiel mit der Verständigung, und je nachdem, in welche Rolle er schlüpfte, würzte er seine Worte mit dem passenden Akzent. Für Günther Ludewig war er der deutsche Unternehmensberater.
    „Paul! Das ist ja eine Überraschung. Wo bist du denn gerade?“
    „In den Staaten.“
    „Schade, ich dachte, du stattest mir mal einen Besuch in Hamburg ab.“
    Ondragon dachte, dass er das wirklich mal tun sollte. „Leider nicht, Günther. Ich rufe an, weil ich deinen Rat brauche als Fachmann.“
    „Als Fachmann, soso. Und um was geht es?“
    „Ich schicke dir gleich ein Foto auf dein Handy. Schau es dir an und sag mir, was du davon hältst.“
    „Du machst es aber mal wieder spannend, Paul. In Ordnung, sende mir das Bild und ich melde mich dann wieder.“ Ludewig legte auf, und Ondragon schickte ihm die MMS.
    Das Warten auf die Antwort dauerte eine Weile, und Ondragon nutzte die Gelegenheit, um über seinen Freund in Deutschland nachzusinnen. Professor Dr. Dr. Günther Ludewig war so etwas wie sein Telefonjoker. Unzählige Male hatte er ihn schon angerufen, wenn er einen wissenschaftlichen Rat brauchte, und so waren sie über die Jahre immer in einem guten Kontakt geblieben. Der siebenundsechzigjährige Anthropologe und Forschungsreisende arbeitete noch immer an der Universität Hamburg und wusste einfach alles. In seinem abenteuerlichen Leben hatte er unzählige Expeditionen auf allen fünf Kontinenten durchgeführt und einen derart phänomenalen Erfahrungsschatz angehäuft, dass er damit die Enzyklopedia Britannica zum Bilderbuch degradierte. Ondragon stellte sich das Gehirn seines Freundes als Terabyte-Festplatte vor, voll mit Informationen und immer noch bereit, weitere aufzunehmen. Ludewig war Vollblutwissenschaftler und lebte für die Forschung. Gerne teilte er sein Wissen mit anderen. Und – was noch viel wichtiger war – er stellte nie Fragen.
    Nach zehn Minuten des Wartens wurde Ondragon allerdings ungeduldig. Wofür brauchte Ludewig so lange? Gereizt trank er seinen Kaffee aus. Dieser Fall ist ein Esel!
    Ein Esel!
    Ein Esel!
    Ich sollte mal wieder Yoga machen oder so was, um meine Geduld zu trainieren, dachte er.
    Plötzlich klingelte das Telefon und er nahm ab.
    „Entschuldige bitte, dass es so lange gedauert hat, Paul. Aber ich habe sofort einen Kollegen in Atlanta angerufen, der mehr Ahnung von diesem speziellen Bereich hat als ich.“
    „Und welcher Bereich ist das?“
    „Voodoo. Besser gesagt, Vodou , so, wie er in Haiti praktiziert wird.“
    Voodoo , dachte Ondragon. Was zur Hölle, hatte Tyler Ellys mit diesem Spuk zu tun?
    „Das Muster auf dem Bild ist ein Vèvè. Eine rituelle Zeichnung, die für einen bestimmten Loa steht. Loassind Voodoo-Gottheiten mit den unterschiedlichsten Charakteren, die man je nach ihren Eigenschaften anruft und sich von ihnen besitzen oder reiten lässt, um sich mit ihrer Lebensenergie aufzuladen. Das ist dann die Trance. In diesem Falle handelt es sich um das Vèvè des Totenbaron Samedi. Steht ja auch groß darunter. Mein Kollege hat mir

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