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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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und drehte sich mit todernstem Gesicht zu dem Polizisten um.
    »Es bedeutet, er wird immer besser.«
    17
    Zwei Stunden später saß Markham allein an seinem Laptop, während der Regen auf das Dach der Jagdhütte trommelte, und studierte das Führerscheinfoto auf dem Monitor vor ihm. Das Profil hatte ihm die North Carolina State Police weitergeleitet. Der Mann war seit Mitte Februar auf ihrer Vermisstenliste gewesen.
    William »Billy« Canning: achtunddreißig, in der Gegend aufgewachsen, Besitzer eines Tattoostudios in Cary – Billy’s hieß der Laden. Keine Vorstrafen, am 15. Februar von seinem Lebensgefährten Stefan Dorsey zuletzt gesehen. Eine Stichwortsuche in der Vermisstendatei förderte eine Beschreibung der Tätowierungen zutage. Sie passten perfekt zu denen auf der Leiche, die man bereits per Hubschrauber nach Raleigh gebracht hatte. In weniger als einer Stunde würde es eine offizielle Identifizierung geben, und dann ging es nach Quantico zur Analyse.
    Die äußere Tür wurde geöffnet, und als Markham aufblickte, sah er Andy Schaap mit seiner Jacke über dem Kopf hereinkommen. Er ließ einen Stapel wasserfleckige Papiere auf den Tisch fallen und nahm in einem der großen Sessel Platz. »Das sind die einzigen Geschäftsunterlagen, die er hat«, sagte Schaap. »Keine Ordnung, er nimmt hauptsächlich Bargeld. Ich habe so das Gefühl, da ist nichts zu finden.«
    Markham warf einen kurzen Blick auf die Papiere, während sein Partner tiefer in den Sessel sank. Schaap streifte seinen Ring ab und fing an, ihn in den Fingern zu drehen.
    »Sechzehn«, sagte er, den Blick auf den großen Hirschkopf über dem Kamin gerichtet. »Ein großer Bursche. Sechzehn Enden. Auf die Spannweite kommt es ebenfalls an – den Abstand zwischen den Geweihgabeln. Ich habe nie verstanden, was jemanden daran reizt, so ein wunderschönes Tier zu töten. Wo sie wohl hingehen, wenn es regnet? Da draußen gießt es jetzt aus Kübeln.«
    »Hat Gurganus sonst noch etwas gesagt?«, fragte Markham. »Gab es Gerede über irgendwelche Jäger, die sich sonderbar benommen haben, als sie hier waren?«
    »Niemand, der besonders herausstach.«
    Schaap begann, seinen Ring auf der Armlehne hüpfen zu lassen. Markham stand auf und ging ans Fenster, wo er an der Reihe der schwarzen FB I -Fahrzeuge vorbei in den Wald hinausschaute.
    »Sie glauben wirklich, er war vorher schon einmal hier?«, fragte Schaap.
    »Ja. Man verläuft sich hier selbst am Tag leicht, wenn man nicht genau weiß, wohin man geht.«
    »Aber warum macht er sich die Mühe, die Leiche bis hier heraufzuschleppen, obwohl er leichter zugängliche Orte hätte finden können?«
    »Tja, das ist die Frage«, sagte Markham und drehte sich um. »Dieser Fleck ist ein ganzes Stück entfernt von Raleigh. Das ist ziemlich ungewöhnlich, nicht? Serienmörder wie Vlad – der organisierte, visionäre und hochintelligente Typ – weichen normalerweise nicht so weit von zu Hause ab. Sie sind gern in einem Gebiet aktiv, das sie gut kennen.«
    »Wir wissen, dass Vlad Donovan ein paar Tage am Leben ließ. Seine Stimmbänder waren total wund, was darauf schließen lässt, dass er viel geschrien hat, bevor er starb. Vlad muss ihn irgendwo gefangen gehalten haben, wo es keine Nachbarn hören konnten. An einem abgelegenen Ort.«
    »Und wir wissen, Canning verschwand in der Nacht vom 15. auf den 16. Februar, was bedeutet, dass Vlad ihn mehr als zwei Wochen bei sich behalten haben muss, bevor er ihn hier ablegte. Vorausgesetzt, er blieb dabei, dass seine Opfer auf die Mondsichel blicken mussten.«
    »Himmel«, sagte Schaap und schob den Ring wieder auf den Finger. »Wenn er ihn im selben Zeitrahmen wie Donovan getötet hat, muss der Körper dann schon ziemlich verwest gewesen sein. Oder halten Sie es für möglich, dass ihn Vlad die ganze Zeit am Leben gehalten hat?«
    »Der Haarwuchs würde darauf schließen lassen, aber genau werden wir es erst nach der Autopsie wissen. Die Leiche war zwar länger als einen Monat im Wald, aber in Quantico sollten sie trotzdem in der Lage sein, den ungefähren Todeszeitpunkt zu bestimmen und festzustellen, ob ihn der Mörder auf Eis gelegt hat.«
    »Dieser Canning ist aus Cary«, sagte Schaap. »Genau wie Randall Donovan.«
    »Richtig. Canning wurde zuletzt um etwa 19.00 Uhr auf den Bildern der Überwachungskamera einer nahen Tankstelle gesehen. Seinen Wagen hat sein Freund am nächsten Morgen um elf vor dem Tattoostudio gefunden. Wenn wir von der Annahme ausgehen, dass

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