Operation Amazonas
streckte Zane die Hand aus.
Nathan schlug sie aus und wandte sich ab. »Gehen wir weiter.«
Zane ließ die Hand kopfschüttelnd sinken. Er blickte den Professor an. »Danke für den Versuch.«
Kouwe blickte auf Nates Rücken, der sich allmählich entfernte. »Lassen Sie ihm Zeit. Er will es sich zwar nicht anmerken lassen, aber das Ganze macht ihm noch immer zu schaffen.«
Auch Kelly blickte Nathan nach. Sein Gang war steif, die Schultern hatte er zurückgenommen. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, wenn sie erst ihre Mutter und dann ihren Vater verlöre, doch es gelang ihr nicht. Sie war sich nicht sicher, ob sie es schaffen würde, sich aus diesem tiefen Brunnen des Schmerzes wieder zu befreien. Zumal wenn sie auf sich allein gestellt wäre.
Auf einmal war sie froh, dass sie einen Bruder hatte.
Von vorne wurde laut gerufen. Es war einer der Ranger. »Wir haben den Fluss erreicht!«
Während sie parallel zum Flussufer weitermarschierten, blieb Nathan ein Stück weit hinter den anderen zurück. Zu seiner Rechten schimmerte das Wasser durch die dichte Ufervegetation des braunen Nebenflusses des Amazonas. Sie folgten dem Fluss jetzt schon seit fast vier Stunden. Nathan schätzte, dass sie bislang etwa zwölf Meilen zurückgelegt hatten. Sie kamen nur langsam voran, denn einer der Ranger, ein Corporal namens Nolan Warczak, ein erfahrener Spurenleser, folgte der Fährte.
Ein indianischer Führer hätte ein schnelleres Tempo vorgelegt. Als sie den Nebenarm erreichten, hatte sich der kleine Yanomami aus Wauwai jedoch geweigert weiterzugehen. Er hatte auf die deutlich erkennbaren Fußabdrücke im Lehm gezeigt, die entlang des Wasserlaufs tiefer in den Urwald hineinführten.
»Ihr geht weiter«, hatte er in holprigem Portugiesisch gemurmelt. »Ich bleibe hier bei Padre Batista.«
Und so waren sie ohne ihn weitermarschiert, entschlossen, bis zum Anbruch der Dunkelheit eine möglichst weite Strecke zurückzulegen. Corporal Warczak war jedoch ein vorsichtiger Spurenleser, der nur im Schneckentempo vorankam. Deshalb hatte Nathan viel Zeit, die Auseinandersetzung mit Richard Zane Revue passieren zu lassen. So lange hatte er gebraucht, um sich zu beruhigen und sich Zanes Äußerungen durch den Kopf gehen zu lassen. Vielleicht war er ja verbohrt gewesen und hatte nicht alle Aspekte in Betracht gezogen.
Zu seiner Linken kündete das Knacken von Zweigen von Mannys Annäherung. Manny hatte mit Tor-tor etwas Abstand zum Rest der Gruppe gewahrt. Die Ranger wurden unruhig, wenn die große Raubkatze in der Nähe war, und fingerten nervös an ihren M-16-Gewehren herum. Corporal Dennis Jorgensen war der einzige Militär, der sich für den Jaguar interessierte. Er begleitete Manny im Moment und stellte ihm Fragen zum Jaguar.
»Und wie viel frisst er am Tag?« Der hoch gewachsene Corporal nahm den Schlapphut ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte erstaunlich helles Haar, blassblaue Augen und war offenbar nordischer Abstammung.
Manny tätschelte der Raubkatze den Rücken. »Etwa fünf Kilo Fleisch, aber das nur, weil er bei mir ein ziemlich ruhiges Leben hat. In der Wildnis würde er das Doppelte brauchen.«
»Und wie wollen Sie ihn hier draußen füttern?«
Manny nickte Nathan zu, als der sich ihnen anschloss. »Er muss halt jagen. Deshalb habe ich ihn ja mitgenommen.«
»Und wenn er nichts fängt?«
Manny blickte sich zu den ihnen nachfolgenden Soldaten um. »Dann gibt es noch andere Beute.«
Jorgensen erbleichte ein wenig, dann, als er merkte, dass Manny ihn bloß aufzog, knuffte er ihn mit dem Ellbogen. »Sehr komisch.« Er schloss sich wieder den Männern seiner Einheit an.
Manny wandte sich an Nate. »Und, wie geht’s dir? Hab von der Auseinandersetzung mit Zane gehört.«
»Alles in Ordnung«, antwortete Nathan mit einem gedehnten Seufzer. Tor-tor stupste mit der Schnauze sein Bein an und Nate kraulte den Jaguar hinter dem Ohr. »Ich komm mir bloß verdammt blöd vor.«
»Dazu hast du keinen Grund. Ich vertraue dem Burschen so weit, wie es dauern würde, bis Tor-tor ihn am Wickel hat. Und das wär nicht weit, das kannst du mir glauben.« Er zeigte nach vorn. »Ist dir aufgefallen, wie der Dandy rumläuft? Ob der schon jemals im richtigen Dschungel war?«
Nate lächelte; sein Freund hatte ihn aufgemuntert.
»Aber diese Dr. Fong. Die sieht verdammt gut aus in ihrem Outfit.« Manny blickte ihn mit erhobenen Brauen an. »Die würd ich nicht aus meiner Hängematte schmeißen, bloß weil sie Krümel macht. Und
Weitere Kostenlose Bücher