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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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er. Cindy sah ihm an, dass er noch eine höhnische Bemerkung hinterherschicken wollte, aber in diesem Moment erhielt sie Entlastung über die Sprechfunkanlage.
    »Test, eins, zwei, drei«, sagte der Bühnenmanager. »Noch zehn Minuten bis zum offiziellen Aufruf. Vergesst nicht, euch in die Anwesenheitsliste einzutragen.«
    Und im Nu war Cindy von der Couch gesprungen. Sie hatte sich schon vor fast einer Stunde eingetragen, aber sie konnte sich die Gelegenheit zur Flucht nicht entgehen lassen. Sie machte ihren iPod lauter und eilte an einer Gruppe Studenten vorbei den Gang entlang, direkt zur Elektrowerkstatt. Sie hoffte, die Tür war unverschlossen – sie wollte sich eine ruhige Ecke suchen, um ihren Text zu Ende durchzugehen, bevor sie in ihre Garderobe zurückkehrte.
    Ich hätte eine von den Hauptdarsteller-Garderoben im ersten Stock kriegen sollen, dachte sie und tadelte sich gleichzeitig, weil sie so eine Diva war. Wen interessiert es, dass dieser Blödmann und seine Jungs mehr schnelle Kostümwechsel haben …
    Der Türknauf bewegte sich genau in dem Moment von ihr fort, in dem sie danach greifen wollte, und sie erschrak so sehr, dass ihr einer ihrer Ohrstöpsel herausfiel.
    Es war Edmund Lambert.
    Er stand in der Tür zur Elektrowerkstatt und betrachtete sie – schwarzes T-Shirt, das Gesicht staubig, aber ungerührt. Cindy wusste, er hatte die Falltür überprüft, um sich zu vergewissern, dass alles einwandfrei funktionierte. Der ist noch zwanghafter als ich, dachte sie und spürte ihr Gesicht bei dem Gedanken heiß werden, dass sie ihn nur umso lieber mochte deswegen. Sie hatte in der letzten Woche nicht viel Zeit gehabt, mit ihm zu sprechen – sie hatten sich ständig verpasst, weil er entweder mit Jennings draußen im Zuschauerraum gewesen war oder unter der Bühne in der Hölle – und sie hoffte, er bemerkte nicht, wie glücklich sie war, ihn endlich allein anzutreffen.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte schauen, ob die Tür vielleicht offen ist. Ich brauche einen ruhigen Platz, wo ich mich vor der Vorstellung konzentrieren kann.«
    »Ich kann die Tür abschließen, wenn du willst«, sagte Edmund. Cindy war verwirrt. »Dann kann dich niemand stören. Die Tür kann nur von außen abgeschlossen werden. Jennings hat mir die Schlüssel gegeben. Du kannst dann einfach gehen, wenn du fertig bist. Siehst du?«
    Er schloss die Tür ab und drehte den inneren Knauf; dann demonstrierte er, dass sie von innen immer noch aufging.
    »Das wäre super, Edmund. Danke.«
    Er lächelte und ließ sie herein, klappte ihr einen Stuhl auseinander und stellte ihn in die Ecke hinter ein Regal mit Verlängerungskabeln. Er war so cool in ihrer Nähe – aber auf eine gute Weise, fand Cindy, nicht distanziert oder überheblich, aber auch nicht verlegen oder zu sehr bemüht, sich gewandt zu geben wie Bradley Cox. Edmund Lambert war einfach … nun ja … präsent war das einzige Wort, das ihr einfiel, um ihn zu beschreiben. Er hörte ihr zu, wenn sie sprach, hörte wirklich zu, um des Zuhörens willen. Ohne Hintergedanken. Ohne irgendwelche Absichten, dass er sie flachlegen wollte. Er war einfach da und nahm sie auf mit seinen blauen Augen. Und wenn er lächelte – was sie ihn nie bei den anderen Mädchen tun sah –, nun, dann musste sie sich nie fragen, ob dieses Lächeln echt war.
    Aber was Cindy wirklich an Edmund Lambert gefiel, war, wie sie sich fühlte, wenn sie zurücklächelte.
    »Ich werde mir die Aufführung heute Abend ansehen«, sagte er. »Aber ich gehöre nicht zur Bühnencrew. Ich bin erst wieder zum Fototermin am Sonntag da, es sei denn, etwas geht mit der Falltür schief. Das heißt, von jetzt an brauchst du einen Bühnenmanager, wenn du hier reinwillst.«
    »Ich denke, morgen komme ich schon klar«, sagte Cindy. »Wenn hier abgesperrt ist, suche ich mir etwas anderes – aber für heute ist es toll. Nur Premierenfieber, schätze ich.«
    »Du brauchst nicht nervös zu sein«, sagte er. »Du machst deine Sache großartig. Du stiehlst Bradley Cox die Schau.«
    Edmund brachte sein Kompliment so nüchtern vor, doch zugleich so ohne Kleinlichkeit gegenüber Bradley Cox, dass Cindy fühlte, wie sie rot wurde.
    »Danke«, sagte sie. »Das freut mich wirklich sehr. Und das hier auch. Dass ich mich hier warm machen und konzentrieren darf, meine ich.«
    »Kein Problem. Ich bin in etwa zwanzig Minuten zurück, aber ich werde dich nicht stören, falls du immer noch da bist. Hals- und Beinbruch heute

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