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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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Er fluchte leise.
    Er sah sich um. Dann und wann entluden Busse ihre Passagiere. Grau gekleidete alte Frauen wackelten zur Bahn, ein paar Geschäftsleute in feinem Zwirn hasteten vorbei. Teever musste wieder an die grauen Herren denken. Eine Schulklasse schien einen Ausflug zu machen. Waren nicht schon Ferien, überlegte er. An einem Kaffee aus einem Styroporbecher, den er im Bahnhof gekauft hatte, verbrannte er sich die Zunge. Er schmeckte abscheulich, aber immerhin wärmte das Gebräu die Hände.
    Schließlich kam eine junge Frau daher. Ein dunkler Mischlingshund hüpfte an ihr auf und ab. Sie war zu groß, um Ellen Ammann zu sein, dennoch schien der Hund eine Verbindung möglich zu machen.
    Teever trat auf sie zu. Die Punks guckten finster, sagten aber nichts. Ein Auto ganz in der Nähe hupte laut und Teever war sich nicht sicher, ob die Frau deshalb, oder weil er sie ansprach, zusammenzuckte. Als sie den Mund öffnete, war es an ihm zusammenzuzucken. Sie hatte fast gänzlich braune Zähne und im Oberkiefer eine riesige Lücke von der Mitte bis ganz links. Und sie stank erbärmlich nach einer Mischung aus Magensäure und Alkohol mit einem Hauch Nikotin.
    „Was willst denn von ihr?“ hatte sie mit einem merkwürdigen Zischen in der Stimme auf seine Frage geantwortet.
    „Du kennst sie also?“
    „Das habe ich nicht gesagt“, zischte sie gleichgültig zurück undergänzte: „Haste ma ’ne Zuse?“
    Teever schüttelte den Kopf.
    „Bin Nichtraucher.“ Sie blickte ihn so enttäuscht an, als ob sich das Lotterielos als Niete herausgestellt hatte.
    „Ich kenne sie von früher“, fing er wieder an. „Ich habe etwas von ihrer Familie für sie.“
    Jetzt schien sie Interesse zu zeigen. Wenn er etwas hätte, könnte sie vielleicht was abbekommen.
    „Was hast denn?“
    „Briefe.“
    „Ach so. Bist ein Postbote.“ Sie wollte sich förmlich ausschütten vor Lachen über ihren Witz, bis ein Hustenkrampf dem ein Ende setzte. Sie tätschelte den Kopf des Hundes, der sich gerade an Teevers Bein zu schaffen machte. Dann roch und schnüffelte er an Teevers Schritt herum. Er hasste das und wich zurück.
    „Der tut nichts“, sagte die Frau.
    Die Punks glotzten. Eine Bierdose flog scheppernd über den vom Schnee geräumten Bahnhofsvorplatz. Die Frau sah ihr nach. Teever konnte ihre Gedanken förmlich hören und fummelte bereits in seiner Jackentasche nach dem Portemonnaie.
    „Wenn du was ’rüberwachsen lässt, kann ich mich bestimmt erinnern, wo sie ist“, sagte sie mit schiefem Grinsen, nahm den Hund auf den Arm und presste ihm den Mund auf die Schnauze.
    Ekel überkam Teever. Der arme Hund, dachte er und fragte sich, wie er es fand, von der Frau geküsst zu werden.
    Er nahm sein Geld aus der Tasche und hielt es so, dass sie nicht sehen konnte, wie viel er bei sich hatte.
    „20 Kronen? So wenig?“ fragte sie und reckte den Kopf, um den Inhalt der Brieftasche zu erkennen.
    „Fünfzig oder gar nichts“, erwiderte Teever.
    Die Frau griff nach dem Schein und stopfte ihn in eine Tasche ihrer dreckigen Jeans.
    „Na, bläst sie dir jetzt einen?“ rief einer der Punks. „Pass auf, dass er dir hinterher nicht abfällt.“ Sie wieherten vor Lachen.
    Die Frau zeigte ihm den ausgestreckten Mittelfinger. Teever sah, das ihre Nägel blutig abgekaut waren.
    „Wo finde ich sie?“
    „Versuch’s mal im Café Orient.“ Sie zeigte rechts an den Punks vorbei. Die Straße da rein, zweite, nein, dritte links. Dann siehst du es. Da hängt sie jetzt oft ab.“
    „Danke“, sagte Teever.
    „Kann ich deinen Becher haben?“ lautete ihre Antwort.
    Teever gab ihn ihr. Er war noch halbvoll. Als er über die Straßeging, sah er, wie sie sich nach der Bierdose des Punks bückte.
    „Bück dich“, schrie der eine und erntete erneut den Mittelfinger.
    An Teevers Weg lag ein Laden, der Schreibwaren führte. An einer riesigen Dogge vorbei, der eine gewaltige Sabberfahne aus dem Maul hing, betrat er das Geschäft. Ein kleiner Mann mit einem Buckel präsentierte Teever eine riesige Auswahl von Minen und war stolz darauf, dass die beste davon für 8 Kilometer reichen würde. Teever belustigte der Gedanke, wie das jemand überprüfen könnte. „Das ist eine Mine aus der Raumfahrt“, beigeisterte sich der Mann. „Mit der kann man auf dem Kopf schreiben oder unter Wasser. Auf jedem Untergrund. Toll.“
    „Auch auf Haut?“ verkniff sich Teever zu fragen.
    Das Café Orient hatte mit dem Morgenland ungefähr so viel zu tun wie die Frau vom

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