Opfer der Lust
bot.
Als der Pontiac losfuhr, machte sie Atemübungen, um sich zu beruhigen, und fügte sich vorerst in ihr Schicksal. Ihr Herz pochte aufgeregt, ebenso sehr pochte es kurioserweise in ihrem Schoß. Sie bemühte sich, entspannt zu bleiben, und zuckte dennoch bei jedem Ruckeln zusammen. Wann immer Kade vor einer Ampel halten musste, lauschte sie angestrengt, weil sie befürchtete, dass die Fahrt zu Ende war.
Es dauerte jedoch eine ganze Weile, bis Kade das Auto parkte. Sie mussten bereits meilenweit von Lynn entfernt sein. Hatte er sie zurück nach Boston gebracht?
Er schaltete den Motor aus und Beth spürte, dass er sie eine Weile ansah. Erregte er sich an ihrer Hilflosigkeit? Oder sorgte er sich um sie und prüfte, ob es ihr gut ging?
Bis auf ein Flugzeug, das über sie hinwegflog, war kein Laut zu hören. Kein Verkehr. Keine Stimmen. Nicht einmal Blätterrauschen.
„Setz dich auf“, befahl Kade sanft.
Kaum dass Beth saß, nahm er ihr die Augenbinde ab. Neugierig schaute sie sich um.
Nun wusste sie, warum sie nichts gehört hatte. Sie waren weder in einer Stadt noch im Wald, sondern standen auf einem Parkplatz im Nirgendwo. Die Umgebung war in rabenschwarze Nacht getaucht, aber Beth meinte, Wiesen und Felder zu erkennen. Keine Menschenseele war zu sehen, lediglich um die zwanzig geparkte, verlassene Autos.
„Wo sind wir?“, fragte Beth aufgewühlt und rutschte bis auf die Kante des Rücksitzes vor, um besser durch die Frontscheibe spähen zu können.
Kade schaltete das Fernlicht seines Firebirds an und erhellte ein Gebäude, das unmittelbar vor ihnen im Dunkeln lag. Es handelte sich um ein einstöckiges Haus aus rotem Backstein. Die Fensterläden waren geschlossen, sodass man nicht ins Innere sehen konnte.
Erst jetzt fiel Bethany der rote Schriftzug auf, der über der Tür auf einem einfachen schneeweißen Schild geschrieben stand: Night Owl – niveauvoller Pärchenklub. Rechts daneben war eine Eule abgebildet.
„Das ist ein Swingerklub!“ Entsetzt ließ sich Beth zurück in den Sitz fallen.
„Du magst es doch öffentlich und doch wieder nicht öffentlich“, spöttelte Kade. „Noch heute Nacht wirst du dich vor einer Menge Leute verlustieren, aber in einem abgegrenzten Raum.“
„Ich mache das auf keinen Fall!“, protestierte sie lautstark. „Ich habe weder eine voyeuristische Neigung noch das Verlangen, beim Sex unmittelbar beobachtet zu werden. Das in der Waterboat Marina war das Maximum an Offenheit, das du von mir erwarten kannst. Erst recht möchte ich nicht mit Fremden schlafen. Nein!“
„Tut mir leid, Babe.“ Er verschränkte die Arme vor dem Brustkorb und grinste selbstzufrieden. „Aber du hast keine Wahl, denn heute Nacht werde ich dich dazu zwingen. Das ist meine Strafe.“
30. KAPITEL
„Du bist nicht besser als Daryl“, rief Bethany. Kade begehrte tatsächlich nur ihren Körper. Aber dann sagte er etwas, das sie erstaunte.
„Ich lasse nur deine lustvollen Träume real werden. Eigentlich solltest du mir sogar dankbar sein, Babe.“ Er öffnete die Fahrertür und stieg aus. Dann stützte er sich auf dem Autodach ab und schaute noch einmal ins Wageninnere. „Ich zwinge dich zu deinem Glück, das ist deine Sühne.“
„Du bist unglaublich“, brachte sie gepresst hervor. Er stellte seine Strafe als eine Art Befreiungsschlag ihrer Lust dar.
„Versuch erst gar nicht, dich zu befreien. Ich habe den Wagen umrüsten lassen. Er besitzt eine spezielle Sicherung, die nur ich lösen kann.“ Er hielt ein kleines Gerät hoch, das nicht größer als ein Handy war.
Hatte er vor, sie allein im Auto zurückzulassen? Der Gedanke gefiel ihr noch weniger, als in seiner Gewalt zu sein. „Wohin gehst du?“
„Im Night Owl gibt es eine kleine Boutique. Ich werde uns etwas Schönes zum Anziehen kaufen und bin in zehn Minuten zurück. Dann kann es losgehen.“ Zwinkernd warf er die Fahrertür zu, drückte auf den elektronischen Schlüssel in seiner Hand und ging in Richtung Swingerklub.
Bethany verwünschte ihren Körper, der erregt prickelte, weil in dem Gebäude mit der urigen Backsteinfassade eine ganze neue Erfahrung auf sie wartete. Ihr Verstand rang mit ihrer Lust. Beth sehnte sich nach der Lasterhaftigkeit, die im Klub zügellos ausgelebt wurde, und fürchtete sich gleichzeitig davor.
Wovor hast du Angst, fragte sie sich. Kade hatte nicht vor, sie einzusperren oder gar sie zu schlagen, sondern er förderte ihre Wollust. Was war so schlimm daran?
Beth grübelte und kam gleich
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