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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Tischchen. »Guten Appetit, Señor. Später kommt der Doktor und erklärt Ihnen, was Sie in den kommenden Wochen lieber lassen sollten, solange Sie die Maske tragen. Wünschen Sie mir Glück: Heute absolviere ich meinen ersten Fallschirmsprung.«
    »Viel Glück. Und danke für die Information.« Konstantin wartete, bis sie aus dem Zimmer verschwunden war, bevor er das Handy wieder zur Hand nahm und den ersten Anruf tätigte. Der Harlekinopal in der Silbernelkenfassung leuchtete auf.
Sobald ich aufstehen kann, werde ich Sastres Grab besuchen.
    Es klickte, der Anruf wurde angenommen. »Namaste«, sagte eine Männerstimme.
    Konstantin stockte. Er hatte mit Durga gerechnet. Im Hintergrund hörte er sie lachen.
    Warum eigentlich nicht?
Er konnte genauso zuerst mit einem seiner Feinde sprechen, auch wenn er sich mehr über eine Unterhaltung mit der Inderin gefreut hätte. Er wollte sich mit Korff melden, aber dann überlegte er es sich anders.
Paukenschlagmethode.
»Hier ist Oneiros.«
    Knappes Schweigen, dann: »Den Namen hörte ich schon lange nicht mehr.«
    »Es war nicht leicht, die Nummer eines
Thuggee
Nidra
herauszubekommen. Sogar euren Kunden verschließt die Angst die Lippen. Den meisten zumindest«, log er, damit Durga nicht in Verdacht geriet, sie stünde mit ihm in Kontakt. »Es gibt Neuigkeiten, Yama.« Er sah zum Fenster hinaus, blickte in die Sonne und schloss die Augen, während er eine schwache Spur von Marnas Parfüm einatmete. Erinnerungen an die Nacht mit ihr stahlen sich unpassenderweise in seine Gedanken. »Was würdest du dazu sagen, wenn ich dir eine Methode beschreibe, die Todesschläfer für den Schnitter sichtbar macht und ihnen ein beinahe normales Leben ermöglicht?« Gespannt wartete Konstantin auf eine Erwiderung.
    »Ich würde annehmen, dass es ein Trick ist, und ablehnen.«
    »Und wenn es
keiner
wäre?«
    Yama, der Anführer der
Thuggee Nidra,
zögerte, bevor er mit Bedacht erwiderte: »Ich fürchte, es würde mir gar nicht gefallen. Es brächte Unruhe in die Reihen der Thuggee, es gäbe Befürworter und Gegner. Ein Krieg unter Brüdern und Schwestern könnte ausbrechen, und das ist alles andere als wünschenswert. Es würde mir noch weniger gefallen, dass es jemanden gäbe, der von einer solchen Methode wüsste und mich gegen meinen Willen zu einem gewöhnlichen Menschen machen kann. Ich bin ein Auserwählter und will es bleiben.«
    Konstantin hielt das Telefon umklammert und lauschte mit klopfendem Herzen.
Er klingt alles andere als begeistert.
Die Drohung des Inders war bei ihm angekommen.
    Yamas dunkle Stimme bekam einen scharfen Unterton. »Ich fände es klug, wenn du mir sagtest, dass es
doch
ein Trick ist. Dann könnte ich beruhigt ablehnen, und alles wäre gut.« Er hielt kurz inne, als wollte er Konstantin Zeit zum Überlegen geben. »
Bist
du klug, Oneiros?«
    Das Märchen vom Schnitter und vom Schlaf
     
    Die ungleichen Brüder Schnitter und Schlaf stritten sich, wer der Mächtigere von beiden sei.
     
    »Ich beende jegliches Leben«, prahlte der Schnitter und legte eine Knochenhand an die Kette aus Todessteinen, die er um den Hals trug.
    »Ich bringe den Menschen Erholung, sende ihnen Träume, die sie erheitern, erschrecken, aufrütteln, inspirieren, ihnen neue Wege zeigen«, hielt der Schlaf dagegen und legte seine schlanken Finger an die Kette aus Träumen, die seine Brust zierte. »Du vermagst die Menschen zu töten, aber ich gebe ihnen so viel mehr. Ich bin der Mächtigere.«
    »Und doch fahren sie am Ende in mein Reich, da können sie so viel schlafen und träumen, wie sie möchten«, höhnte der Schnitter grimmig. »Ich kann Schlafende töten, aber du den Toten keine Träume bringen. Ich stehe über dir, Bruder.« Mit langen Schritten eilte er davon, um seiner Aufgabe nachzugehen.
    Der Schlaf ärgerte sich und wollte es seinem Bruder heimzahlen.
    So wählte er heimlich Menschen auf der ganzen Welt aus, um sie mit einem Zauber vor den Augen des Schnitters unsichtbar zu machen. Er verband seinen Spruch mit einem Edelstein, den er aus der Kette seines Bruders gestohlen hatte.
    Doch der Schlaf war ein Schalk obendrein.
    Damit sein Bruder unentwegt an die Schmach erinnert würde, dass der Schlaf der Mächtigere von den zweien sei, verlieh er seinen Schützlingen die Fähigkeit, den Schnitter in ihrem Schlummer zu verlachen und zu beleidigen. Es sollten Chöre erschallen, aus allen Ländern der Erde, die sich über des Schlafes Bruder lustig machten.
     
    Und so geschah

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