Operation Sahara
nicht in der Verfassung, die Wüste zu durchqueren.
Die Schufterei in den Minen, zu wenig Schlaf und so gut wie kein Essen oder Trinken haben uns erschöpft. Wir schaffen es auf keinen Fall. Also haben wir die zweitbeste Lösung ins Auge gefaßt. Wir haben Vorräte gehortet und gebetet, daß jemand wie Sie, in guter körperlicher Verfassung, hier auftaucht.«
Pitt warf einen Blick auf Eva. »Ich kann sie nicht zurücklassen.«
»Dann bleiben Sie doch und sterben zusammen mit uns«, fuhr Grimes ihn an. »Sie sind die einzige Hoffnung für jeden einzelnen in diesem Höllenschlund.«
Eva griff nach Pitts Hand. »Du mußt gehen, und das schnell«, bat sie. »Bevor es zu spät ist.«
»Sie hat recht, müssen Sie wissen«, fügte Fair weather hinzu.
»Achtundvierzig Stunden in den Stollen, und man hat Sie fertiggemacht. Schauen Sie uns an. Wir sind am Ende. Niemand von uns könnte fünf Kilometer Wüste hinter sich bringen, ohne zusammenzubrechen.«
Pitt blickte zu Boden. »Wie weit, glauben Sie denn, würden Al und ich ohne Wasser kommen? Zwanzig, vielleicht dreißig Kilometer weiter als Sie?«
»Wir haben nur Vorräte für eine Person horten können«, erklärte Hopper. »Wir überlassen es Ihnen, zu entscheiden, wer den Versuch wagt und wer bleibt.«
Pitt schüttelte den Kopf. »Al und ich gehen zusammen.«
»Zwei kommen niemals weit genug, um gerettet zu werden.«
»Um welche Strecken geht es überhaupt?« fragte Giordino.
»Die Trans-Sahara-Straße verläuft ungefähr vierhundert Kilometer östlich von hier und kreuzt die Grenze zu Algerien«, erwiderte Fairweather. »Nach dreihundert Kilometern werden Sie sich für den Rest der Strecke auf Ihr Glück verlassen müssen. Wenn Sie die Straße erst einmal erreicht haben, müßte es Ihnen gelingen, einen Wagen anzuhalten.«
Pitt neigte den Kopf, so als habe er Fairweather nicht richtig verstanden. »Ich habe da offensichtlich etwas nicht mitgekriegt.
Sie haben nicht gesagt, wie wir die ersten dreihundert Kilometer zurücklegen sollen.«
»Sie stehlen, sobald Sie an die Oberfläche kommen, einen von O’Bannions Lastwagen. Mit dem müßten Sie so weit kommen.«
»Ein bißchen sehr optimistisch, was?« knurrte Pitt. »Was ist, wenn der Tank leer ist?«
»In der Wüste hat niemand einen leeren Tank«, stellte Fairweather überzeugt fest.
»Wir spazieren also einfach hier raus, drücken auf den Knopf im Fahrstuhl, fahren an die Oberfläche, klauen einen Lastwagen und verschwinden über die nächste Düne«, murrte Giordino.
»Logo, daß das funktioniert.«
Hopper grinste. »Haben Sie einen besseren Plan?«
»Um ehrlich zu sein«, lachte Pitt, »uns fehlt sogar die Idee für den Entwurf.«
»Wir müssen uns beeilen«, warnte Fairweather. »Melika schickt jeden von uns innerhalb der nächsten Stunde an die Arbeit.«
Pitt sah sich in der Höhle der Gefangenen um. »Sind alle mit Sprengungen und dem Verladen von Erz beschäftigt?«
»Die politischen Gefangenen, zu denen auch wir gehören«, erwiderte Grimes, »schaufeln und verladen das Erz nach den Sprengungen. Die Kriminellen arbeiten auf den Ebenen, wo der Felsen zerkleinert und das Gold ausgewaschen wird. Aus ihnen wird auch die Sprengmannschaft rekrutiert. Arme Teufel, keiner von denen überlebt das lange. Wenn sie sich nicht selbst mit ihrem Sprengstoff hochjagen, dann sterben sie an dem Quecksilber und Zyanid, das beim Schmelzen und der Gewinnung des Goldes eingesetzt wird.«
»Wie viele Ausländer gibt es hier?«
»Von unserer Gruppe, ursprünglich sechs, sind noch fünf übrig. Eine wurde von Melika umgebracht, totgeprügelt.«
»Eine Frau?«
Hopper nickte. »Dr. Marie Victor, eine vor Lebhaftigkeit sprühende Dame. Sie gehörte zum Kreis der führenden Physiologen Europas.« Hoppers gutgelaunte Miene war wie weggewischt. »Sie war die dritte, seit wir hier ankamen. Zwei Frauen von französischen Ingenieuren in Fort Foureau wurden ebenfalls von Melika ermordet.« Er schwieg und warf einen traurigen Blick auf das einsame kleine Mädchen auf der Pritsche. »Die Kinder leiden am schlimmsten, und wir können nichts dagegen tun.«
Fairweather deutete auf eine Gruppe von Menschen, die sich um drei der Pritschen versammelt hatten.
Vier Frauen und acht Männer. Eine der Frauen hielt einen kleinen Jungen von ungefähr drei Jahren an sich gepreßt.
»Mein Gott!« flüsterte Pitt. »Natürlich, vollkommen klar! Massarde konnte den Ingenieuren, die seine Anlage gebaut haben, nicht gestatten, nach
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