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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alafair Burke
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ein richtiger Detective beim NYPD.«
    »Noch nie so’n hübschen Cop gesehen«, grummelte Frank und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Fernseher. Irgendein Footballspiel wurde übertragen.
    »Kommt Ihr Bruder mal wieder zu spät?« Josie schenkte ein.
    »Nein, ich bin zu früh.« Als Josie sich wieder dem Spiel zuwandte, konnte Ellie nach zwei sehr ausgefüllten Tagen endlich einmal ihren Gedanken nachhängen.
    Der Whisky wärmte ihr Brust und Magen und löste die inneren Knoten, die sie gespürt hatte, seit sie auf dem Revier Evelyn und Hampton Davis begegnet war. Sie waren nett, aber wie so viele Eltern wussten sie nichts über ihr erwachsenes Kind. Für sie war Amy noch das heiß geliebte Mädchen, eine Unschuld, die eben vom College kam – keine Frau, die bei Angaben auf Internetseiten schon anfing zu lügen, was ihr Alter betraf. Sie waren so naiv gewesen zu glauben, dass ihre Tochter für immer in Sicherheit war. Dass ihr nichts Schlimmes zustoßen konnte – weil schon in Highschool-Zeiten ein böser Exfreund sie Vorsicht gelehrt hatte.
    Was die Eltern aus Louisiana nicht begriffen, war, dass es irgendwo in der Vergangenheit nahezu jeder Frau eine ähnliche Geschichte gab – einen Freund, der nicht loslassen konnte; einen Mitschüler, der aufdringlich wurde; einen Kollegen, der wider alle Vernunft behauptete, mehr zu sein als ein Freund. Dass sie schon so früh mit einem Widerling zu tun gehabt hatte, damals in Louisiana, hatte Amy lediglich etwas schneller etwas klüger gemacht. Aber nicht sicher. Sicherheit gab es nicht.
    Dennoch konnte Ellie den Davis’ ihren Schmerz nachfühlen. Sie wusste seit ihrem vierzehnten Lebensjahr, wie schwer es war zu akzeptieren, dass ein enger Angehöriger einem Ungeheuer zum Opfer gefallen war. Seit über fünfzehn Jahren lebte sie in der festen Überzeugung, dass ihr Vater ermordet worden war, und dabei hatte sie noch nicht einmal ein Bild vom Gesicht jenes Mannes gehabt, den sie so hasste. Sie hatte ihre Theorien gehabt – ein Weißer, zur Zeit seines ersten Mordes, 1978, vielleicht Anfang zwanzig. Stur. Ordentlich. Herrisch, um seine Unsicherheit zu kompensieren. Ein Möchtegern-Cop. Sie war unter anderem deshalb aus Kansas weggegangen, weil sie dort nicht an einem Mann bestimmten Alters und bestimmter Ausstrahlung vorbeigehen konnte, ohne sich zu fragen: Hat der meinen Vater erschossen? Wie es sein musste, auf diese Weise ein Kind zu verlieren, konnte sie nur erahnen.
    McIlroy hatte die Eltern so behandelt, wie es sich für einen Beamten der Mordkommission gehörte. Mitfühlend und doch professionell. Er hatte ihnen die Katze übergeben, deretwegen sie gekommen waren, und versichert, dass seine Abteilung dem Fall oberste Priorität einräumte. Ellie dagegen hatte eine Grenze überschritten, indem sie etwas gesagt hatte, das nie gesagt werden sollte: Wir finden ihn. McIlroy war darüber gar nicht erfreut. Das hatte er ihr sehr deutlich zu verstehen gegeben, nachdem die Davis’ gegangen waren.
    Aber Ellie bereute nichts, obwohl sie es McIlroy gegenüber versichert hatte. Die Davis’ hatten es vielleicht nicht geglaubt und McIlroy ebenso wenig. Sie selbst aber war ganz sicher. Sie hatte Amys Eltern und sich selbst ein Versprechen gegeben.
    Ellie hatte gerade einen zweiten Johnny Walker bestellt, als Jess aufkreuzte. Ihr Bruder und sie hatten wenig gemeinsam. Er war brünett, groß, drahtig – hart und dunkel, während sie weich und blond war. Oft witzelten sie darüber, dass im Krankenhaus von Wichita mindestens einer von ihnen beiden nach der Geburt vertauscht worden sein musste.
    »Kippst du dir wieder einen hinter die Binde, Schwesterchen?«
    »Kennst mich ja. Ich hab eben ein Problem mit dem Stoff.«
    Sie wussten beide, dass das nicht stimmte. Vielleicht hatte Jess ein solches Problem, aber darüber redeten sie nur selten. Soviel sie auch über das Vertauschen im Krankenhaus scherzten, eins hatten sie ganz sicher gemeinsam: Sie waren eindeutig die Kinder ihrer Eltern. Ellie sah aus wie ihre Mutter und benahm sich wie ihr Vater. Bei Jess war es genau umgekehrt, und die mütterlichen Gene vertrugen sich nicht besonders gut mit Alkohol.
    »Übernimmst du die Rechnung?«
    »Vorläufig.« Ellie sah auf die Uhr.
    »Gott segne das NYPD.« Jess bestellte einen Bourbon und noch einen verdünnten zum Nachspülen und ließ sich neben Ellie nieder.
    »Was macht die Verbrechensbekämpfung?«
    Ellie lächelte. Ihr Bruder war so leicht zu durchschauen.
    »Was ist los,

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