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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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nie das Geringste aus Baseball gemacht hatte.
    »Die Sachen von dem Jungen kommen gerade rein«, sagte Big Joe. »Ich lasse alles im Konferenzraum, bevor die erste Ladung nach Quantico rausgeht.«
    »Danke«, sagte Markham. »Kommen Sie, Schaap, sehen wir es uns mal an.«
    Schaap folgte Markham in den Besprechungsraum. Auf dem Tisch ausgebreitet lagen die Reste von Jose Rodriguez’ Sachen: der Schuhkarton und dessen Inhalt, den Markham zuvor schon gesehen hatte, jetzt alles beschriftet und in durchsichtige Plastikbeutel verpackt, sowie eine ausladende Perücke auf einem Styroporkopf und eine CD in einer Plastikhülle. Auch diese waren beschriftet und eingetütet.
    Markham und Schaap zogen Gummihandschuhe an.
    »So«, sagte Schaap und hielt die Plastiktüte mit der Perücke in die Höhe. »Er nannte sich also Ricky Martinez, wenn er dieses scheußliche Ding hier trug?«
    »Nein«, sagte Markham und betastete die anderen Gegenstände. »Sein Bühnenname war irgendwas anderes laut Angel – etwas Spanisches.«
    »Da ist es«, sagte Schaap. »Auf der Innenseite seiner Perücke ist ein beschriftetes Klebeband. Leona Bonita, steht da. Ich kann nicht Spanisch, aber bonita bedeutet schön, oder? Erinnern Sie sich an das Lied von Madonna, ›La Isla Bonita‹. Ist mir gewaltig auf die Nerven gegangen seiner …« Schaap brach plötzlich ab.
    Schuld daran war Markham. Er sah aus, als hätte er gerade einen Geist gesehen.
    »Was ist, Sam?«
    »Leona Bonita«, sagte Markham. »Es bedeutet ›schöne Löwin‹.«
    »Und?«
    »Löwe ist eins der Sternbilder, die im Frühjahr an den Nachthimmel zurückkehren. Es ist außerdem eins der Sternbilder, die das Gesichtsfeld der Latinos in der Nacht passiert haben, in dem sie neben dem Friedhof aufgestellt wurden.«
    »Sie glauben, da könnte es auch einen Zusammenhang geben? Weil sich Rodriguez Leona Bonita nannte?«
    »Die Mondsichel, die Sterne im Klub und dann der schöne Löwe, der buchstäblich darunter singt – vielleicht ist das der Grund, warum sich Vlad nicht die Mühe gemacht hat, etwas auf ihn zu schreiben.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Vielleicht sah ihn Vlad als einen Teil der Botschaft – als den wichtigsten womöglich. Die Gestalt, die aus den Sternen zu ihm spricht, die Lippen mit dem Halbmond neben dem Mikrofon – sie könnten für Vlad den Mund des Löwen darstellen.«
    »Großer Gott.«
    »Und wenn Vlad dachte, dass das Sternbild Löwe durch Rodriguez zu ihm sprach, dann brauchte er Rodriguez nicht zu beschriften, weil der Junge ein Teil der Botschaft selbst war.«
    »Das würde bedeuten, dass Vlad außerdem durch das Pfählen von Rodriguez und Guerrera mit dem Sternbild Löwe kommunizierte. Ihm eine Art Botschaft schickte, etwas wie: ›Schau mich an, Mama‹ – eine Art Menschenopfer vielleicht?«
    »Ja.«
    »Aber wenn Vlad seine Opfer dem Sternbild Löwe widmet, auf wen bezieht sich dann das ›Ich‹ in ›Ich bin zurückgekehrt‹? Auf Vlad oder auf das Sternbild?«
    »Vielleicht auf beide.«
    »Sie meinen, er sieht sich als der Löwe?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht spricht er im Namen von jemandem oder etwas mit dem Sternbild; vielleicht fordert er es heraus. Aber egal aus welchem Grund, Vlad will, dass die Gestalt in den Sternen seine Opfer gepfählt sieht – entweder der Löwe, was immer das Sternbild für ihn repräsentiert, oder etwas, das mit ihm in Zusammenhang steht.«
    »Ein Gott oder eine mythologische Gestalt?«
    »Vielleicht so etwas, ja – vorausgesetzt, ich liege überhaupt richtig, was den Löwen angeht.«
    »Aber das Pfählen«, sagte Schaap. »Was zum Teufel hat das mit dem Sternbild Löwe zu tun?«
    »Das weiß ich nicht, Schaap«, sagte Markham. »Was das angeht, rätsle ich noch. Vielleicht verschwende ich wieder nur meine Zeit.«
    »Ich wollte nicht …«
    »Aber ich habe das sichere Gefühl, dass alles mit Rodriguez in dem Transvestitentheater anfing und dass dann Guerrera irgendwie in die Sache geriet. Es fing außerdem auf dem Friedhof an, der ersten Fundstätte. Vielleicht gibt es etwas, das ich übersehe. Vielleicht …«
    Markham hielt inne, legte die Stirn in Falten und rannte dann plötzlich aus dem Raum. Unterwegs streifte er sich die Gummihandschuhe ab und warf sie auf den Boden. In seinem Büro angekommen, schlüpfte er in seine Windjacke.
    »Wo wollen Sie denn hin?«, fragte Schaap, der ihm gefolgt war.
    »Noch einmal zum Friedhof. Fangen Sie in der Zwischenzeit mit dem Sternbild Löwe an. Graben Sie

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