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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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Schwuler war, er spürte es. Was zum Teufel hoffte er hier also zu finden?
    Aber jetzt, da du Guerrera mit dem Angel’s in Verbindung bringen kannst, ertönte eine Stimme in seinem Kopf, jetzt, da du weißt, dass er in der Nacht, in der er starb, bei Rodriguez war – jetzt musst du kein Sherlock Holmes sein, um dieses Rätsel zu lösen.
    Vielleicht hat Guerrera Rodriguez erpresst. Vielleicht ist er ihm zum Angel’s gefolgt und hat gedroht, es seiner Familie zu erzählen. Er könnte einfach nur im falschen Moment am falschen Ort gewesen sein.
    Es wäre möglich. Aber damit können wir drei von vier Opfern sicher mit dem Angel’s Club in Verbindung bringen. Höchstwahrscheinlich hielt Vlad Guerrera für schwul, als er ihn in der Gasse mit Rodriguez sah. Deshalb spricht viel dafür, dass Donovan ebenfalls vom anderen Ufer war.
    Markham betätigte zur Antwort die Toilettenspülung.
    Also gut, fuhr die Stimme in seinem Kopf fort. Was, wenn Donovan nicht schwul war …
    »Das bedeutet dann, dass Vlad einen anderen Grund hatte, ihn zu töten«, sagte Markham zu seinem Spiegelbild. Er wusch sich die Hände und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, trocknete sich ab und ging nach oben.
    Er begann im Elternschlafzimmer, durchwühlte die oberste Kommodenschublade des Anwalts und holte die Porno- DV D s heraus. Es waren drei Stück – anspruchsvollere, »durchdachtere« Ware vom Beginn des neuen Jahrtausends, mit Hauptdarstellern, von denen er noch nie gehört hatte. Andererseits hatte er seit dem College keinen Porno mehr gesehen. Die einzigen DV D s in seinem Regal stammten aus der Criterion Collection, einem Filmverleih, der »bedeutende Klassiker und zeitgenössische Filme« für Kinoenthusiasten herausgab. Markham betrachtete sich nicht als solchen, dennoch zog es ihn häufig zu eher intellektuellen Filmen hin. Eins seiner wenigen Vergnügungen außerhalb der Arbeit; eins der wenigen Hobbys, für die er sich seit dem Tod seiner Frau begeistern konnte.
    Markham betrachtete die Pornostreifen und wünschte sich plötzlich, er wäre daheim in seinem Townhouse und würde seine eigenen DV D s auspacken. Er hatte den geheimen Vorrat des Anwalts schon in der letzten Woche gefunden, es jedoch für klüger gehalten, Tracy Donovan nichts davon zu sagen, dass er bereits in ihrem Haus herumgeschnüffelt hatte.
    Er öffnete die Hüllen und überprüfte die Label, fuhr mit den Fingern über die Scheiben und fragte sich, ob Donovan die Filme gegen Schwulenpornos ausgetauscht haben könnte. Dann legte er die DV D s in die Schublade zurück und verließ das Schlafzimmer; er kam sich idiotisch vor. Er spazierte durch die Kinderzimmer, durch das große Extrazimmer, in dem Tracy Donovan ihre Tretmühle aufgestellt hatte, durch die Badezimmer im Obergeschoss. Er hielt sich nicht mit den Familienfotos im Erdgeschoss auf, wie er es in der Vorwoche getan hatte, leuchtete mit seiner Taschenlampe nicht in die Küchenschränke oder hinter die Kartons auf dem Dachboden.
    Er landete schließlich in Randall Donovans Arbeitszimmer, wo er sich in den großen Ledersessel des Anwalts setzte, die Beine auf den Schreibtisch legte und lange Zeit im Dunkeln dem Regen lauschte. Die Luft hing kalt in seinen nassen Sachen, die leeren Räume über ihm waren wie ein schlechtes Gewissen. Die Bücher und Papiere des Anwalts hatte das FBI bereits durchsucht, auch der Safe in der Wand war leer. Alles, was von Bedeutung zu sein schien, war nach Quantico gebracht worden. Markham hatte die neueste Inventarliste bereits von Sentinel ausgedruckt, was sollte es hier also noch zu finden geben?
    Markham schaltete die Schreibtischlampe an und holte Donovans Akte aus seiner Aktentasche. Er überflog das Beweismittelinventar und sah, dass Donovans Festplatte noch immer in Quantico analysiert wurde. Er würde den Leuten dort sagen müssen, wonach sie jetzt suchen mussten – vielleicht gab es etwas, das vom FBI bei der ersten Prüfung übersehen worden war; irgendeine Kleinigkeit, die möglicherweise erst jetzt im Licht seiner neuen Theorie über den Zusammenhang mit dem Sternbild Löwe auffiel. Dasselbe galt für den Computer der Rodriguez’. Auch dieser war nach Quantico geschickt worden.
    Wenn sie nichts finden, dachte Markham, bringe ich Marla Rodriguez den Computer persönlich zurück. Vergiss die kleine Schwester des schönen Löwen nicht.
    Der schöne Löwe …
    Markham sah unwillkürlich auf Donovans Akte hinunter – ein Bild war aufgeblitzt, vage, unklar,

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