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Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Ondragon: Totenernte: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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sich eingebildet, weiter nichts. Was die Madame jedoch behauptete, löste ein ungleich beklemmenderes Gefühl aus. Wie konnte sie von Per wissen? Ondragon spürte eine lähmende Schwere in seinen Gliedern. Der entbehrungsreiche Trip durch die Wildnis steckte ihm noch ziemlich in den Knochen. Müde bedeutete er Charlize, dass er gehen wollte.
    Seine Assistentin und Madame Tombeau erhoben sich gleichzeitig. „Und was machen wir jetzt?“, fragten beide gleichzeitig.
    Ondragon war ganz schwindelig vor Erschöpfung. Er hob einen Finger in Richtung der Priesterin. „Sie halten sich bereit. Ich will so schnell wie möglich nach Haiti aufbrechen. Stellen Sie sich auf mindestens fünf Tage beschwerlichen Reisens ein. Und lassen Sie Ihren Reisepass zu Hause. Ich kümmere mich um die weitere Planung.“ Er senkte seine Stimme. „Und von meinem Bruder will ich nichts mehr hören, verstanden?“
    „Verstanden, Monsieur. Verzeihen Sie mir.“
    „Schon gut. Sie können eben nicht anders. Darin sind wir uns nicht ganz unähnlich.“ Er wandte sich an Charlize. „Und wir fahren jetzt in die Mall. Ich brauche neue Klamotten für unseren Ausflug.“
    Noch lange nachdem die beiden Gäste das Büro verlassen hatten, starrte Madame Tombeau auf die geschlossene Tür und ignorierte den Blick, den ihr der Marassa von Paul Eckbert Ondragon vom Spiegel her zuwarf.

19. Kapitel
    Haiti

    Christine erwachte mit einem Ruck aus ihrem halb bewusstlosen Schlaf. Sie hatte schlecht geträumt, von ihrem Vater. Er war ihr heimlich gefolgt und hatte sie im Schlaf beobachtet. Dann hatte er die Hand ausgestreckt, um sie …
    Benommen schüttelte Christine den Kopf und sah hinauf zu dem hellen Viereck, das unverändert auf sie hinabstarrte wie eine quadratische Sonne.
    Wie lange hatte sie geschlafen? Das letzte Mal, als sie die Schachtwände hinaufgesehen hatte, war der Himmel dort oben noch schwarz gewesen. Dazu kam die Frage, wie lange sie überhaupt schon hier unten festsaß. Ein Tag, zwei Tage, eine Woche? Nein, eine Woche konnte es nicht sein, dann wäre sie längst tot.
    Stöhnend setzte sie sich auf, ganz behutsam und darauf bedacht, ihr verletztes Bein nicht zu bewegen. Bei dem Sturz in den verborgenen Schacht hatte sie es sich gebrochen. Zumindest nahm sie das an, denn ihr Unterschenkel war stark geschwollen und tiefschwarz angelaufen.
    Ein leiser Schmerzensschrei entrang sich ihr, als sie sich auf den Händen und dem gesunden Bein zu der rauen, in den Stein gehauenen Wand des Schachtes schleppte, um sich dort mit dem Rücken anzulehnen. Der Laut klang dumpf und unnatürlich und wurde sofort von den Massen der Felsen um sie herum geschluckt. Christine spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Aber nicht nur vor Schmerz. Immer wieder musste sie an die Nacht denken, in der die Macht der Priesterin versagt hatte und ihre angsterfüllte Flucht über die Felsen des Berges in ihr endgültiges Verderben geführt hatte.
    In der Nacht, in der ihre Mutter starb.
    Vor ihrem inneren Auge sah Christine, wie der Zombie ihr das Genick brach. Einfach so, als zerdrücke er ein Stück morsches Holz. Sie konnte das grauenvolle Gesicht des Zombies erkennen. Die entstellten Züge ihres Vaters.
    Ein Weinkrampf schüttelte Christine und sie schloss die Lider.
    Sie wusste, dass sie hier unten sterben würde.
    Denn niemand aus ihrem Dorf konnte ahnen, was ihnen zugestoßen war.

20. Kapitel
    13. Februar 2010
    New Orleans, Louisiana
    12.30 Uhr

    Im Geiste ging Ondragon die Checkliste für die Reise durch. Funktionskleidung und leichte Campingausrüstung waren besorgt. Waffen, Munition und spezielles Gerät würden sie bei Stern finden und Verpflegung im Supermarkt einkaufen. Auch das kleine Privatflugzeug, mit dem er fliegen wollte, war inklusive Tankfüllung schon reserviert. Und das alles binnen weniger Stunden. Nicht unbescheiden beglückwünschte Ondragon sich für sein Organisationstalent, hob das Mineralwasserglas und prostete sich selbst zu. Er saß in der hintersten Ecke eines vornehmen Restaurants auf der Bourbon Street bei einem leichten Mittagessen und beobachtete unablässig die Eingangstür. Er war allein. Seine Assistentin hatte er fortgeschickt, damit sie für ihn einige Dinge erledigte, die für den Trip nach Haiti vonnöten waren. Natürlich hatte er sie nicht gehen lassen, ohne ihr vorher einzuschärfen, auf der Hut zu sein. Schon in der Mall, in der sie eingekauft hatten, waren sie äußerst achtsam gewesen. Wegen des kommenden Karnevals

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