Onno Viets und der Irre vom Kiez (German Edition)
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»Popöchen, nech«, murmelte Onno begrüßungsprompt so vor sich hin. Sein und Eddas Kosename für jenen speziellen ihrer saisonalen TV – Lieblinge. Seit der ersten Folge der ersten Staffel im Vorjahr waren Edda und er treue Zuschauer, ja verschämte Anhänger jener »Stalkshow«, wie sie wiederum Hans Nogger im KulturKanal getauft hatte. Zu dessen treuen Zuschauern und Fans Edda und er ebenso zählten.
Damals einundzwanzig Jahre alt, war die gelernte Bürokauffrau Fiona Schulze-Pohle ins erste V-GIRLS – Superstar-Trio gewählt geworden. Bzw. gevotet. Und zwar in der Sparte BQ (= Burlesque [freitags, 20:15 Uhr]. Die andern beiden Sparten lauteten TX = Telefonsex [mittwochs, 21:00 Uhr] und PN = Porno [samstags, 22:05 Uhr]). Edda und Onno fanden sie »niedlich« und hatten ihr die Daumen gedrückt, daß sie gegen die schwarzhaarige Hexe Dona Chukurowa würde anzicken können.
Als Hans Nogger im KuKa diagnostizierte, Fiona verkörpere »der Dummheit Goldenen Schnitt« (weil sie »den ironischen Überbau der Burlesque-Renaissance überhaupt nicht begriffen« habe), hatte Edda »Ooooch!« gemacht und Onno »Na, na!« Als Fiona sich allerdings von Nick Dolan, dem Mann »mit dem Charme eines Bunsenbrenners« (Nogger), entflammen ließ (den sie nichtsdestoweniger penetrant Dick Nolan rief), waren Edda und Onno doch menschlich enttäuscht.
Für den Sender stellte eine solche Liaison hingegen, versteht sich, ein Geschenk des Himmels dar. Die Natur generiert die für synergetische Renditen so günstige romantische Komponente? Wie geil ist das denn! (Und involviert auch noch den Altbock höchstselber, den eigentlich bereits längst »ebenso steinreichen wie abgehalfterten Erfinder des sogenannten Sexypops« [Hamburger Abendpost]!)
Bevor womöglich ruchbar würde, daß sie in Wahrheit der begehrteste Wanderpokal der Gang-Bang-Gangster Hamburg-Aalkoogs war – war sie nicht , aber gab es nicht immer ein Aber? –, designte RedLight die aussichtsreiche Kandidatin in aller Eile zur Jungfrau. Postwendend sublimierten sich die »Jus-primae-noctis-Phantasien des Masturbantenmobs« (Nogger) in Millionen »calls« zu 49 Cent pro Einheit, und Millionen von Lesern der HEZ fieberten darauf hin, daß Herr »Queckenporn« (Nogger) Fräulein Popo deflorierte.
Kurz vorm V-GIRLS – Finale jener ersten Staffel hatte ihr jemand (irgendein Talkmaster im Dritten) Erich Kästners berühmtes Gedicht vorgelesen: Was immer auch geschieht / Nie sollt ihr so tief sinken / Von dem Kakao, durch den man euch zieht / auch noch zu trinken. Fräulein Popo aber gab zur Antwort, sie liebt »Kaukau«, besonders mit Schuß, und kann es gar nicht erwarten, durchgezogen zu werden. Woraufhin prompt ein Angebot für einen Werbevertrag mit Miller Milch erfolgte – der dann allerdings unratifiziert blieb, weil Stegreif-Manager Queckenborn sich überpokerte. Bzw. sie. So daß ihr Stern, seitdem die zweite Staffel angelaufen, schon wieder im Sinken begriffen war. Und ihr bestmöglicher Platz fortan im jeweils kleineren der Split-Screens.
Auf dem Haupt-Screen zu sehen nun Ula Valeska (eine sog. MILF; vgl. fikipedia.com), die schwyzerische Offensive stoisch mit dem Gesäß abfedernd (wobei die Klatschgeräusche un zensiert über den Äther gehen). Um den Berner Bullen wunschgemäß emotional auf dem laufenden zu halten, ächzt sie fortan.
Die Supervisions-Fiona, die die Chose innerhalb des kleineren der Split-Screens offenbar auf eigenem Monitor unterhalb des Bildrands verfolgt, deutet ein Kopfschütteln an. »Wie unsexy ist das denn. Klingt, als ob sie Rheuma hätte. Geht gar nicht.«
Womit sie Honk aus der Hose spricht. »Du [ piiiep ], du!« nörgelt er. »Ich [ piep ] dir meinen [ piep ] in die [ piiiep ], daß dir der [ piep ] nur so aus der [ piiiep ] [ piep ]!«
Im Publikum Schimpansengebell, Tribünengetrampel, Kazoo. Dadurch angespornt, verpaßt Bulle unserer geduldigen Ula einen Klaps aufs Filet und kreischt: »Yeehaaa!«
Gejohl. Getrampeldonner. Pfiffe.
Umschnitt aufs Amtspult der Jury: Dr. Vagina Mae, Chick des Deutschrappers Bimbo Beelzebub und ›Telefonsexpertin‹. Gackert, daß die Mammographik wackelt. Bambi Boobs (›Burlesquexpertin‹ aus Brighton, England) stemmt die schmalen Brauen, ihr Geisha-Lack hält dagegen. Und mittenmang lümmelt Nick Dolan auf seinem Pascha-Thron. »Nu willä auch noch ulkich wäden«, nölt er. »Geht gor nich. Kompäsen soll’n die Hühnä [ piiiep ] und änsonßn Ränd halt’n. Is
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