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Operation Overkill

Operation Overkill

Titel: Operation Overkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Commander James Barrington
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normalerweise anderen antun. Vermutlich halten Sie mich für einen Sadisten, aber das bin ich nicht. Aber Vergeltung halte ich für gerechtfertigt, und wenn ich jemals jemanden kennen gelernt habe, der seine ge-rechte Strafe verdient hat, dann sind Sie das. Sie sind ein Sadist«, fuhr Richter fort. »Ohne jede Frage. Vermutlich halten Sie sich für einen Techniker, einen 913

    Mann, der lediglich eine wichtige Aufgabe in Diensten des KGB und danach für das SWR erfüllt hat, einen Job, den sonst keiner übernehmen wollte. Aber Sie irren sich, weil Ihnen Ihre Arbeit nämlich Spaß gemacht hat, und genau das ist der Unterschied. Vermutlich haben Sie es ganz besonders genossen, als General Modin heute Nachmittag nackt vor Ihnen lag, auf einen Tisch geschnallt, und nur noch auf einen raschen Tod hoffte. Er war ein anständiger Mann, der Sie nicht leiden konnte und nie ein Hehl daraus gemacht hat, und ich bin mir sicher, dass Sie sich desto mehr ins Zeug gelegt haben.«
    Richter nahm den Hammer und schlug ihn mit voller Wucht seitlich an Gremiakins Fuß. Wieder brachen die Knochen, floss Blut. Trotz des Knebelbandes hörte Richter das Schmerzgeheul des Russen. »Das«, sagte er, »ist das Mindeste, was ich für General Modin tun kann.«
    Wieder säuberte er den Hammer. »Aber wie schon gesagt, ich bin nicht wegen des Generals hier.« Richter legte den Hammer hin und blickte Gremiakin an.
    »Ich bin wegen eines Engländers hier«, fuhr er fort.
    »Newman hieß er. Graham Newman. Ein Mann, den Sie sich vor nicht allzu langer Zeit vorgenommen haben. Er war Stationsleiter des britischen Secret Intelligence Service hier in Moskau, was das SWR selbstverständlich wusste. General Modin war durchaus gesprächsbereit, als ich ihn danach gefragt habe. Newman wurde vom SWR nicht aufgegriffen, weil er etwas Bestimmtes wusste, sondern weil er möglicherweise irgendetwas hätte erfahren haben können.«
    914

    Der Russe starrte ihn an.
    »Sie haben ihn verhört. Nach Aussage von General Modin mehrere Stunden lang. Ich kann mir nicht einmal annähernd vorstellen, was Newman durchma-chen musste, bis er endlich tot war. Sie natürlich schon, denn Sie waren das ausführende Organ.« Gremiakin schüttelte den Kopf. »Normalerweise finden wir Profis uns ja mit so was ab, weil es zum Geschäft gehört, zum üblichen Risiko, das man eingeht, wenn man beim Geheimdienst ist. Aber bei Newman sieht die Sache anders aus«, fuhr Richter fort. »Jedenfalls für mich.«
    Gremiakin starrte ihn nach wie vor an.
    »Graham Newman«, sagte Richter, »war mein Cousin.« Der Russe zuckte zurück, als hätte Richter ihn geschlagen. »Ihnen ist also klar«, sagte Richter, »dass es hier nicht um Berufsethos, Moral oder sonst was geht. Das ist schlicht und einfach eine Familienange-legenheit.«
    Er griff wieder in den Werkzeugkasten, holte einen sechszölligen Schraubenzieher heraus und ging auf Gremiakin zu.

    Kurz vor zehn fuhr Richter weg. Gremiakins Überreste lagen im Unterholz, in die Plane eingeschlagen. Bis ihn dort jemand fand, würden vermutlich etliche Tage oder Wochen vergehen. Richter hatte sämtliche Werkzeuge gründlich gereinigt und ging davon aus, dass sich nichts in dem Wagen befand, durch das man den WAZ mit dem Tatort oder dem Toten in Verbindung 915

    bringen konnte. Im Westen wäre er sich dessen nicht so sicher gewesen, aber in Russland war die Kriminal-technologie noch ziemlich unterentwickelt.
    Er kehrte ohne besondere Vorkommnisse zur Botschaft zurück, stellte den Wagen ab und ging ins Bett.
    Dienstag Moskau
    Richter suchte Payne am nächsten Morgen auf, teilte ihm mit, dass seine Aufgabe in Moskau erledigt sei, und bat ihn um einen Wagen samt Geleitschutz, der ihn rechtzeitig zum Flughafen Scheremetjewo bringen sollte, damit er seinen Nachmittagsflug mit British Airways nach Heathrow erreichte.
    »Warum Geleitschutz?«, fragte Payne.
    »Weil ich Grund zu der Annahme habe, dass ich möglicherweise in Gefahr schwebe, und trotz meines Diplomatenpasses nicht hinlänglich gewährleistet ist, dass ich unbeschadet außer Landes reisen kann.«
    Richters Erklärung, im schönsten Amtschinesisch vorgetragen, war die reinste Untertreibung. Gremiakin hatte genau gewusst, wer er war, und bei dem Anruf an seine Nothelfer hatte er vermutlich auch deutlich gemacht, dass er Richter erkannt hatte. Selbst bei einer flüchtigen Überprüfung der Passagierlisten würde man feststellen, dass ein »Mr. Beatty« heute Nachmittag einen Flug nach London

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