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Operation Beirut

Operation Beirut

Titel: Operation Beirut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Abends auf der Zunge zergehen. Hoffman hatte das Black Cat vorgeschlagen, aber Rogers hatte es ihm ausgeredet. Irgendwie erschien ihm das nicht der richtige Ort für Stone zu sein, und so waren sie stattdessen ins St. Georges gegangen.
    Stones Auftritt hatte Rogers mächtig beeindruckt, und das sagte er ihm auch. Der Abteilungschef hatte den Palästinenser mit so leichter Hand manipuliert und so präzise, als hätte er ihn mit Hilfe von unsichtbaren Fäden unter Kontrolle gehabt. Er hatte den Mann von der Fatah durch einen Irrgarten von Möglichkeiten und Entscheidungen geführt und ihn davon überzeugt, dass die Interessen der Agentur auch die seinen waren. Und er hatte ihm, darauf lief es hinaus, erlaubt, sich selbst zu rekrutieren. Und dieses ganze Wunder hatte er an einem Mann vollbracht, den man im Verdacht hatte, die Ermordung des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu planen!
    «Es gibt da etwas, was ich Ihnen in aller Aufrichtigkeit sagen sollte», meinte Stone und leerte seinen zweiten Martini.
    «Und das wäre?», fragte Rogers.
    «Ich glaube nicht, dass ich Ihnen gegenüber schon erwähnt habe, dass ich auf meinem Weg hierher einige Stunden in Rom Station gemacht habe. Ich ließ einen der Jungs vom Sicherheitsbüro diesen libyschen Burschen – Mr.Mumtazz – einem Polygraphentest unterziehen.»
    «Und was kam dabei heraus?»
    «Im Großen und Ganzen hielt er sich gut. Aber bei dieser absurden Sache mit dem Mordplan ist er durchgefallen.»
    Hoffman hob sein Glas zu einem Toast.
    «Du hast saubere Arbeit geleistet», sagte Hoffman. «Das ist kein Schmäh! Es ist eine wahre Freude, einem richtigen Profi bei der Arbeit zuzuschauen. Aber ich muss auch sagen, meine Freunde, dass der Spaß in diesem Fall erst noch anfängt.»
    Die Gläser klirrten gegeneinander. Kurze Zeit herrschte Schweigen, während sie tranken und sich die außergewöhnlichen Ereignisse der letzten Tage durch den Kopf gehen ließen. Rogers fiel etwas ein, was Hoffman anderntags gesagt hatte.
    «Erzählen Sie mir von Willy aus Budapest», bat er Hoffman.
    «Nee, Sie wollen mich doch jetzt nicht etwa diese olle Kamelle erzählen lassen», sagte Hoffman. «Nicht während wir feiern.»
    «Und ob ich das will», sagte Rogers.
    Hoffman warf einen Blick auf Stone. Der Abteilungschef nickte zustimmend. Erzähl ihm die Geschichte.
    «Na schön, aber sie nimmt kein besonders gutes Ende.»
    «Erzählen Sie die verdammte Geschichte doch einfach», sagte Rogers, der leicht angetrunken war.
    «Schon gut. Also, nach dem Krieg hatten wir einen Agentenring in Osteuropa laufen. Eine Menge von den Leuten hatten vorher für die Deutschen gearbeitet. Es waren harte kleine Männer. Sie hassten die Russen und waren ganz erpicht darauf, für Onkel Sam zu arbeiten. Aber sie hatten auch mächtig die Hosen voll, dass wir sie verkaufen könnten.»
    «Warum?»
    «Weil sie nicht dumm waren. Sie haben doch gesagt, Sie wollen die Geschichte hören; also halten Sie gefälligst die Luft an.»
    «’tschuldigung», sagte Rogers.
    «Willy war der, der mir am liebsten war», fuhr Hoffman fort. «Er war Ungar, ungefähr vierzig. Seine ganze Familie war im Krieg umgekommen. In Fetzen gebombt. Anfangs dachte ich, er wollte das abbüßen oder sich rächen oder irgendetwas. Später kam es mir dann, dass er vielleicht ganz einfach ein bisschen Geld verdienen wollte. Wer weiß das schon? Wie auch immer, wir hatten ihn in Ungarn im Einsatz, und er leistete 1-a-Arbeit für uns. Er hatte einen Freund beim ungarischen Sicherheitsdienst, der ihn Dokumente fotografieren ließ. Es war eine nette kleine Operation.»
    «Was ist schiefgelaufen?»
    «Eines Tages haben uns die Tommys angesprochen. Sie behaupteten, sie hätten Beweise dafür, dass unser kleiner Kerl ein Gauner sei. Angeblich schmuggelte er amerikanische Zigaretten nach Budapest, um sich ein bisschen was nebenbei zu verdienen. Das war dumm von ihm, weil es ihn zu einem Sicherheitsrisiko machte. Also waren wir sauer. Wir ließen unseren Mann zu einem schnellen Treffen kommen. Wir haben das nicht sehr schlau angefangen. Einen Brief an seine Adresse zu schicken! Keinen hat’s gekümmert. Wir dachten, der Bursche hätte uns aufs Kreuz gelegt! Na, jedenfalls zitterte der arme kleine Scheißer wie Espenlaub, als er zu dem Treffen mit mir und Stone kam. Er war völlig fertig. Auf keine unserer Fragen hatte er eine gute Antwort.
    Ich konnte ihn noch immer gut leiden. Ich weiß auch nicht, warum. Aber die Briten meinten, er würde uns

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