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Onkel Schwein (German Edition)

Onkel Schwein (German Edition)

Titel: Onkel Schwein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Brood
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Südosteuropa, tippte Teever. Er fragte nach der Bedienung, die im Frühjahr dort gearbeitet hatte.
    „Ellen?“ fragte der Mann zurück, „Ellen Ammann? Was willst du denn von der? Schuldet die Fotze dir auch noch Geld?“
    Da war wohl jemand nicht so gut auf seine ehemalige Mitarbeiterin zu sprechen, dachte Teever. Immerhin hatte er nun schon mal ihren Nachnamen. Er überlegte kurz und entschied sich, der Steilvorlage zu folgen. Ihrem Ansehen beim ehemaligen Chef dürfte es Ellen Ammann keinen zusätzlichen Abbruch tun, wenn er ihr weitere Schulden andichten würde.
    „Richtig. Sie steht mit 10 Mille bei mir in der Kreide.“
    Teever hörte den Mann durch die Zähne pfeifen.
    „Die kannst du dir abschminken“, sagte er dann, „bei der ist nichts zu holen.“
    Teever konnte sich nicht vorstellen, dass der Mann versucht hatte,sein Geld über den amtlichen Weg zu erhalten. Statt eines Mahnverfahrens und dem Gerichtsvollzieher dürften ein paar starke Herren bei Ellen Ammann aufgetaucht sein. Was habe ich doch für Vorurteile, dachte Teever, diesmal jedoch nicht so ernsthaft wie am Morgen.
    Der Barbesitzer raschelte mit dem Hörer. Er schien ihn etwas vom Mund weg zu halten, denn Teever hörte ihn gedämpft, aber offensichtlich laut und erzürnt jemanden anbrüllen. Ein Achmed sollte gefälligst vernünftig wischen und nicht nur so husch-husch.
    „Wo kann ich Ellen denn erreichen?“ fragte Teever.
    Der Mann hatte den Hörer wohl noch nicht wieder am Ohr, denn er fragte: „Was hast du gesagt?“
    „Wo wohnt Ellen? Ich habe nur eine alte Adresse, doch da lebt jetzt jemand anderes.“
    Sein Gesprächspartner schien abzuwägen, ob ein weiterer Gläubiger seiner Forderung hinderlich sein könnte, kam aber zu dem Entschluss, dass bei Ellen Hopfen und Malz verloren wäre.
    „Die wohnt nirgendwo“, sagte der Mann im Lido. „Meistens treibt sie sich mit ihrem Köter am Bahnhof herum. Ist immer das gleiche mit diesen Pennern: Kein Geld auf der Naht, aber saufen und ’nen Hund haben.“
    So ein Hund wärmt die Seele und den Körper, dachte Teever, doch das würde dieser Herr Lido sicher nicht verstehen. Als es Teever besonders schlecht ging, hatte er ernsthaft die Anschaffung eines Hundes in Erwägung gezogen. Endlich jemanden haben, mit dem man sprechen konnte. Doch dann war Helgi gekommen.
    Teever konnte den Mann schlecht fragen, wie Ellen aussah. Das könnte er aber von Helgi erfahren. Daher bedankte sich Teever, ja, wenn er mal in Jönköping wäre, käme er sicher auf ein Bier ins Lido, legte den Hörer auf und fragte sich, ob der Mann wusste, das Teever wusste, dass das Lido eine Schwulenbar war. Dann sah er nach, ob Helgi noch schlief.
    Vor Teever breitete sich Jönköping aus. Dahinter hob sich der dunkle See von der schneebedeckten Landschaft im Osten und Westen ab. Vereinzelt glitzerte es. Der Vättern sah gar nicht so kalt aus. Er kramte im Handschuhfach nach seiner Sonnenbrille. Wer hätte das gedacht. Kurz vor Weihnachten. Fehlten nur Segelboote und Ausflugsdampfer und Kinder mit Zuckerstangen aus Gränna.
    Helgi hatte ihm keine Adresse von Ellen Ammann geben können. Er kannte sie nur aus der Bar. Es wäre da wohl irgendwas mit Geld vorgefallen, hatte Helgi gesagt, Näheres wüsste er aber nicht. Immerhin konnte er sie recht gut beschreiben. Strohblondes Haar,raspelkurz. Sie war klein, höchstens Einsfünfzig, zierlich. Ihre Nase war mal gebrochen und etwas schief. Großer Mund mit schmalen Lippen. „Alles allein fast hässlich, zusammen genommen sieht sie aber ganz gut aus“, hatte Helgi hinzugefügt.
    Es dauerte dann eine Stunde, bis Teever auf die erste brauchbare Spur von ihr stieß. Zunächst hatte sich niemand am Bahnhof herumgedrückt, den zu fragen es gelohnt hatte. Dann waren zwei Punks mit grünen Irokesenkämmen aufgetaucht. Ihre Haarstacheln erinnerten Teever an die spitzen Türme links und rechts der Bahnhofshalle. Lokalpatriotische Punks, dachte er. Sie hatten sich trotz der Kälte auf das Geländer zwischen Straße und Bahnhofshalle gesetzt und froren sich garantiert den Arsch ab. Jeder hatte eine Dose Bier in der Hand und tat lässig. Wie Freddy und Kent vor dem Bahnhof in Växjö. Es war überall dasselbe. Er fragte sie nach Ellen, doch ihre Antwort, „verpiss dich“, half ihm nicht wirklich weiter.
    Plötzlich fiel ihm etwas ein, was er die Leute von TAG noch fragen musste. Als er es auf einen alten Bon in seiner Tasche schreiben wollte, war die Mine seines Kugelschreibers leer.

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