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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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Vlad näher bei Cary wohnt als von hier, dann ist die Frage nicht nur, was Canning mit den anderen Opfern verbindet, sondern auch, was die Orte verbindet, wo die Opfer aufgestellt werden. Eine Verbindung, die weiter reicht, als dass sie abgelegen sind und einen ungehinderten Blick auf den Nachthimmel bieten.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Der Umstand, dass Vlad Canning unbedingt hier draußen aufstellen wollte, wo die Chance groß ist, dass ihn lange niemand findet, verrät mir, dass wir es mit jemandem zu tun haben, für den wir keine Rolle spielen.«
    »Wir?«
    »Sie, ich, die Öffentlichkeit. Abgesehen davon, dass er ein geisteskranker Sadist war, hat Vlad Tepes seine Opfer deshalb gepfählt, weil er wollte, dass andere sie sehen; er wollte Furcht in den Herzen seiner Leute säen und seinen Feinden eine Botschaft übermitteln. Wenn unser Mann sich für eine Reinkarnation von Vlad III . hielte, warum hat er Canning dann nicht irgendwo ausgestellt, wo ihn die Öffentlichkeit mit Sicherheit findet? Und warum hat er die Botschaft auf Donovan nicht so geschrieben, dass sie mit bloßem Auge zu sehen ist?«
    »Aber was ist mit der Botschaft auf Canning? Die war mit bloßem Auge sichtbar. Selbst nach all der Zeit noch.«
    »Richtig. Aber vielleicht deshalb, weil Vlad nicht erwartet hat, dass wir Canning so schnell finden. Vielleicht steckte gar keine Absicht dahinter, dass er Cannings Brust gebleicht hat. Vielleicht hat er es erst bei Donovan richtig hingekriegt.«
    »Sie glauben also, er hat Canning so weit hier draußen gepfählt, um ihn vor uns zu verstecken? Um ihn zu verstecken und gleichzeitig in seinem zeitlichen Rhythmus mit der Mondsichel zu bleiben?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Canning war als homosexuell bekannt«, sagte Schaap nach einer Weile. »Was bedeutet, er passt genau wie die anderen ins Opferprofil des historischen Vlads. Donovan, der Gauneranwalt, die Latinos, die mit Drogen handeln und Banden angehören. Sie zu töten, ist für sich genommen schon eine Botschaft, meinen Sie nicht?«
    »Ja.«
    »Aber da dieser Canning homosexuell war – könnte es sein, dass wir bei den drei anderen etwas übersehen haben? Könnte es sein, dass Donovan oder die Latinos eine Art geheimes Leben geführt haben?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht, ja. Ich werde diesem Aspekt nachgehen, wenn wir wieder in Raleigh sind.«
    »Das könnte dann bedeuten, dass die Fixierung des Täters darauf, seine Opfer durch den After zu pfählen … denken Sie, was ich denke?«
    »Dass unser Mann ein Schwulenhasser sein könnte? Und die Pfählung eine geistesgestörte Darstellung von Analverkehr zwischen Männern?«
    »Wenn man es so ausdrücken will, ja.«
    »Wer weiß? Es gibt keine Hinweise darauf, dass Randall Donovan schwul war. Wenn Sie mich jedoch fragen, ob ich glaube, er könnte eine Art geheimes Leben geführt haben – ja, das glaube ich.«
    »Jedenfalls, egal, von welchem Ufer diese Leute waren, Vlad schickt jemandem eine Botschaft.«
    »Das denke ich auch. Aber ich glaube, genau an diesem Punkt geraten wir aufs falsche Gleis.«
    »Die Verbindung zum islamischen Halbmond, meinen Sie? Die arabischen und antiken nahöstlichen Schriften und all das, meinen Sie?«
    »Ja. Die Pfählungen erscheinen mir jetzt völlig selbstzentriert. Von einer Absicht getrieben in ihrer methodischen Genauigkeit, das ja, aber nur für Vlad selbst wichtig und für etwas, wovon er glaubt, dass es ihn vom Himmel aus sieht. Und die Orte, wo er seine Opfer hinterlässt, zählen ebenso. Aber nur für ihn.«
    »Aber die Opfer sollen auch das sehen, was am Himmel ist.«
    »Richtig.«
    »Glauben Sie dann, der Satz: ›Ich bin zurückgekehrt‹ könnte auch Vlads Rückkehr an die Tatorte bedeuten. An genau diese Örtlichkeiten?«
    »Möglich, ja.«
    »Das würde die ganze Sache sehr viel persönlicher machen«, sagte Schaap. »Und es wäre dann sehr viel schwieriger, den Grund hinter den Morden herauszufinden.«
    Markham zuckte mit den Achseln.
    »Aber selbst wenn Vlad vorher schon einmal hier war«, sagte Schaap. »Wie um alles in der Welt konnte er im Dunkeln hier herausfinden?«
    »Die nicht geteerte Zufahrtsstraße. Offenbar kannte er die.«
    »Trotzdem hätte er genau wissen müssen, wo er stehen bleiben muss. Ich meine, er hätte es wohl bei Google Earth nachschauen können, die Koordinaten auswerten und GPS und ein Nachtsichtgerät einsetzen, wie es Gurganus macht. Zumindest hätte er eine Karte haben müssen. Mal ganz davon abgesehen, dass er

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