Opfermal
alles über das Sternzeichen und seine Ursprünge aus, was Sie finden, seine Geschichte und sein Platz in verschiedenen Kulturen und was weiß ich nicht noch.«
»Die mit den Schriften, meinen Sie?«, fragte Schaap. »Die Kulturen, die vom Arabischen, Ägyptischen und dem ganzen Zeug repräsentiert werden?«
»Ja. Es muss eine Verbindung zum Sternbild geben und möglicherweise auch eine zum Pfählen.«
»Aber warum fahren Sie noch einmal zum Friedhof?«
»Ich glaube, ich habe etwas übersehen. Etwas, das so offensichtlich ist, dass man mich auf der Stelle erschießen sollte.«
»Und was?«
»Eine weitere Botschaft.«
Und dann war er fort.
26
Er war jetzt wieder Edmund Lambert.
Er stellte seinen Pick-up auf dem Parkplatz des Harriot Theaters ab und schaltete die Zündung aus. Lange Zeit saß er einfach da und sah zu, wie der Nieselregen die Windschutzscheibe hinunterlief. Er würde heute Abend die letzte Kostümprobe von Macbeth ansehen müssen, und er musste morgen vor der Premiere da sein, um sich zu vergewissern, dass die Falltür einwandfrei funktionierte. Aber das war’s dann. Endlich wäre der General frei, den nächsten Soldaten zum Dienst einzuziehen – die nächsten Soldaten, wie er sich immer ermahnen musste. Denn damit die Gleichung weiter aufging, schuldete er dem Prinzen zwei von ihnen.
Dann stünde es 6:2 oder 3:1, je nachdem, wie man es betrachten wollte.
Er hatte mit dem Tätowierungskünstler angefangen, dem sündigen Arschficker namens Canning. Der General dachte, dass er nach dem Wunsch des Prinzen der Erste sein sollte, denn der Arschficker namens Canning hatte den letzten Eingang mit eigenen Augen gesehen, hatte ihn sogar berühren, mit seinen Fingern darüber streichen und ihn küssen dürfen.
Aber an dem Abend, an dem der General Canning zu Angel’s gefolgt war und die spanische Dragqueen auf der Bühne erschienen war und so sehr wie ein Löwe ausgesehen hatte, war der General von einem Gefühl übermannt worden, das seiner Salbung im Irak glich. Er hatte sich gefühlt, als wäre sein ganzer Körper in sich zusammengestürzt, genau wie an dem Tag, an dem er offiziell dazu erwählt wurde, der stellvertretende Befehlshaber des Prinzen zu werden.
Und dann war da das Lied; das Lied, das der Junge sang, und zu dem er auf der Bühne herumschlich – ja, dachte der General, der Prinz sprach wie in den alten Tagen zu ihm!
»How could you think, I’d let you get away?
When I came out of the darkness, and told you who you are.«
Dennoch musste der General sicher sein. Und deshalb konsultierte er den Prinzen im Thronzimmer und freute sich zu erfahren, dass er die Botschaften richtig gedeutet hatte. Und als er den Jungen heimlich zu verfolgen begann und entdeckte, dass alle Dragqueens den Hintereingang benutzten, wusste er, was er zu tun hatte.
Das Ende des Monats rückte näher, und am Abend vor der Show fuhr der General seinen Transporter vor den alten Bretterzaun, der die Gasse hinter dem Nachtklub vom Parkplatz eines leer stehenden Lagerhauses trennte. Er lockerte eins der Bretter, schlüpfte durch die Öffnung und beschloss, dass er am besten hinter der Mülltonne wartete und von dort zuschlug.
In der darauffolgenden Nacht schien zunächst alles nach Plan zu verlaufen. Der General verfolgte den Bus der Dragqueen, wie er es so oft getan hatte, und wartete auf dem Parkplatz hinter dem Klub, auf der anderen Seite des Zauns, wo er lauschte, bis er den Applaus hörte. Dann bezog er hinter der Mülltonne Stellung. Es fing zu regnen an, aber der General lächelte nur. Göttliche Fügung, dachte er, denn der Regen würde verhindern, dass mögliche Zeugen auf der Straße waren.
Als der General jedoch zwanzig Minuten später den jungen Arschficker mit einem Fremden aus dem Klub kommen sah, geriet er urplötzlich in Panik. Die Männer stritten auf Spanisch. Der General verstand nicht alles, was sie sagten, aber er hörte, dass das Wort dinero wiederholt fiel. Er hatte in der Armee genügend Spanisch aufgeschnappt, um zu wissen, dass dinero Geld bedeutete – doch die Männer wurden immer lauter, bis der Fremde die Dragqueen schließlich auf die Knie zwang und den Reißverschluss seiner Hose öffnete.
Der General sah zu und lauschte, wie die Dragqueen den Fremden in den Mund nahm, und hatte plötzlich das Gefühl, dass ihm sein ganzer Plan entglitt. Er würde sie beide töten müssen, wenn er sich die Dragqueen heute Nacht schnappen wollte – und er würde vielleicht keine neue Chance
Weitere Kostenlose Bücher