Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Ocean Emerald

Operation Ocean Emerald

Titel: Operation Ocean Emerald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
sagte Timo mehr zu sich selbst als zu den anderen, die neben ihm auf den Radarschirm schauten. Hatte Kowalenko am Ende doch recht?
    Zu Timos Entsetzen ging der Bogenflug der Maschine immer weiter und weiter. Aber schließlich richtete sich die Route gerade nach Südwesten aus, auf Österreich zu. Das legte Kowalenkos Selbstsicherheit erst mal auf Eis und stimmte ihn versöhnlicher. »Wie es aussieht, kannman das Handeln dieser Entführer tatsächlich nicht voraussehen«, murmelte er.
    Bald verschwand die Maschine aus dem Bereich des Radars und Timo trat vor die Karte. Sie würden von den Flugleitungen verschiedener Zonen Informationen über die Route des Flugzeugs erhalten.
    Timo schaute auf die Europa-Karte und überlegte, was die Entführer im Schilde führen könnten. Sie müssten zumindest binnen weniger Stunden einmal zum Tanken landen.
    »Vielleicht haben sie vor, sich die Radarschatten in den Alpen zunutze zu machen und dort vor unseren Augen zu verschwinden
«
, sagte der Deutsche.
    »Inwieweit gibt es in den Alpen Flugplätze oder andere Landemöglichkeiten, die man im Radarschatten anfliegen kann?«, fragte Timo.
    »Es gibt einige dafür geeignete Täler. Wir werden dort sicherheitshalber Streifen hinschicken.«
    Erneut blickte Timo auf die Karte. »Ich schlage vor, dass wir unverzüglich aufbrechen. Wir müssen näher an die Gegend heran, die von den Entführern offensichtlich angesteuert wird.«
     
    Eine besonders starke Turbulenz erschütterte Aaros Sitz. Er befürchtete, ihm würde bald schlecht werden. Aber die Übelkeit hatte auch ihre Vorteile: Sie drängte die wachsende Angst in den Hintergrund, weil Aaro sich ganz darauf konzentrieren musste, sich möglichst nicht zu übergeben.
    Er erinnerte sich an ein ähnliches Gefühl bei einer Busfahrt mit der Schule. Es war auf dem Rückweg von den Ardennen nach Brüssel gewesen. Da war es ihm nicht gelungen, sich zu beherrschen, und zum Entsetzen seiner Klassenkameraden hatte er in eine Chipstüte gekotzt. Aufgrund einer Verwechslung war die Tüte dann bis in die Schule mitgekommen.
    Aaro schaute aus dem Fenster, aber draußen war nichts als Finsternis zu erkennen. Er hatte keine Ahnung, in welche Richtung sie flogen. Aber da sie bald drei Stunden unterwegs waren, musste das Ziel eigentlich recht nahe sein. Der Treibstoff konnte schließlich nicht ewig reichen.
    Delacroix stand auf und öffnete die Ablage über den Sitzen. Es war deutlich zu spüren, dass die anderen Entführer unruhig wurden. Delacroix nahm einen Rucksack aus der Ablage und stellte ihn auf dem Boden ab. Emilio und Juliette taten dasselbe und kurz darauf auch Helmut.
    Irritiert beobachtete Aaro die Entführer. Warum nahmen sie die Rucksäcke heraus, wo sie doch noch nicht einmal gelandet waren? Sein Blick heftete sich auf einen blaugrauen, stramm gepackten Rucksack, der bei näherer Betrachtung gar kein Rucksack war. Und auf einmal dämmerte Aaro die schaurige Wahrheit: Das waren Fallschirme!
    Mit der trügerischen Ruhe, die bis dahin in der Maschine geherrscht hatte, war es mit einem Mal vorbei. Die Entführer wechselten einige Worte, von deren Inhalt Aaro nichts verstand. Die Tür zum Cockpit ging auf und der Pilot rief einige scharfe Sätze in die Kabine. Aaro begriff,dass sie mit der Position der Maschine zu tun hatten.
    Er sah erneut aus dem Fenster und diesmal erschrak er. In der Dunkelheit unter ihnen leuchteten majestätisch einige verschneite Berggipfel. Das mussten die Alpen sein. Oder waren sie doch in eine ganz andere Richtung geflogen, zum Kaukasus oder bis zum Ural oder in eine noch fremdere Gegend?
    Äußerlich vollkommen ruhig zog sich Delacroix einen graugrünen Overall über, schnallte sich den Fallschirm auf den Rücken und zog die Gurte an den Schenkeln fest.
    Aaro durchschaute den genialen Plan: Die Entführer würden sich in Luft auflösen und die Maschine würde nur mit Pilot und Geisel an Bord landen. Dann wären die Gangster längst über alle Berge und niemand wäre in der Lage, sie aufzuspüren. Andererseits war aber auch der Pilot an der kriminellen Handlung beteiligt – wie würde er am Ziel der Festnahme entgehen?
    Aaro erhielt die Antwort auf seine Frage schneller, als er erwartet hatte, und zwar auf die grauenhafteste Art, die er sich vorstellen konnte: Auch der Pilot kam nun in die Kabine und schnallte sich einen Fallschirm um, nachdem er zuvor die Maschine auf Autopilot gestellt hatte.
    Würgende Panik erfasste Aaro. Hatten die Entführer vor, ihn allein

Weitere Kostenlose Bücher