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Operation Sahara

Operation Sahara

Titel: Operation Sahara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sie schlaff herunter.
    Er blickte nach achtern hinüber zur Gefechtskuppel. Die Geschützluken waren geschlossen. Giordino brachte die verbliebenen sechs Raketen an den Treibstofftanks an und schloß sie an einen Zeitzünder an. Gunn, das wußte Pitt, war unten und stopfte die Datenbänder mit den Analysedaten und aufgezeichneten Wasserproben in einen Plastiksack, den er fest verschnürte und anschließend zusammen mit ein paar Nahrungsmitteln und der Überlebensausrüstung in einem kleinen Rucksack verstaute.
    Pitt wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Radarschirm zu und prägte sich die Position des malischen Kanonenbootes ein. Es fiel ihm erstaunlich leicht, seine Müdigkeit zu überwinden. Jetzt, da der Kurs endgültig festgelegt war, stieg sein Adrenalinspiege l.
    Er holte tief Atem, schob die Gashebel vor und ließ das Ruder nach Backbord herumwirbeln.
    Den Männern, die die
Kalliope
aus der Luft beobachteten, kam es vor, als schösse das Boot plötzlich aus dem Wasser, um in der Luft eine volle Drehung zu machen. Mitten auf dem Fluß beschrieb die
Kalliope
einen engen Bogen und stürmte dann mit voller Kraft in einer Wolke aus Gischt und Schaum flußabwärts.
    Wie ein gezogenes Schwert hob sich ihr Bug über das Wasser.
    Gleichzeitig tauchte das Heck tief ein, und hinter der
Kalliope
schoß eine gewaltige Welle in die Höhe.
    Das Sternenbanner entfaltete sich und flatterte im plötzlich einsetzenden Gegenwind. Pitt wußte, daß er gegen jede Regierungsanweisung verstieß, weil er die Flagge in einem fremden Land während einer illegalen Operation führte. Das Außenministerium würde Zeter und Mordio schreien, wenn sich aufgeregte malische Diplomaten die Haare raufen und scharfe Protestnoten einreichen würden. Weiß Gott, das würde einen Aufstand im Weißen Haus geben. Doch das kümmerte ihn einen Dreck.
    Die Würfel waren gefallen. Vor ihm lockte das schwarze Band des Flusses. Nur das schwache Licht der Sterne wurde von der ruhigen Oberfläche reflektiert. Um die Fahrrinne nicht zu verfehlen, verließ sich Pitt nicht allein auf seine Nachtsicht, sondern kontrollierte beständig auch Radarschirm und Tiefenmesser. Wenn er das Boot mit voller Fahrt auf Grund setzte, würden nur noch Splitter übrig bleiben.
    Das Tachometer, dessen Nadel die 70-Knoten-Markierung erreicht hatte und sich jetzt zitternd darüber bewegte, ignorierte er. Er brauchte auch nicht auf den Drehzahlmesser zu schauen, um zu wissen, daß er sich im roten Bereich befand. Die
Kalliope
gab alles, was in ihr steckte – als ob sie ahnte, daß sie nie mehr den Heimathafen anlaufen würde.
    Als sich das Kanonenboot beinahe im Zentrum des Radarschirms befand, spähte Pitt nach vorn in die Dunkelheit.
    Er konnte so gerade die Silhouette des Schiffes erkennen, das quer zur Fahrtrichtung lag und versuchte, ihm den Weg abzuschneiden. Das Kanonenboot führte keine Positionslichter, doch Pitt bezweifelte keinen Augenblick, daß die Geschütze auf die
Kalliope
gerichtet waren.
    Er beschloß, eine Finte nach Steuerbord zu machen, um die Kanoniere zu täuschen, und das Kanonenboot dann dicht vor dem Bug zu passieren. Die Malier hatten die Initiative, doch Pitt verließ sich darauf, daß Kazim nicht die Absicht hatte, eine der leistungsfähigsten Rennjachten der Welt mutwillig zu beschädigen. Der General stand nicht unter Zeitdruck. Ihm blieben noch mehrere hundert Kilometer Flußlauf, um das fliehende Boot zu stoppen.
    Pitt stellte sich breitbeinig hin, die Hände fest um das Ruder geklammert, und bereitete sich auf die schnellen Ausweichmanöver vor. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund erinnerten ihn das Brüllen der unter Vollgas laufenden Diesel-Turbomaschinen und das Heulen des Windes an den letzten Akt von Wagners Götterdämmerung. Jetzt fehlten nur noch Donner und Blitz.
    Und die folgten unverzüglich.
    Das Kanonenboot eröffnete das Feuer. Eine Geschoßgarbe fegte mit ohrenbetäubendem Lärm durch die Nacht, traf die
Kalliope
und fraß sich in ihren Rumpf.
    Völlig überrascht, bemerkte Kazim an Bord seines fliegenden Kommandostands den unerwarteten Angriff. Ihn packte die Wut. »Wer hat dem Kapitän den Befehl gegeben, das Feuer zu eröffnen?« wollte er wissen.
    Cheik war verblüfft. »Er muß auf eigene Verantwortung gehandelt haben.«
    »Befehlen Sie ihm, das Feuer sofort einzustellen. Ich will das Boot unbeschädigt in die Hand bekommen.«
    »Zu Befehl, Sir«, bestätigte Cheik, sprang auf und rannte in die Kommunikationskabine.
    »Idiot!«

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