Operation Sahara
»Das ist ja entsetzlich. Der General wird wütend sein, wenn er davon erfährt.«
»Das ist aber doch nicht unsere Schuld.«
»Sie kennen seinen Zorn. Der trifft Schuldige wie Unschuldige.«
»Wir haben unsere Pflicht getan«, erwiderte Batutta ungerührt.
»Halten Sie mich über Hoppers Vorhaben auf dem laufenden«, befahl Mansa. »Ich werde dem General persönlich Bericht erstatten.«
»Hält er sich nicht in Timbuktu auf?«
»Nein, in Gao. Glücklicherweise befindet er sich auf der Jacht von Yves Massarde, die im Fluß, vor der Stadt, vor Anker liegt.
Ich nehme ein Militärflugzeug und bin in einer halben Stunde dort.«
»Viel Glück, Colonel.«
»Bleiben Sie an Hopper dran. Informieren Sie mich über jeden Wechsel in seiner Planung.«
»Zu Befehl.«
Mansa legte auf, starrte auf das Telefon und versuchte sich über die Komplikationen, die sich aus Batuttas Bericht ergeben konnten, klarzuwerden. Wenn der Plan nicht aufgeflogen wäre, hätte Hopper sie täuschen und die Opfer der Vergiftung in der Sahara, wo man bisher nicht nachgeforscht hatte, entdecken können. Das wäre böse gewesen. Captain Batutta hatte ihn vor einer üblen Lage bewahrt möglicherweise vor einer falschen Beschuldigung wegen Hochverrats und der anschließenden Exekution. Auf diese Weise entledigte sich Kazim normalerweise der Offiziere, die ihn enttäuscht hatten. Das war knapp gewesen. Wenn er andererseits Kazim in der richtigen Stimmung erwischte, wäre jetzt eine Beförderung in den Generalstab möglich.
Mansa rief seiner Ordonanz im Vorzimmer zu, seine Ausgehuniform bereitzulegen und ein Flugzeug startbereit machen zu lassen. Ein Gefühl wachsender Euphorie stieg in ihm auf. Mit dieser Beinahekatastrophe würde sich die Gelegenheit ergeben, die ausländischen Eindringlinge endgültig auszuschalten.
Ein Motorboot wartete bereits am Steg unterhalb der Moschee, als Mansa aus dem Militärfahrzeug stieg. Ein Matrose in Uniform machte Bug- und Heckleinen los und sprang ins Cockpit hinunter. Er drückte auf den Anlasser, und der mächtige Citroen-V8-Bootsmotor erwachte brüllend zum Leben.
Massardes Jacht lag an ihrem Buganker in der Flußmitte. In den kleinen Wellen der Strömung reflektierten die Lichter.
Mansa war noch nie an Bord gewesen, doch er hatte Geschichten von der gläsernen Wendeltreppe gehört, die von den weitläufigen Räumen des Eigners zum Hubschrauber-Flugdeck hinunterführte; von den zehn prächtigen Salons, die mit französischen Antiquitäten ausgestattet waren; von dem hohen Speiseraum mit den Wandbehängen aus der Zeit Ludwigs XIV., die aus einem Loireschloß stammten; der Sauna, den Whirlpools und der Cocktailbar in einem Aussichtsraum, der sich drehte.
Außerdem gab es da noch die elektronischen Kommunikationssysteme, die Massarde mit seinem weltweiten Imperium verbanden. Es war ein Schiff wie kein zweites auf der Welt. Während der Colonel aus dem Boot stieg und über Gangway und Treppenstufen aus Teakholz zum Deck hochstieg, hoffte er, daß er einiges von dem luxuriösen Schiff zu Gesicht bekommen würde.
Doch seine Hoffnung wurde enttäuscht, denn Kazim erwartete ihn an Deck, neben der Gangway. Er hielt ein halbvolles Glas Champagner in der Hand und machte sich nicht die Mühe, Mansa ebenfalls eins anzubieten.
»Ich hoffe, Ihre Unterbrechung meiner geschäftlichen Konferenz mit Monsieur Massarde ist so dringend, wie Sie in Ihrer Botschaft zum Ausdruck brachten«, begrüßte ihn Kazim in kühlem Ton.
Mansa salutierte zackig und gab eine knappe, präzise Zusammenfassung, wobei er die Angelegenheit in einem günstigen Licht darstellte und die Details von Batuttas Bericht über die Gruppe der UN-Wissenschaftler ausschmückte. Dabei vermied er es sorgsam, den Captain zu erwähnen.
Kazim hörte aufmerksam und neugierig zu. Die dunklen Augen musterten nachdenklich die glitzernden Lichter der Jacht, die sich im Wasser spiegelten. Auf seiner Stirn erschien eine Sorgenfalte, doch die verschwand wieder, als er grimmig vor sich hinlächelte.
Als Mansa schließlich fertig war, fragte Kazim: »Wann werden Hopper und seine Gruppe in Timbuktu zurückerwartet?«
»Wenn sie morgen früh losfahren, müßten sie am späten Nachmittag eintreffen.«
»Mehr als genug Zeit, die Pläne des guten Doktors zu vereiteln.« Er warf Mansa einen eiskalten Blick zu. »Ich gehe davon aus, daß Sie einen äußerst enttäuschten und verständnisvollen Eindruck hinterlassen, wenn Hopper Ihnen vom Fehlschlag seiner Untersuchungen
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