Opas Eisberg: Auf Spurensuche durch Grönland (German Edition)
es das grösste sei. Auch Q. hatte schon von selbst das Kajak für mich bestimmt.
Zum letzten Mal giengen Hoessli und ich nochmal allein hinauf, um die letzten Lasten zu holen. Die überlebenden Hunde giengen immer hinter ihrem Herren her. Ich spürte immer die Nasen meiner Hunde an den Beinen, sie folgten mir, ohne dass ich es wollte, bei jedem Weg von der Hoffnungsbucht zum Zeltplatz an der Schneewehe immer mit. Wir gaben ihnen nochmal Pemikan zu fressen. Bis wir das letzte Mal zurückkamen, hatten Q. und Hü das Kajakfloss zusammengebaut und beladen.
Die grosse Last war so hoch, dass Q. kaum zu uns vorsehen konnte. Die 3 hintern Kajake giengen fast bis an den Rand ins Wasser. Die Sache sah sehr abenteuerlich aus. – Bald war alles fertig zur Abfahrt, wir mussten uns sehr beeilen, um noch bei Ebbeströmung den Sarfanguak, die ganz schmale Durchfahrt nach dem Hauptfjord, zu überholen. Die Ebbe hatte schon begonnen und das Kajakfloss sass bereits auf und war mit seiner schweren Last schwer flott zu machen. ... Ich hatte Mühe, mich in meinen Kajak hineinzuzwängen, da auch die Last hinter mir etwas hinderte.
Die Hunde standen am Ufer und sahen zu. Sie sollten hier zurückbleiben, damit wir sie dann später vielleicht doch zum Teil auf das Schiff retten könnten. Hoessli hatte vorgeschlagen, noch einen Hund zu erschiessen, damit die andern die Zeit über etwas zu fressen hätten. Er wollte sich vielleicht um das Erschiessen drücken, aber Q. setzte durch, dass er noch mal ausstieg und mit seiner Pistole den ausgesuchten Hund erschoss. Er hatte lange Schwierigkeiten dem Betreffenden nahe zu kommen, da der arme Kerl es wohl gemerkt hatte, was mit ihm geschehen sollte. Er traf ihn aber gut und so konnten wir endlich abfahren.
Es wurde schon merklich Abend. Die Hunde standen am Ufer und guckten alle erst stumm uns nach, als wir davon fuhren, dann gieng ein langes Geheul los. Allmählich verlieren wir sie ausser Sicht.
Auf dem Wasser zeigen sich Alke und andere Tauchenten, das Wasser ist spiegelblank und vollkommen klar. Die roten Felswände mit schöner Schichtenzeichnung und farbigen Streifen vom Fickberg ziehen langsam an uns vorüber. Zunächst ist es ein grosser Genuss, wieder auf dem ersehnten Wasser zu fahren. An das einseitige Rudern hat man sich bald gewöhnt. ...
Wir kommen in den offenen Nebenfjord hinaus, aber starker Gegenwind hält uns auf und sucht uns ... immer wieder zu drehen. Langsam überholen wir die rote Nase! Hü hat Wasser in seinem Kajak. Er saugt es mit einem Gummischlauch aus und spuckt es aus. Aber es nützt nichts, da der Leck zu gross ist und das Wasser doch schneller reinkommt, wie er’s raussaugen kann. Also muss eben weiter gefahren werden.
Wenn es brenzlich wird, muss er halt raus sich weiter hinten auf das Kajakfloss setzen, bis wir eine Landungsgelegenheit finden und seinen Kajak entbehren können. Der Leck ist offenbar beim Flottmachen der Kajake von dem Geröll an der Hoffnungsbucht entstanden.
Hü sitzt eben im Wasser und wird nass, er will aber weiterfahren so lang der Kajak sich über Wasser hält. Da es an unserem befestigt ist, kann er ja nicht ohne weiteres untergehen. Es beginnt die Dämmerung, der Mond geht rosafarbig auf und wir kommen in die Eisbergstauung des Sermilikfjords hinaus. Ab und zu hört man das Donnern stürzender Eisberge!
Das Durchkommen ist oft recht schwer. Wir fahren über Eisfüsse, die grün aus dem Wasser heraufschimmern, und durch Eistore. An einem vorstehenden Eisdach waren wir eben drunter durch, als es hinter uns abbrach und mit Donnern ins Wasser fiel. Wir versuchten, uns möglichst nahe am Ufer zu halten, waren aber durch die Eisbergstauung gezwungen, weiter hinaus in den Fjord zu fahren, um durchzukommen.
Dann sehen wir nichts um uns wie fantastische Eiswände, Türen, Dächer, Zinnen und den Mond und das schwarzblaue Wasser. Wenn uns kleinere Brocken und Tafeleisstücke den Weg versperren, können wir sie manchmal so weit auseinander drücken, dass wir gerade durchschlüpfen; aber manchmal müssen wir auch umkehren. Bis wir Platz zum Wenden haben wird eben rückwärts gefahren.
Hoessli ist die Sache offenbar etwas zu zünftig! Er schlägt vor, einen Landungsplatz aufzusuchen und bis morgen am Tag zu warten und dann die Fahrt fortzusetzen, wir gehen aber nicht drauf ein. Es wird eben weitergerudert. Später wird das Eis auch wieder lichter und wir kommen gut vorwärts an Riffen und kleinen Inseln vorbei, aber immer sind es noch
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