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Operation Romanow

Operation Romanow

Titel: Operation Romanow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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drückte Sorg den Lauf des Nagant-Revolvers in den Nacken, als sie in die Küche gingen. »Wo ist das Geld?«
    Sorg zeigte auf den geöffneten Schrank und das abgeschraubte Brett, das dort lag. »Da drin, in einem Beutel aus Segeltuch.«
    »Holen Sie ihn heraus. Langsam.«
    Sorg zog den Beutel heraus und schickte sich an, ihn zu öffnen, doch Rawitsch hielt ihn auf. »Warten Sie. Heben Sie die Hände über den Kopf und treten Sie zur Seite.«
    Sorg folgte dem Befehl.
    Mit der freien Hand zog Rawitsch die Schnur auf und öffnete den Beutel. Er wühlte darin und zog einen Stapel Rubel und amerikanische Dollars heraus. Auf seiner Stirn schimmerten Schweißperlen. »Wie viel ist das?«
    »Siebenhundert Rubel in verschiedenen Währungen.«
    Rawitsch fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und zeigte mit der Waffe gierig auf den Tisch, wo die Gladstone-Tasche stand. »Das reicht mir nicht. Ich will mehr! Viel mehr.«
    In diesem Augenblick legte Sorg eine Hand auf den Füller in seiner Brusttasche. Ehe er die Kappe von der Stahlspitze ziehen konnte, zielte Rawitsch mit dem Revolver auf Sorg und gab einen Schuss ab.
    Die Kugel zischte an Sorgs Schulter vorbei. Er ließ den Füller fallen und warf sich nach vorne. Das Adrenalin strömte durch seinen Körper. Ein weiterer Schuss löste sich, und der Putz rieselte von der Wand hinter ihm. Rawitsch war ein großer, kräftiger Mann, doch als sich Sorg mit voller Wucht auf ihn stürzte, verlor der Vermieter das Gleichgewicht. Er fiel zu Boden, und Sorg landete auf ihm.
    »Ich bring Sie um!«, zischte Rawitsch mit hasserfülltem Blick.
    Mit aller Kraft versuchte Sorg, die Kontrolle über den Revolver zu erlangen und die Waffe auf Rawitschs Kopf zu richten. Er schob einen Finger in den Abzugsbügel, und ein letzter Schuss hallte durch die Küche. Rawitschs Kopf kippte nach hinten, und seine Augen rollten nach oben.
    Sorg rang nach Atem. Unter Rawitschs Schädel breitete sich eine Blutlache aus. Der stämmige Mann zuckte kurz und blieb dann reglos liegen. Sorg hob den Füller vom Boden auf und kniete sich hin. Sein Gesicht war schweißüberströmt.
    Er untersuchte Rawitsch. Die Kugel hatte die linke Augenhöhle durchbohrt und war durch den Hinterkopf wieder ausgetreten. Sorg riss Rawitsch die Waffe aus der Hand. Mit weichen Knien stolperte er in die Küche und erbrach sich ins Spülbecken.
    Endlich beruhigte sich sein Magen wieder. Sorg drehte den Wasserhahn auf, spülte das Erbrochene weg und rieb die Blutspritzer, so gut es ging, von seiner Kleidung. Sein Mantel und der Schal würden die restlichen Flecken verdecken.
    Sorg zog eine der Schubladen auf, in der eine Schachtel mit Kerzen und ein paar Spültücher lagen. Er nahm ein Tuch heraus und wischte sich den Mund ab. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Sorg einen Menschen getötet, und das jagte ihm einen gewaltigen Schrecken ein. Doch er triumphierte, weil er den Zweikampf gewonnen hatte.
    Jetzt meldete sich sein Überlebensinstinkt. Sorg trat ans Fenster und starrte durch die Gardinen hinaus. Die Straße war menschenleer. Er schlich zur Haustür und öffnete sie mit zitternden Händen. Auf dem Hof war auch niemand.
    Rawitsch hatte alle Fußspuren bis auf seine eigenen weggefegt. Sorg dachte angestrengt nach. Wenn er die Leiche einfach hier liegen ließ und verschwand, könnte sie jemand finden. Vielleicht hatte Rawitsch Verwandte, die ihn suchen würden. Alles war möglich. Aber auf jeden Fall musste er sich beeilen und durfte nicht in Panik geraten.
    Sorg steckte Fernrohr und Geldscheine zurück in die Beutel aus Segeltuch und stopfte diese in die Gladstone-Tasche. Dann schraubte er das Brett wieder in den Schrank. Die Blutlache in der Küche unter Rawitschs Schädel breitete sich weiter aus. Sorg nahm eine Kerze aus der Schublade, einen Teller aus dem Schrank und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    Er zündete den Docht mit einem Streichholz an, ließ etwas Wachs auf den Teller tropfen und drückte die Kerze auf den Tropfen. Den Teller schob er an den Rand des Tisches. Dann öffnete Sorg die Küchentür und klemmte ein Stück zusammengefaltetes Zeitungspapier darunter. Nachdem er seinen Mantel zugeknöpft und den Trilby-Hut aufgesetzt hatte, drehte er den Gashahn des Ofens auf und vernahm im selben Moment das Zischen des Gases.
    Schließlich nahm Sorg die Reisetasche in die Hand und steckte Rawitschs Revolver in seine Manteltasche. Er verließ das Haus durch die Eingangstür. Als er in die

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