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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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gefärbt mit etwas, das Alan Gates letzte Woche in seinem Stadthaus gesagt hatte. Er blätterte die Akte durch, fand seine Kopie des ursprünglichen Polizeiberichts und las die Beschreibung des Tatorts durch – die Ergebnisse der Fingerabdruckanalyse von Donovans Wagen. Die Spurensicherung hatte nichts gefunden, aber es waren nicht die Fingerabdrücke des Täters, die Markham interessierten.
    »Donovans Wagen«, las er laut. »Ein roter Peugeot 307 Cabrio, Baujahr 2004.«
    Ein Importfahrzeug, teuer und schwer zu finden.
    Peugeot … Peugeot …
    Markham lief schnell aus dem Büro, tastete sich durch das dunkle Haus und verließ es durch die Küchentür. Er schaltete das Garagenlicht an. Donovans roter Peugeot stand am anderen Ende, hinter einem weißen BMW .
    Donovan sprang über einen Stapel Kiste und landete genau vor dem Kühlergrill des Wagens.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, murmelte er.
    Das Peugeot-Logo schien ihm regelrecht entgegenzufunkeln.
    Die Antwort hatte die ganze Zeit auf der Kühlerhaube von Randall Donovans Auto auf ihn gewartet.
    29
    Donnerstag, 13. April
    Cindy Smith traf eine Stunde vor der verlangten Zeit um halb sieben in ihrer Garderobe ein, wo die Blumen ihrer Mutter bereits auf sie warteten – ein Dutzend weiße Rosen und eine Karte auf der stand: Hals- und Beinbruch, Kleines! Alles Liebe, Mom.
    Cindy lächelte. Viel zu teuer, das hätte sie nicht tun sollen – ach, aber was bin ich froh, dass sie es getan hat!
    Cindy fühlte sich bereit, ausgeruht und entspannt. Sie hatte bis Mittag geschlafen und ihr Biologie-Seminar um 13.00 Uhr für das Fitnessstudio sausen lassen. Cindy hasste Biologie – sie hasste allgemein alles, was mitNaturwissenschaften und Mathematik zu tun hatte –, würde aber wahrscheinlich gerade noch ein A-minus hinkriegen, wenn sie sich zum Ende hin reinkniete. Cindy hasste A-minus. Sie hatte drei Jahre lang eine solide 3,8 gehalten und wusste nicht genau, wie ein A-minus ihren Notendurchschnitt beeinflussen würde – sie befürchtete, es könnte ihn um ein, zwei Punkte fallen lassen, und sie machte sich plötzlich Sorgen, ein 3,79 in ihrem Zeugnis stehen zu sehen.
    Du bist viel zu perfektionistisch, hörte sie ihre Mutter sagen.
    Da hast du recht, Mom, erwiderte Cindy und ordnete die Blumen in der Vase so, dass sie jede einzelne sehen konnte.
    Cindy holte ihr Skript aus dem Rucksack und legte es genau in die Mitte ihres Garderobentischs. Dann ordnete sie alles parallel und im rechten Winkel: ihr Make-up, das Haarspray und die Haarbürste, ihre Hustenbonbons und ihre Kaffeetasse. Unordentlicher Schreibtisch, unordentlicher Verstand, hatte sie einmal jemanden sagen hören. Zwangsgestörte Arschkriecherin  – so nannte Amy Pratt, diese falsche Schlampe, sie hinter ihrem Rücken, wie Cindy wusste. Aber es war ihr egal. Immerhin wurde Amy Pratt hinter ihrem eigenen Rücken noch Schlimmeres genannt.
    Cindy wechselte in ein Harriot-T-Shirt und eine Trainingshose, dann schaltete sie ihren iPod an, ging auf den Ordner VOR DEM AUFTRITT und aß im Warteraum hinter der Bühne ihr Supermarkt-Sushi. Sie hatte sich diesen Luxus für den Premierenabend geleistet; zwar tat es ihr leid, dass sie die Lasagne nicht gegessen hatte, die ihre Mutter ihr aufgehoben hatte, aber sie wollte nichts allzu Schweres im Magen haben.
    Die Musik in ihren Kopfhörern stammte aus dem Film Amadeus. Einer ihrer Professoren hatte einen Ausschnitt daraus im Kurs Theatergeschichte gezeigt, und aus irgendeinem Grund hatte sich Cindy in die Musik verliebt. Sie hatte noch am selben Nachmittag den gesamten Soundtrack heruntergeladen und ihn sich seither jeden Tag angehört. Die Musik erdete sie, sie ließ sie mehr sie selbst sein – was immer das bedeutete – und hatte ihr sogar dabei geholfen, ihr erstes großes Vorsprechen am Harriot Theater zu gewinnen. Jetzt gehörte Amadeus fest zu ihrem Ritual vor dem Auftritt, zu einem komplizierten Glückszauber, und Cindy war überzeugt, ihre Darstellung würde ohne die Musik leiden.
    Abergläubisch? Mehr als abergläubisch, dachte Cindy. Und auch wenn sie gar nicht so hungrig war, wusste sie, dass sie später in der Garderobe auch eine Orange essen musste. Cindy hatte diese kleine Gewohnheit im Vorjahr von einem Gastkünstler angenommen, der schwor, dass er sich dann auf der Bühne besser konzentrieren konnte. Cindy war sich nicht sicher, ob ihr die Orange half oder nicht, nichtsdestoweniger war auch sie zu einem Teil ihres Rituals vor dem Auftritt

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